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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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könne, ein Instrument von so hohem Wert in einem praktisch unbewohnten Haus zu lassen. Wir überlegten uns eine Lösung, auch weil ich eine fachmännische Bestätigung für meine Vermutung haben wollte, nämlich dass es sich um eine echte Guarnieri handelte. Sie schlug vor, ich solle die Geige zu mir nehmen. Ich wollte eine solche Verantwortung nicht auf mich nehmen, doch es gelang ihr, mich zu überreden, sie wollte nicht mal einen Beleg dafür haben. Sie brachte mich wieder nach Hause, und ich gab ihr eine meiner Geigen als Ersatz, die sie in den alten Geigenkasten legen sollte. Es hätte nichts ausgemacht, wenn sie gestohlen worden wäre: Sie war nur ein paar hunderttausend Lire wert. Am nächsten Morgen versuchte ich einen Freund in Mailand zu erreichen, der in Sachen Geigen der größte Experte ist, den es gibt. Seine Sekretärin sagte mir, er sei auf Weltreise und komme nicht vor Ende dieses Monats zurück.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte der Commissario, »ich bin bald wieder da.«
    Er rannte hinaus und rannte bis ins Kommissariat. »Fazio!«
    »Zu Befehl, Dottore!«
    Montalbano schrieb einen Zettel, unterzeichnete ihn und beglaubigte ihn mit dem Kommissariatsstempel.
    »Komm mit.«
    Sie fuhren mit seinem Auto, er hielt nah bei der Kirche.
    »Gib diesen Zettel Dottor Licalzi, er muss dir die Hausschlüssel geben. Ich kann nicht zu ihm hin, wenn ich in die Kirche gehe und die Leute mich mit dem Dottore reden sehen, dann brodelt die Gerüchteküche in der Stadt.«
    Keine fünf Minuten später waren sie schon Richtung Tre Fontane unterwegs. Sie stiegen aus dem Wagen, und Montalbano öffnete die Haustür. Innen roch es miefig, stickig, und das lag nicht nur an den geschlossenen Räumen, sondern auch an den Pulvern und Sprays, die bei der Spurensicherung verwendet worden waren. Gefolgt von Fazio, der keine Fragen stellte, öffnete er die Vitrine, entnahm den Geigenkasten, ging aus dem Haus und machte die Tür zu.
    »Warte, ich will was nachsehen.«
    Er ging um das Haus nach hinten, das hatte er die beiden anderen Male, als er dagewesen war, nicht gemacht. Hier war eine Art Entwurf dessen, was einmal ein großer Garten hätte werden sollen. Rechts erhob sich, direkt neben dem Haus, eine riesige Eberesche; diese Bäume tragen leuchtendrote, säuerlich schmeckende kleine Früchte, die Montalbano als Kind pfundweise gegessen hatte.
    »Du müsstest bis zum obersten Ast raufklettern.«
    »Wer? Ich?«
    »Nein, dein Zwillingsbruder.«
    Fazio setzte sich unwillig in Bewegung. Er war nicht mehr der Jüngste und fürchtete, herunterzufallen und sich das Genick zu brechen.
    »Oben wartest du.«
    »Sissi, als Kind hab ich ja für Tarzan geschwärmt.«
    Montalbano machte die Tür wieder auf, ging in das obere Stockwerk, schaltete das Licht im Schlafzimmer ein - hier schnürte einem der Gestank die Kehle zu - und zog die Rollläden hoch, die Fenster ließ er geschlossen.
    »Siehst du mich?«, schrie er Fazio zu.
    »Sissi, ganz deutlich!«
    Montalbano ging aus dem Haus, schloss die Tür und steuerte auf den Wagen zu.
    Fazio war nicht da. Er saß im Baum und wartete darauf, dass ihm der Commissario sagte, was er zu tun habe.
    Als er Fazio mit den Hausschlüsseln, die er Dottor Licalzi zurückgeben sollte (»Sag ihm, dass wir sie vielleicht noch mal brauchen«), vor der Kirche abgesetzt hatte, fuhr er zur Wohnung von Maestro Cataldo Barbera. Er nahm immer zwei Stufen auf einmal. Der Maestro öffnete ihm; er hatte den Frack abgelegt und trug jetzt Hose und Rollkragenpullover, aber immer noch denselben weißen Seidenschal mit der goldenen Nadel.
    »Kommen Sie mit rüber«, sagte Cataldo Barbera. »Das ist nicht nötig, Maestro. Nur eine Minute. Ist das der Geigenkasten, in dem die Guarnieri lag?«
    Der Maestro nahm den Kasten in die Hand, betrachtete ihn aufmerksam und gab ihn dann zurück.
    »Ja, das ist er wohl.«
    Montalbano öffnete den Geigenkasten und fragte, ohne das Instrument herauszunehmen:
    »Ist das die Geige, die Sie der Signora gegeben haben?«
    Der Maestro trat zwei Schritte zurück und streckte eine Hand nach vorn, als wollte er eine Schreckensszene möglichst weit von sich fernhalten.
    »Aber dieses Objekt würde ich nicht mal mit dem kleinen Finger anfassen! Ich bitte Sie! Das ist ein Serienprodukt! Ein Affront für eine echte Geige!«
    Damit war bestätigt, was ihm die Stimme der Geige offenbart, vielmehr was sie ans Licht gebracht hatte. Weil er ihn unbewusst schon immer wahrgenommen hatte: den Unterschied

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