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Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Titel: Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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der Schmetterlingskunde, bitte nehmen Sie das zur Kenntnis, eine kleine Schmetterlingssammlung besitze …« Bei diesen Worten verlor Montalbano sich in Gedanken. Einst, zumindest danach zu urteilen, was er in Romanen des achtzehnten Jahrhunderts gelesen hatte, war eine Schmetterlingssammlung recht nutzbringend, weil sie ein ausgezeichneter Vorwand war, um ein schönes Mädchen ins Bett zu kriegen.
    »Kommen Sie doch mit und schauen Sie sich meine Schmetterlingssammlung an«, säuselten die schnurrbärtigen Verführer in ihren engen Beinkleidern. Die jungen Damen ließen sich ködern oder taten so, als wollten sie nach dem Köder schnappen, und wurden unweigerlich genauso aufgespießt wie die Schmetterlinge. Mit der Zeit gewannen die jungen Damen an Erfahrung, und wenn einer keine beeindruckende Sammlung von Scheckbüchern besaß… »Hallo, hören Sie mich?«, fragte Leontini. »Ja, ja, natürlich. Fahren Sie fort.«
    »Als ich also dieses Foto im Fernsehen sah, habe ich zu meinem Schwiegervater gesagt, dass ich vielleicht… Aber möglicherweise wissen Sie ja schon alles.«
    Er brauchte eine Ermutigung, dieser Signor Leontini.
    »Ich weiß absolut gar nichts, glauben Sie mir.«
    »Gut. Dieser Schmetterling ist mit Sicherheit eine Sphinx.«
    Heilige Madonna, was hat denn jetzt die Sphinx mit dem Schmetterling zu tun? Befand die Sphinx sich denn nicht in Ägypten? Das hatte gerade noch gefehlt! »Pardon, aber inwiefern eine Sphinx?«
    »Die Sphinxen stellen eine besondere Spezies von Schmetterlingen dar; man kennt über einhundertzwanzigtausend Arten von ihnen, wissen Sie. Doch im Wesentlichen werden die Lepidopteren in zwei Unterordnungen unterteilt, in die Homoneuren, deren wichtigste Familie die der Epialiden ist, und in die Heteroneuren…«
    »Bezieht sich das auf die sexuelle Ausrichtung?«, fragte Montalbano völlig benommen. »Ich verstehe nicht ganz«, sagte Leontini. »Na ja, Sie haben Homoneuren und Heteroneuren gesagt, und da dachte ich…«
    »Sex hat damit gar nichts zu tun.«
    »Entschuldigung.«
    »Zu den Heteroneuren zählen die Familien der Tineiden, der Tortriciden, der Aluxitiden und der Pyraliden…« Und die Atriden nicht?
    »… die, kurz gesagt, als Mikrolepitopteren bekannt sind, dazu gehören auch die Motten …«
    Montalbano schüttelte sich. Er weigerte sich, eine kleine armselige Motte als Schmetterling anzuerkennen. »Hören Sie, Signor Leontini, würden Sie bitte wieder auf die Sphinx zu sprechen kommen?«
    »Natürlich, verzeihen Sie die Abschweifung. Charakteristisch für die Sphinxen ist ein dicker, behaarter Leib und der Umstand, dass die Hinterflügel kleiner sind als die Vorderflügel.«
    »Aber wieviele Flügel haben Schmetterlinge denn?«
    Leontini zögerte einen Augenblick, bevor er antwortete. Ganz zweifellos fragte er sich, wie es auf der Welt Menschen geben konnte, die sich noch nie in ihrem Leben einen Schmetterling genauer angeschaut hatten. »Vier.«
    Das war ihm nie aufgefallen, und er schämte sich ein bisschen.
    »Die Sphinxen sind Wanderinnen«, fuhr Leontini fort. »Was heißt Wanderinnen? Haben die nicht nur eine ganz geringe Lebensdauer?«
    »Diese Spezies schafft es, sogar den Ozean zu überfliegen.«
    »Was erzählen Sie mir denn da?«
    »Es stimmt tatsächlich, viele wissen das nur nicht. Zur Zeit der Wanderung fliegen sie in gerader Linie. Wenn sie angekommen sind, fliegen sie wieder so, wie es für sie charakteristisch ist, nämlich in dem Anschein nach kurzen, gebrochenen, geradezu unsicheren, verworrenen Linien. Ah, fast hätte ich es vergessen: Es sind Nachtfalter, sie bewegen sich bei Nacht fort. Sie haben mit Sicherheit schon mal welche gesehen.«
    Wie sollte er denn! Er sah ja selbst an einem hellen Frühlingsmorgen keine Schmetterlinge. »Sagen Sie mir, Signor Leontini, ob diese Schmetterlinge ein Herkunftsland haben oder ein Land, in dem sie bevorzugtvorkommen.«
    »Schauen Sie, viele Schmetterlinge sind, wie soll ich sagen, ortsgebunden. Sie finden, um nur einige Beispiele zu nennen, die Catopsilia argante in Peru, die Morpho cypris in Kolumbien, die Papilio deiphontes auf den Molukken, die Lycorea cleobaea wieder in Kolumbien, die …«
    Heilige Madonna, hier war die Sintflut losgegangen!
    »Und die Sphinxen, wo finde ich die?«
    »Diesem Schmetterling ist jeder Standort recht, solange es dort Kartoffeläcker gibt.«
    »Wieso?«
    »Weil die Larven der Sphinx auf Kartoffeln leben.« Er dankte Leontini, er dankte Rektor Burgio, er legte auf. Jetzt

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