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Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Titel: Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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bestehen? Könnte es sich nicht um einen satanischen Ritus handeln, der …«
    Er schaltete das Fernsehgerät aus. Satanischer Ritus! So was Bescheuertes! Abgesehen von der Tatsache, dass man die beiden Säcke vier Kilometer vom Critaru entfernt gefunden hatte, war herausgekommen, dass sie wegen einer Operation der Carabinieri gegen illegale Schlachtungen dort zurückgelassen worden waren.
    Montalbano haderte mit der gesamten Schöpfung und ging zu Bett. Doch vorher nahm er fluchend noch ein Aspirin. Im Hinblick auf die durchnässte Kleidung am Vormittag und das verflixte Alter war es wahrscheinlich besser, Vorsorge zu treffen.
    Als er nach einer etwas unruhig verbrachten Nacht am nächsten Morgen wach wurde und das Fenster öffnete, blühte er richtig auf. Die Sonne schien von einem blank geputzten Himmel wie im Juli, man hätte meinen können, sie wäre gerade frisch gereinigt worden. Das Meerwasser, das den Strand zwei Tage lang völlig überspült hatte, war zurückgegangen, hatte den Strand aber mit Tüten, leeren Dosen, Plastikflaschen, durchlöcherten Schachteln und sonstigem Unrat verdreckt. Montalbano erinnerte sich, dass in längst vergangenen Zeiten das Meer, wenn es sich zurückzog, auf den Stränden duftende Algen und wunderschöne Muscheln hinterließ, was wie ein Geschenk des Meeres an die Menschen war. Jetzt dagegen gab es uns nur unseren eigenen Dreck zurück.
    Und ihm fiel auch wieder ein Drama mit dem Titel »Die Sintflut« ein, das er als Junge gelesen hatte. Dessen Grundidee war, dass die nächste Sintflut nicht durch den Regen entstehen würde, sondern dadurch, dass sich alle Klos, alle Pissoirs, alle Kanalrohre, alle Senkgruben der Welt auf einmal ergießen würden, bis wir in unserer eigenen Scheiße ertrunken wären.
    Er trat auf die Veranda hinaus und stieg zum Strand hinunter.
    Dabei bemerkte er, dass der Hohlraum zwischen dem Betonsockel, der den Boden der Veranda trug, und dem Sand mit einer beachtlichen Ansammlung von mehr oder weniger stinkendem Zeug vollgestopft war, unter anderem auch mit einem Hundekadaver.
    Er fluchte wie ein Wahnsinniger, kehrte ins Haus zurück, zog ein Paar Küchenhandschuhe über, griff sich einen Haken, der Adelina zu geheimnisvollen Zwecken diente, stieg wieder zum Strand hinunter, warf sich auf den Bauch und fing an sauber zu machen.
    Nach einer Viertelstunde spürte er ein Stechen in der Schulter, das ihn lähmte. Warum tat er sich in seinem Alter nur so etwas an?
    Ist es denn wirklich schon so weit mit mir gekommen?, fragte er sich.
    Doch sein Stolz regte sich, und trotz der Schmerzen gab er nicht auf. Als er den ganzen Dreck in zwei große Müllsäcke gestopft hatte, taten ihm sämtliche Knochen weh. Doch er musste weitermachen, denn ihm war eine Idee gekommen. Er ging ins Haus, schrieb in Druckbuchstaben ARSCHLOCH auf ein weißes Blatt Papier und befestigte es an einem der beiden Säcke. Dann nahm er sie, verfrachtete sie in den Kofferraum seines Wagens, duschte sich, zog sich an und fuhr los.

Drei
    Nachdem er durch eine Ortschaft gefahren war, die Rattusa hieß, entdeckte er eine Telefonzelle, die wie durch ein Wunder sogar funktionierte. Er hielt an, stieg aus und wählte eine Nummer.
    »Sprech ich mit dem Journalisten Ragonese?«
    »Am Apparat. Wer spricht da?«
    »Ich heiß Russo, Russo Luicino und bin ’n Jäger«, sagte Montalbano mit verstellter Stimme.
    »Dann erzählen Sie mal, Signor Russo.«
    »Die Sache hat sich wiederholt«, sagte der Commissario in verschwörerischem Ton.
    »Was denn für eine Sache?«
    »Die mit dem satanischen Ritus, von der Sie gestern Abend im Fernsehen geredet ham. Ich hab noch zwei so Säcke gefunden.«
    »Im Ernst?«, fragte Ragonese, der sofort hellhörig wurde. »Und wo haben Sie sie gefunden?«
    »Hier«, sagte Montalbano, der den Idioten spielte.
    »Wo ist hier?«
    »Hier, wo ich grad bin.«
    »Ja, schon, aber wo sind Sie denn?«
    »Im Ortsteil Spiranzella, genau da, wo so vier große Olivenbäume stehen.«
    Fünfzig Kilometer von der Wohnung des Journalisten entfernt.
    »Was soll ich ’n jetz machen? Soll ich die Polizei rufen?«, fragte Montalbano.
    »Bloß nicht! Das machen wir gleich zusammen. Bleiben Sie einfach, wo Sie sind. Und sagen Sie ja zu niemandem ein Wort. Ich bin sofort bei Ihnen.«
    »Kommen Sie allein?«
    »Nein, mit einem Kameramann.«
    »Nimmt der mich denn?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nimmt der mich dann auf? Komm ich dann ins Fernsehen? Weil, dann sehn mich ja alle, und ich kann ein

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