Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Titel: Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
bisschen angeben.«
    Er stieg wieder in seinen Wagen, kam zum Ortsteil Spiranzella, stellte die beiden Säcke unter einem der vier Olivenbäume ab und fuhr wieder los.
    Er betrat das Kommissariat und fand Catarella an seinem Platz vor.
    »Hattest du nicht Fieber?«
    »Ich hab’s weggekriegt, Dottori.«
    »Wie denn?«
    »Ich hab vier Aspirine genommen, ein Glas Glühwein getrunken, und dann hab ich mich hingelegt und mich gut zugedeckt. Danach war’s weg.«
    »Wer ist im Kommissariat?«
    »Fazio ist noch nicht da, und Dottori Augello hat angerufen, er hatte immer noch leichte Temperamentur, aber er meldet sich im Lauf des Vormittags noch mal.«
    »Gibt’s irgendwas Neues?«
    »Da ist ein Herr, der mit Ihnen sprechen will, sein Name ist, warten Sie, ich muss ihn ablesen, ich hab ihn mir auf einen Zettel geschrieben, ein ganz einfacher Name, aber ich hab ihn vergessen, Moment, hier ist er, er heißt Giacchetta, wie die Jacke.«
    »Und das soll ein Name sein, den man vergessen kann?«
    »Mir passiert so was, Dottori.«
    »Na gut, ich geh jetzt in mein Büro, und du schickst ihn dann zu mir rein.«
    Der Mann, der Montalbanos Büro betrat, war ein gut gekleideter, distinguierter Mann um die vierzig, mit gepflegtem Haarschnitt, Brille und dem Aussehen eines perfekten Bankangestellten.
    »Nehmen Sie Platz, Signor Giacchetta.«
    »Giacchetti. Mein Name ist Fabio Giacchetti.«
    Montalbano fluchte im Stillen. Warum vertraute er eigentlich immer noch darauf, dass Catarella ihm den richtigen Namen nannte?
    »Was kann ich für Sie tun, Signor Giacchetti?«
    Der setzte sich, zupfte die Bügelfalte seiner Hose zurecht, strich sich über das Oberlippenbärtchen, lehnte sich gegen die Rückenlehne des Stuhls und blickte den Commissario an.
    »Also?«
    »Eigentlich bin ich mir gar nicht sicher, ob es richtig war herzukommen.«
    Oh, heilige Jungfrau! Er hatte es mit einem Unentschlossenen zu tun, mit einem Bedenkenträger, der schlimmsten Sorte unter all denen, die ein Kommissariat betreten.
    »Nun ja, das ist eine Sache, die Sie selbst entscheiden müssen. Ich kann Ihnen da keinerlei Hilfestellung geben, wie man das bei Quiz-Sendungen nennt.«
    »Die Sache ist die: Ich habe letzte Nacht etwas beobachtet … Ich weiß nicht, nun ja … etwas … Ich weiß nicht, wie ich es nennen soll.«
    »Wenn Sie sich entschließen, es mir zu erzählen, schaffen wir es vielleicht gemeinsam, eine Definition dafür zu finden«, sagte Montalbano, der eine leichte Gereiztheit in sich aufsteigen spürte. »Wenn Sie es mir allerdings nicht erzählen, dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag.«
    »Also, im ersten Augenblick kam es mir vor … Na ja, zuerst dachte ich, es wäre ein Straßenpirat. Sie wissen, was das für welche sind?«
    »Ja, ich kann einen Straßenpiraten von einem Seepiraten unterscheiden. Letztere sind die mit der Augenklappe und dem Holzbein. Hören Sie, Signor Giacchetti, ich hab meine Zeit nicht in der Lotterie gewonnen. Beginnen wir ganz am Anfang, einverstanden? Ich stelle Ihnen ein paar Fragen, sozusagen zum Aufwärmen.«
    »Einverstanden.«
    »Sind Sie von hier?«
    »Nein, ich komme aus Rom.«
    »Und was tun Sie dann in Vigàta?«
    »Seit drei Monaten leite ich die Zweigstelle der Banco Cooperativo.«
    Hatte er’s doch gewusst. Dieser Mann war im Bankgeschäft zu Hause. Man sieht es sofort: Wer in den großen Banken, diesen Kathedralen des Geldes, arbeitet und dort das Kapital anderer Leute verwaltet, der eignet sich zwangsläufig eine gewisse Strenge und Zurückhaltung an, das Gehabe eines Priesters, wenn er so geheime Riten zelebriert wie Geldwäsche, legalen Wucher, Management von Nummernkonten oder illegalen Kapitaltransfer. So jemand leidet kurzum an der gleichen Berufskrankheit wie die Sargträger, die durch ihren täglichen Umgang mit Leichen am Ende selber daherkommen wie wandelnde Tote.
    »Wo wohnen Sie?«
    »Im Augenblick und in Erwartung einer angemessenen Wohnung sind meine Frau und ich zu Gast bei deren Eltern in einer Villa an der Straße nach Montereale. Es handelt sich um ihr Landhaus, das sie uns zur Verfügung gestellt haben.«
    »Gut, wenn Sie mir jetzt sagen wollen, was passiert ist …«
    »In der vergangenen Nacht, gegen zwei Uhr, haben bei meiner Frau die Wehen eingesetzt, woraufhin ich sie ins Auto gesetzt und zum Hospital nach Montelusa gefahren habe …«
    Er war aufgetaut, endlich.
    »Und genau vor den Toren von Vigàta sah ich im Scheinwerferlicht eine Frau, die mit dem Rücken zu mir

Weitere Kostenlose Bücher