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Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Titel: Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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dass er sich so hatte übertölpeln lassen.
    Er stand auf, holte Stift und Papier und fing an, sich selbst einen Brief zu schreiben.
    Lieber Montalbano,
    ganz abgesehen davon, dass die angebliche Vanna Digiulio (denn das ist natürlich nicht ihr richtiger Name) Dich absolut zum Narren gehalten hat, fühle ich mich verpflichtet, Dich auf Folgendes hinzuweisen:
    1) Die Begegnung mit Vanna ergab sich rein zufällig. Aber sobald sie erfahren hatte, dass ihr Retter, also Du, ein bekannter Polizeikommissar ist, verstand sie es, die Situation äußerst geschickt für sich zu nutzen. Was folgt daraus? Dass diese Vanna über ausgezeichnete Reflexe verfügt und sich blitzschnell auf unvorhergesehene Situationen einstellen kann, um den größtmöglichen Vorteil daraus zu ziehen. Ihre unterwürfige Haltung und die Rolle des begossenen Pudels, die Dir so zu Herzen ging, war nur gespielt und kein dilettantisches, sondern ein sehr geschicktes Manöver, um einen Einfaltspinsel wie Dich um den Finger zu wickeln.
    2) Es besteht kein Zweifel, dass Vanna über die Ankunft der Yacht informiert war.
    3) Es besteht kein Zweifel, dass Vanna nicht die Nichte der Yachtbesitzerin ist.
    4) Ebenso wenig gibt es jedoch einen Zweifel, dass sie aus irgendeinem unbekannten Grund mit der Yachtbesitzerin und Kapitän Sperlì bekannt ist (der Blick, den die beiden tauschten, sprach Bände).
    5) Es besteht kein Zweifel, dass Vanna nie an Bord der Vanna war.
    6) Es besteht kein Zweifel, lieber Commissario, dass die Yachtbesitzerin nur deshalb sagte, das Mädchen sei abgereist, weil sie jeden Verdacht zerstreuen und jede weitere Erörterung dieses Themas unterbinden wollte.
    7) Es besteht kein Zweifel, dass Du ohne den geringsten Zweifel in der Scheiße sitzt, wenn Du weiterhin keine Zweifel hast.
    Daher wäre es vielleicht besser, ein paar Zweifel einzuräumen.
    Wenn man es genauer betrachtet, hat Dir Vanna, während sie ihren Caffè Latte trank, einiges über ihre angebliche Tante mitgeteilt, obwohl absolut kein Anlass dazu bestand.
    Sie hat Dir beispielsweise gesagt ,
    1) dass der Ehemann ihrer angeblichen Tante, Arturo, steinreich war.
    2) dass er es war, der die Vanna gekauft und später seiner Frau als Erbe hinterlassen hat.
    3) dass er ständig auf dem Meer herumschipperte (wie es im Übrigen auch die Witwe tut).
    4) dass niemand wusste, auf welche Weise er sein ganzes Geld verdiente. Mit anderen Worten: Mit diesen Bemerkungen ließ Vanna Raum für alle möglichen Spekulationen, auch für die schlimmsten.
    Warum wollte sie diese Zweifel in Dir säen? Sie hätte auch darauf verzichten können. Hat sie aber nicht.
    Denk drüber nach und sei herzlich umarmt.
    Zum Schlafengehen war es noch zu früh, deshalb setzte er sich in den Sessel und schaltete den Fernseher ein. Auf »Retelibera« interviewte sein Freund, der Journalist Nicolò Zito, gerade einen bärtigen Mittfünfziger, der, wie sich herausstellte, Hauptmann Zurlo war, der Cheflotse des Hafens.
    Natürlich sprachen sie über das Thema des Tages, die Entdeckung des Schlauchboots durch die Vanna. Wie immer stellte Zito kluge Fragen.
    »Capitano Zurlo, die Besatzung der Vanna hat das Schlauchboot unweit der Hafeneinfahrt entdeckt. Wo genau?«
    »Etwa eine italienische Meile vor der Hafeneinfahrt.«
    »Warum sagen Sie ›italienische Meile‹? Ist eine Meile nicht eine international einheitliche Größe?«
    »Eine Seemeile ist immer der sechzigste Teil eines Längengrads und entspricht damit theoretisch 1852 Metern. In der Praxis aber entspricht eine Seemeile in Italien 1851 Metern und 85 Zentimetern, in England 1853 Metern und 18 Zentimetern und in den Vereinigten Staaten …«
    »Warum diese Unterschiede?«
    »Um uns das Leben schwer zu machen.«
    »Ich verstehe. Könnte man also sagen, dass das Schlauchboot mit der Leiche sehr nahe am Hafen war?«
    »Gewiss.«
    »Würden Sie uns erklären, warum die Vanna erst Stunden, nachdem sie das Schlauchboot mit der Leiche geborgen hatte, in den Hafen einlief? Wegen des Orkans?«
    Der Cheflotse lächelte.
    »Es war kein Orkan.«
    »Nein? Was dann?«
    »Wir nennen es einen Sturm. Er entspricht Windstärke neun auf der Beaufort-Skala …«
    »Und das heißt?«
    »Dass die Windgeschwindigkeit etwa achtzig Kilometer beträgt und die Wellen eine Höhe von bis zu sechs Metern erreichen können. Die Vanna lief Gefahr, gegen die östliche Kaimauer gedrückt zu werden. Der Hilfsmotor war nicht ganz in Ordnung, deshalb musste das Schiff zunächst wieder aufs

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