Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Titel: Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
trinken?«
    »Gern.«
    Montalbano überließ es ihr, den Automaten zu bedienen, denn er kam mit diesen Apparaten einfach nicht klar.
    Er drückte grundsätzlich den falschen Knopf, und der Automat spuckte statt eines Espresso ein belegtes Brötchen, ein Eis am Stiel oder einen Schokoriegel aus.
    Der Kaffee war gut.
    »Warten Sie bitte hier auf mich.«
    Leutnant Belladonna öffnete eine Tür mit der Aufschrift Unbefugten Zutritt verboten und verschwand. Nach ein paar Minuten kam sie wieder heraus.
    »Also, die Yacht wollte ursprünglich gar nicht hier anlegen. Um sechs Uhr morgens haben sie sich mit uns in Verbindung gesetzt und uns mitgeteilt, wegen des schlechten Wetters müssten sie Kurs auf den Hafen nehmen.«
    Dies bestätigte seine Vermutung und beantwortete die Frage, über die er vor dem Einschlafen nachgedacht hatte: Woher wusste die angebliche Vanna, dass die Yacht am Vormittag einlaufen würde? War sie von jemandem in der Hafenmeisterei oder vielleicht sogar von der Yacht selbst benachrichtigt worden? Er dankte und verabschiedete sich.
    »Ich begleite sie nach unten. Ich will noch eine rauchen.«
    Montalbano leistete ihr Gesellschaft. Sie nannte ihm ihren Vornamen: Laura. Und da sie sofort Freundschaft schlossen, rauchten sie noch eine zweite Zigarette und erzählten einander ein paar persönliche Dinge. Beim Abschied war klar, dass das nicht ihre letzte gemeinsame Zigarettenpause sein würde.

Vier
    Als er aus dem Auto stieg, bemerkte er auf dem Dach des Kommissariats zwei Handwerker, die mit Reparaturarbeiten beschäftigt waren. Während er ihnen so zuschaute, beschlich ihn plötzlich ein schlimmer Verdacht.
    »Schick Fazio zu mir«, sagte er zu Catarella.
    Sein Büro war aufgeräumt und gereinigt worden, nur die Decke war mit feuchten Flecken übersät. Wenn sie trocken war, musste sie neu gestrichen werden. Mit Genugtuung stellte er außerdem fest, dass auf seinem Schreibtisch kein einziges Dokument zur Unterschrift lag.
    »Buongiorno, Dottore.«
    »Hör zu, Fazio, was haben diese Handwerker da draußen für eine Schutzausrüstung? Ich möchte nicht, dass unser Kommissariat dazu beiträgt, die Zahl der Mordfälle am Arbeitsplatz zu erhöhen.«
    Er nannte es schon seit Jahren so, »Mordfälle« und nicht »tödliche Arbeitsunfälle«, denn er war fest überzeugt, dass für neunzig Prozent der tödlichen Unfälle am Arbeitsplatz die Verantwortung beim Arbeitgeber lag.
    »Kein Grund zur Sorge, Dottore, sie tragen Gurte, das ist Ihnen vielleicht entgangen.«
    »Dann ist es ja gut. Fazio, ich brauche deine Hilfe in einer Angelegenheit, die zu deinen Spezialitäten gehört.«
    »Worum geht es?«
    »Du begibst dich unter irgendeinem Vorwand an Bord der Vanna und bringst mir alle meldebehördlichen und sonstigen Daten zur Besitzerin der Yacht, zum Käpt’n und den vier Crewmitgliedern. Du könntest beispielsweise sagen, dass du eine vollständige Liste der Personen erstellen musst, die der Staatsanwalt vernehmen will.«
    Fazio zog die Augenbrauen hoch.
    »Entschuldigen Sie, Dottore, aber was haben deren Personalien mit dem Mordfall zu tun?«
    Eine berechtigte Frage angesichts der Tatsache, dass Fazio nicht darüber informiert war, was es mit der angeblichen Nichte Vanna in Wirklichkeit auf sich hatte.
    »Ich bin nur neugierig.«
    Fazio sah ihn noch ungläubiger an.
    »Und was meinen Sie mit ›meldebehördlichen und sonstigen Daten‹?«, fragte er nach einer Weile.
    »Ich möchte wissen, wie die Atmosphäre an Bord ist, wie sie miteinander klarkommen … Wenn Leute so lange Zeit auf so engem Raum zusammenleben – morgens, mittags, abends und nachts –, entwickeln sie oft einen gewissen Hass aufeinander und können sich gegenseitig nicht mehr ausstehen … Dann genügt ein Wort, und sie sprühen Gift und Galle.«
    Diese Erklärung stellte Fazio zwar offenkundig immer noch nicht zufrieden, aber er traute sich nicht, weiter nachzubohren.
    Am späten Vormittag beschloss Montalbano, in der Gerichtsmedizin anzurufen. Womöglich war es noch zu früh, aber ein Versuch konnte nicht schaden.
    »Montalbano am Apparat. Ich hätte gern Dottor Pasquano gesprochen.«
    »Der Dottore ist im Augenblick beschäftigt«, gab der Telefonist zurück.
    »Könnten Sie mir einen Gefallen tun?«
    »Um was geht’s denn?«
    »Würden Sie den Assistenten fragen, wann der Dottore die Obduktion der Leiche plant, die gestern im Meer gefunden wurde?«
    »Einen Moment bitte.«
    Er meldete sich wieder, als Montalbano gerade mit dem

Weitere Kostenlose Bücher