Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman
wartete.
Er atmete ein paarmal tief durch, dann klinkte er den ersten Karabinerhaken ein. Misstrauisch trat er auf den ersten Eisenstift, der nicht den Eindruck erweckte, einen ausgewachsenen Mann von einem Meter fünfundachtzig und neunzig Kilogramm tragen zu können.
Doch der Stift hielt! Er zog den anderen Fuß nach und trat auf den nächsten Stift. Durch den Überhang wurde sein ganzer Körper wie von einer fremden Macht nach hinten gedrückt, in die Tiefe. Der Rucksack auf seinem Rücken tat ein Übriges, die zehn Kilogramm kamen ihm vor wie hundert. Mit aller Kraft musste er sich am Drahtseil an die Wand ziehen, damit sich sein Schwerpunkt nicht bedrohlich in Richtung Abgrund verlagerte. Die Muskeln seiner Unterarme waren bretthart, und trotz all seiner Klimmzüge und Liegestützen fürchtete er, die Kraft in den Händen zu verlieren.
Jetzt erst kam die größte Herausforderung. Auf einem einzigen Nagel stehend, das andere Bein frei in der Luft, musste er seine Karabinerhaken irgendwie um die nächste Öse bringen. Mit zitternder Hand löste er den ersten Karabiner vom Drahtseil und führte ihn, balancierend wie ein Hochseilartist, an der Öse vorbei. Dabei zog er sich mit der freien Hand mit aller Kraft zur Wand, um nicht nach hinten wegzukippen. Er hatte das Gefühl, als könnte sein Unterarm jeden Moment platzen. Unter dem Steinschlaghelm lief ihm der Schweiß in die Augen, die sofort zu brennen anfingen. Für einen Moment glaubte er, das Gleichgewicht zu verlieren. Nur mit angehaltenem Atem und höchster Konzentration gelang es ihm, den Karabinerhaken wieder einzuklinken.
Erleichtert trat er mit dem freien Fuß auf den nächsten Nagel. Jetzt noch zweimal die Karabiner umklinken, dann hatte er das Schlimmste hinter sich. Wenig später erklomm er die fünfzig Meter lange senkrechte Leiter, vor der ihm vor seinem Aufbruch noch so gegraut hatte. Jetzt erschien sie ihm merkwürdig harmlos. Er erreichte den ebenen Pfad zur Hütte, die wenig später vor ihm auftauchte. Er hatte es geschafft!
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