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Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Titel: Commissario Tron 5: Requiem am Rialto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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verhaftet. Auf der Questura hat der
Österreicher dann versucht, den Mann zu
erstechen.»
    Tron ließ ein
Stückchen gezuckerte Ananas in seinem Mund verschwinden.
«Ich habe ihn entwaffnet», fuhr er ein wenig undeutlich
artikulierend fort, «und ihm dabei einen Tritt auf die Nase
verpasst. Der Bursche hatte behauptet, ein kaiserlicher Offizier zu
sein. Das Peinliche ist, dass es stimmte.»
    Die Principessa musste
lachen. «Das dürfte Spaur nicht gerade erfreut haben.
Hat das Folgen für dich?»
    «Ich glaube
nicht. Der Bursche war betrunken. Nur hat die Sache leider einen
politischen Nebengeschmack.»
    «Venezianischer
Polizist tritt kaiserlichen Offizier?»
    Tron nickte.
«Das alles könnte ein ungünstiges Licht auf die
venezianische Polizei werfen.»
    «Geht es um
diese Preisverleihung?»
    «Woher
weißt du davon?»
    «Es gab einen
Artikel in der Gazzetta di
Venezia.»
    Eine Zeitung, die Tron
kaum noch las, seitdem sie nicht mehr im Florian auslag. «Was
stand noch in dem Artikel?»
    Die Principessa dachte
kurz nach. «Dass Graz, Salzburg und Triest eure
schärfsten Konkurrenten sind.»
    «Das ist
richtig. Einen Mord können wir noch verkraften. Bei zwei
Morden liegen wir gleichauf mit Graz», sagte Tron.
«Wenn Venedig gewinnt, kann Spaur mit einer Einladung zu
einem Ball in der Hofburg rechnen.»
    «Für die
seine junge, energische Gattin alles geben würde. Sehe ich das
richtig?»
    Dem konnte Tron nur
zustimmen. «Das siehst du richtig. Und energisch ist das richtige Wort
für die Gattin. Sie wird Spaur für jeden einzelnen Mord
verantwortlich machen. So als hätte er ihn persönlich
begangen.»
    «Und Spaur
wird dich für jeden einzelnen Mord
verantwortlich machen. So als hättest du ihn begangen.»
    «Das steht
leider zu befürchten», sagte Tron. «Wir
können also nur hoffen, dass
...»     
    Aber er konnte den
Satz nicht zu Ende sprechen, denn in dem Moment öffnete sich
die Tür des Salons. Moussada oder Massouda, einer der
äthiopischen Diener der Principessa, die Tron immer
miteinander verwechselte, stand auf der Schwelle, und hinter ihm
war Sergente Caruso zu erkennen. Als er näher kam, war selbst
im Kerzenlicht zu erkennen, dass der Sergente kreidebleich war.
«Wir haben eine tote Frau am Molo», sagte er, nachdem
er salutiert und eine Verbeugung gegenüber der Principessa
angedeutet hatte. «In einer Gondel.»
    Die Frage, ob es sich
um einen Unfall gehandelt hatte, konnte sich Tron sparen. Dann
hätte ihn der Sergente kaum zu dieser späten Stunde
aufgesucht. Tron legte das Mailänder Manuskript, das er immer
noch in der Hand hielt, auf das Tischchen und stand auf. «Was
ist passiert?»
    «Ein Gondoliere
hat die Leiche einer Frau in seiner Gondel entdeckt», sagte
der Sergente. «Er sollte die Frau zusammen mit einem Mann von
der Locanda Zanetto zum Molo bringen. Der Mann ist am Rialto
ausgestiegen. Als sie am Molo ankamen, war die Frau
tot.»
    «Selbstmord?»
    «Definitiv
nicht.»
    «Also hat der
Mann sie getötet?»
    Der Sergente nickte.
«Es scheint so.» Dann hob er die Schultern und sagte
mit einer Stimme, die sich seltsam kraftlos anhörte: «Es
sieht ziemlich übel aus. Ispettor Bossi ist bereits am
Tatort.»

10
    Die Gondel lag am Ende
eines der hölzernen Landungsstege vor dem Molo. Tron konnte
sie schon von weitem an dem hellen Lichtschein erkennen, der aus
dem felze drang und bei dem es sich um
Bossis spiegelverstärkte Petroleumlampen handelte, die er
für seine Tatortfotografien benötigte. Eine Polizeigondel
schirmte den Tatort von der Wasserseite ab. Auf der Landseite
hinderten zwei Sergenti eine kleine Menschenmenge daran, den Steg
zu betreten. Überhaupt war der Molo belebter, als Tron es
erwartet hatte. Viele Einheimische und Fremde schienen das
unerwartete Innehalten des Winters genutzt zu haben, um der Piazza
einen Besuch abzustatten. Eine dünne Mondsichel hing über
dem Markusdom, und die Gaslaternen malten kleine Kreise aus Licht
in die Nacht.
    Als Trons Gondel
anlegte, streckte Bossi ihm die Hand entgegen, um ihm beim
Aussteigen behilflich zu sein. Neben ihm standen die drei
großen Holzkisten, in der die fotografische Ausrüstung
untergebracht war — zwei Kisten für die Glasnegative und
eine für die Kamera. Tron schloss daraus, dass der Ispettore
seine Fotografien bereits gemacht hatte.
    «Dr. Lionardo
ist seit zehn Minuten bei ihr», sagte Bossi, ohne sich mit
einer Begrüßung
aufzuhalten.   
    Sein Gesicht war fast
weiß und hatte einen grünlichen Schimmer.

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