Commissario Tron 5: Requiem am Rialto
würde? Und ob er
die Principessa nach ihrer Einschätzung fragen sollte? Nein,
das würde er nicht tun — auf keinen Fall.
Von der Pendule auf
dem Kamin her schlug es zehn, und plötzlich fiel Tron ein,
dass es jetzt genau vierundzwanzig Stunden her war, dass er Pater
Francesco in der sala des Palazzo Tron erschossen hatte.
Er schloss die Augen und versuchte, sich an den Applaus zu
erinnern, der ihn ein paar Minuten später auf dem
Orchesterpodium empfangen hatte, aber es gelang ihm nicht.
Merkwürdig, dachte er, mit welcher Genauigkeit er sich
hingegen an die Tapete hinter dem Sessel erinnern konnte, an das
bizarre Muster, das die Revolverkugel auf dem Weg durch Pater
Francescos Schädel an der Wand erzeugt hatte. Und dann dachte
er, dass auch diese Erinnerung früher oder später
verblassen und sich irgendwann auflösen würde — wie
das Sorbet
au citron auf seinem Teller.
Er stand auf,
durchquerte das Speisezimmer der Principessa, trat ans Fenster und
schob den Brokatvorhang zur Seite. Der Nebel hatte sich ein wenig
gelichtet, und aus dem piano nobile des
gegenüberliegenden Palazzo Barbara drang ein schwacher
Lichtschein. Eine Gondel glitt lautlos vorbei, und Tron blickte ihr
hinterher, bis das kleine Lämpchen an der ferra in der Dunkelheit verschwunden
war. Als er sich umdrehte, um an den Tisch zurückzukehren, sah
er, dass die Principessa ebenfalls aufgestanden war. Sie hatte ein
Glas Champagner in der Hand und kam ihm langsam
entgegen.
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