Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
Ausmaßes und offensichtlichen Erfolgs ihrer Kolonisation bin ich ein wenig verwirrt wegen des Kampfes, den wir miterlebt haben. Ich hätte eine wesentlich größere soziale Stabilität erwartet. Doch da wir bisher noch überhaupt nichts über ihre Kultur wissen, wäre es verfrüht und unangemessen, zu diesem Zeitpunkt Spekulationen über die Natur des Konflikts anzustellen.«
»Wir haben keinerlei Fortschritte in unseren Bemühungen gemacht, ihre Kommunikationssignale zu entschlüsseln«, sagte Anna. »Das ist besorgniserregend. Ich hatte zwar nicht damit gerechnet, dass die RI uns augenblicklich die ersten Übersetzungen würde liefern können, doch ich hätte zumindest auf einer Reihe von Gebieten mit schnelleren Fortschritten gerechnet.«
»Beispielsweise?«, erkundigte sich Oscar.
»Beispielsweise bei der Entschlüsselung von Video- oder holographischen Signalen. Es gibt grundlegende Formatierungsregeln, denen Daten dieser Art genügen müssen. Selbst wenn sie im ultravioletten Spektrum oder mit Hilfe von Schall sehen, muss es bestimmte Muster geben, die sich entdecken lassen. Bisher haben wir nichts in dieser Art gefunden. Die gesamte Kommunikation scheint vollkommen willkürlich abzulaufen, und es handelt sich ausnahmslos um analoge Signale, was noch merkwürdiger ist. Selbstverständlich wird uns die Sache nicht gerade dadurch erleichtert, dass wir so viele davon empfangen. Die Überlappungen und Interferenzen sind beträchtlich. Trotzdem hätte ich wenigstens gehofft, Ihnen inzwischen ein Beispiel für ihre Sprache zeigen zu können, doch nicht einmal das haben wir gefunden.«
»Es ist außerdem sehr ungewöhnlich, dass wir bisher nicht feststellen konnten, wie sie aussehen«, sagte Emmanuelle Verbeke. »Wäre die Situation umgekehrt und die Dyson-Aliens würden in der Nähe einer unserer Welten lauern, würden sie schon sehr bald ein grundlegendes Bild von uns gewinnen, allein aus unseren Sendungen.«
»Wir zeichnen alles auf«, sagte Anna. »Wenn wir schließlich Kontakt herstellen und die Dyson-Aliens bereit sind, mit uns zu sprechen, dann werden wir sehr schnell sehen, welche Kommunikationswege sie benutzen. Anschließend können wir damit beginnen, die Signale zu übersetzen, die wir gegenwärtig aufzeichnen. Es könnte sich als nützlich erweisen für den Fall, dass sie anfangen, ihre Kommunikation einzuschränken, nachdem sie uns entdeckt haben. Was wir jetzt im Augenblick empfangen, könnte sich später noch als recht wertvoll herausstellen.«
»Du meinst, wir haben sie mit heruntergelassenen Hosen erwischt?«, fragte Wilson.
»Einfach gesprochen, ja.«
»Okay. Ich habe kein Problem damit.«
»Wenn sie entdecken, dass wir hier draußen herumschleichen«, begann Oscar, »wie groß ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass sie uns sofort angreifen werden?«
»Ich an ihrer Stelle wäre neugierig und vorsichtig, aber nicht aggressiv«, antwortete Emmanuelle. »Doch ich bin auch ein Mensch, und vorsichtige Neugier ist eine menschliche Eigenschaft. Angesichts unserer gegenwärtigen Wissensbasis wage ich keine Prognose.«
»Also werden wir unsere weitere Vorgehensweise auf den schlimmstmöglichen Fall abstimmen«, entschied Wilson. »Das Kontaktteam wird bewaffnet sein und hat Feuererlaubnis, sollte es angegriffen werden. Die Second Chance wird auf erhöhte Kampfbereitschaft gehen, sobald wir die Grenze der ehemaligen Barriere überschreiten.«
Zum ersten Mal seit dem Erlöschen der Barriere wirkte Oscar zufrieden.
»Anna, hast du inzwischen ein geeignetes Objekt gefunden, mit dem wir anfangen könnten?«, fragte Wilson.
»Ja, habe ich, Sir. Dort draußen schweben jede Menge Raumschiffswracks herum.« Sie bedachte Oscar mit einem unbehaglichen Blick. »Es scheint, als würden sich die Dyson-Aliens ziemlich oft untereinander bekämpfen. Ich denke, wir sollten wirklich sehr, sehr vorsichtig sein.«
»Das werden wir«, sagte Wilson und starrte sie warnend an. »Hast du jetzt ein geeignetes Objekt gefunden oder nicht?«
»Ich denke schon, ja.«
Niemand sagte etwas, doch die Brückenbesatzung war sich der Tatsache bewusst, dass sie in diesen Augenblicken die Grenze passierten, wo zuvor die Barriere gewesen war. Was, wenn sie sich jetzt wieder aktiviert? Sind wir dann für immer gefangen?
Das Hysradar suchte die Umgebung hinter dem Schiff ab, Normal- und Hyperraum. Es gab keine Veränderung in der Quantensignatur der Raumzeit. Nichts veränderte sich in der Dunklen Festung oder in ihrer
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