Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
Raumschiffen, und sie … und sie haben die Welt mitsamt ihren Bewohnern ausgelöscht, einfach so.«
Orion blickte sich verunsichert um. »Hier?«
»Ja. Aber es ist eine Ewigkeit her, schätze ich.« Er sah zu der zerstörten Palaststadt in der Felswand hinauf und fühlte eine neue Woge von Trauer.
»Warum haben die Silfen dir das gezeigt?«
»Ich weiß es nicht, Kumpel, ich weiß es echt nicht. Sie dachten, es wäre das, was ich wissen wollte, für mein Lied. Ein Lied, verdammt!«
Er stieß ein abfälliges Knurren aus. »Ich würde sagen, wir haben hier ein paar ernste Übersetzungsprobleme. Schätze, ich werde irgendjemanden im Kultusministerium auf eine Billion Dollars verklagen, wenn wir wieder zurück im Commonwealth sind. Ich werde mich niemals mehr von diesem Schock erholen.« Ozzie unterbrach sich, als ihm dämmerte, wie wahr seine Worte waren. »Andererseits schätze ich, das war genau der Punkt. Es ist eine Erinnerung, die den Silfen gehört. Sie sind diejenigen, die alles beobachtet haben. Und sie haben nichts unternommen, um den Bewohnern zu helfen.«
Mit einer Hand schaufelte er ein wenig Sand vom Boden auf und ließ ihn durch die Finger rinnen. »Das war für die Silfen. Es ist ihre Last, nicht meine und nicht die der Wesen, die einst auf dieser Welt gelebt haben. Es ist ihre Last. Niemand außer ihnen weiß etwas davon oder kümmert sich darum. Nicht mehr.«
»Und was tun wir jetzt?«
Ozzie musterte misstrauisch die schwarze Kugel. »Wir gehen weg von hier. Hier gibt es nichts mehr für uns.«
Sieben
Selbst heute, nach all den Jahren, empfand Elaine Doi noch immer so etwas wie Lampenfieber, wenn sie ans Rednerpult trat. Von unten, aus der Senate Hall betrachtet, sah es imposant aus, eine breite Bühne vor den Sitzreihen mit einem großen geschwungenen Tisch aus jahrhundertealtem Eichenholz, an dem der First Minister saß und die Debatten leitete. Tatsächlich war das Licht von der Kuppeldecke der Halle so blendend grell, wenn man die Treppe auf der Rückseite des Podiums hinauf stieg, dass man kaum etwas sehen konnte. Der rote Teppich war abgetreten und fadenscheinig, und der große Tisch war zerkratzt und mit Löchern übersät, die hineingebohrt worden waren, um Arrays, Portale und I-Spots anzubringen.
In der Vergangenheit hatte es zahllose Gelegenheiten während der Sitzungen gegeben, als Elaine hier hoch gemusst hatte, um eine politische Aussage zu machen oder einen Haushaltsbericht zu verlesen. Die Senatoren hatten sie gnadenlos auseinandergepflückt, und das Echo ihrer Rufe »Hört, hört!« oder »Schande!«, »Rücktritt!« war durch die Halle gegangen, während die Reporter oben auf der Galerie rechts vom Podium wie die Wölfe gegrinst und erbarmungslos Elaines Unbehagen und schwache Ausflüchte und hohle Phrasen aufgezeichnet hatten. Trotz alledem war sie letztendlich diejenige gewesen, der sie zugehört hatten, diejenige, welche die Debatte kontrolliert und ihre Gesetzesentwürfe durchgeboxt und die Vereinbarungen abgeschlossen hatte, die die Regierung funktionieren ließen, ganz zu schweigen davon, ihren Opponenten politische Punkte zu entreißen.
Heute jedoch verfielen die siebenhundert anwesenden Senatoren in ein respektvolles Schweigen und erhoben sich von ihren Plätzen, wie es Tradition war, wann immer sich der Präsident in der Senate Hall zeigte, um zu ihnen zu sprechen. Sie hätten Elaine die gleiche Höflichkeit erwiesen, wenn sie nur ihren monatlichen Rechenschaftsbericht verlesen hätte, doch diesmal konnte sie die unverhohlene Anspannung spüren, die im Saal herrschte. Heute waren die Senatoren hier, weil sie echte Führerschaft von ihr erwarteten.
Ihre zeremonielle Eskorte von Royal Beefeaters salutierte militärisch und trat zurück, um im hinteren Bereich des Podiums in Habachtstellung zu gehen. Elaines Meinung zufolge verliehen die schneidigen roten Uniformen Momenten wie diesen richtige Klasse. Auch wenn die Royal Beefeaters dem Präsidenten rein technisch gesehen während der Gründung des Commonwealth aus Höflichkeit von King William zur Verfügung gestellt worden waren, so hatte das Executive Security Office doch längst die Finanzierung und Organisation des Regiments übernommen.
»Senatoren und Volk des Commonwealth, bitte schweigen Sie nun für die Ehrenwerte Präsidentin Elaine Doi, die sich heute an Sie alle zu wenden wünscht«, verkündete der First Minister. Er verneigte sich in Elaines Richtung und kehrte hinter sein Pult
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