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Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Titel: Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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sicherste und stabilste Gesellschaft, die es überhaupt geben konnte. Paula konnte noch immer nicht entscheiden, ob die Foundation das moralische Recht besessen hatte, mit dem ganzen Projekt anzufangen, doch ein Blick auf die sauberen, bestellten Felder und die Bilderbuchbauernhöfe zeigte ihr, dass es eindeutig funktionierte.
    Der Zug erreichte die ersten Ausläufer von Fordsville, der Hauptstadt von Huxley’s Haven. Die Fahrt ging eine steile Rampe hinauf, und Paula hatte einen guten Ausblick auf die Straßen der umliegenden Distrikte. Lange Reihen hübscher Häuser standen in gleichmäßigen Linien, die Ziegelwände ausnahmslos rostrot, mit breiten Fenstern, deren Rahmen in sämtlichen Regenbogenfarben gestrichen waren. Mitten zwischen ihnen erhoben sich größere öffentliche Gebäude, manchmal vier oder fünf Stockwerke hoch und aus einem grauen Stein erbaut. Es gab keine Kirchen oder dergleichen – es gab auch keine Religion auf Huxley’s Haven. Dies war eine Welt, wo jeder wusste, dass er von Menschen erschaffen worden war und nicht von Gott.
    Selbst als der Zug das Zentrum der Stadt durchquerte, waren die Gebäude noch immer alle von der gleichen Größe und Gestalt, hübsche Wohnhäuser, durchbrochen von Warenhäusern, Schulen und Ähnlichem, und zwischendrin immer wieder große grüne Parks. Fordsville war anders als alle Städte im Commonwealth, die Paula je besucht hatte, wo Geld und Macht im Zentrum konzentriert waren und die Architektur diese Konzentration widerspiegelte. Hier herrschte nicht das Geld, hier herrschte Gleichheit.
    Alphaway, der Hauptbahnhof, war wahrscheinlich nach der Klinik der Foundation das größte Gebäude in der gesamten Stadt mit seinen drei lang gestreckten, halbrunden Dächern aus Glas und Metall, hoch genug, dass der Dampf und die Rauchwolken von den Lokomotiven sich bereits verflüchtigten, bevor sie die Belüftungsschlitze erreicht hatten. Paula ging den Bahnsteig hinunter und nach draußen auf den Richmond Square. Die Straßen waren geschäftig, und elektrische Straßenbahnen mit drei Wagen fuhren in der Straßenmitte in ihren Schienen. Zahlreicher noch waren Busse, deren methangetriebene Motoren einen dumpf dröhnenden Lärm von sich gaben, wenn sie vorbeirasten. Taxis und Lieferwagen kämpften dazwischen um Platz. Die einzigen persönlichen Fortbewegungsmittel waren Fahrräder, für die auf jeder Straße zwei eigene Spuren reserviert waren.
    Auf den Bürgersteigen eilten Menschen vorbei. Viele von ihnen musterten Paula verstohlen im Vorübergehen, was Paula als amüsant empfand. Es war nicht ihr Ruhm, der ihr die Blicke einbrachte – hier wusste niemand etwas über sie. Es war ihr Geschäftskostüm, das sie als Außenseiterin, als Außenweltlerin verriet. Im Gegensatz zu den Komikern im Commonwealth, die alle Bewohner von Huxley’s Haven stets in identischen Overalls darstellten, trugen die Menschen in Wirklichkeit so gut wie jede Mode, die die menschliche Rasse jemals entwickelt hatte. Das einzige, was sie nicht besaßen, waren synthetische Fasern.
    Paula überquerte den Platz und betrat die Tramstation. Es gab keine Cybersphäre auf Huxley’s Haven, auf die Paulas E-Butler hätte zugreifen können; keine nützlichen Informationen über das Wegenetz oder die Haltestellen. Stattdessen musste sie sich vor eine große farbige Karte stellen, auf der die verschiedenen Linien der Tram in Primärfarben eingezeichnet waren, und selbst herausfinden, welche sie nehmen und bis wohin sie fahren musste.
    Zehn Minuten darauf saß sie in einer Straßenbahn, von der sie hoffte, dass sie auf ihrer Rundreise bis in den Earlfield District gelangen würde. Die Tram ähnelte der, die sie bei ihrem letzten Besuch auf Huxley’s Haven benutzt hatte, auch wenn sie sich nicht mehr an die Nummer der Linie erinnern konnte. Je weiter sie sich aus dem Zentrum entfernten, desto geringer wurde die Zahl der Läden und Warenhäuser, und die Straßen wurden mehr zu Wohngegenden, immer wieder durchbrochen von Fabrikblocks. Während Paula nach draußen blickte, festigte sich in ihr die Überzeugung, dass sie vor all diesen Jahrzehnten das Richtige getan hatte, als sie von Huxley’s Haven weggegangen war. Nachdem sie im Commonwealth aufgewachsen war, wäre Huxley’s Haven viel zu still und beschaulich gewesen.
    Nicht zum ersten Mal dachte sie über ihre letzte Option nach: in die Rejuvenation zu gehen und sämtliche Erinnerungen an das Commonwealth zu löschen. Ohne diese Erfahrungen, ohne die

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