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Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Titel: Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Commonwealth der Menschen. Hunderte von Schiffen flogen tagtäglich durch das interstellare Wurmloch zu dem Etappensystem und trugen Ausrüstung mit sich, mit deren Hilfe die nächste Sequenz von Wurmlöchern errichtet werden würde.

    Von all den Hunderten von Milliarden Motilen, die nichts anderes im Sinn hatten, als die ihnen angetragenen Arbeiten zu erfüllen, gehorchte ein einziges nicht den Befehlen von MorningLightMountain. Und weil solche Individualität für ein Prime unmöglich war, ging es unbeeinträchtigt, wohin es wollte, und sah, was es sehen musste. Kein anderes Motiles besaß ein solches Maß an Unabhängigkeit der Gedanken, dass es seine Handlungen infrage stellen würde; solange es der Aufmerksamkeit von MorningLightMountains direkten Gedankenroutinen entging, war es vollkommen sicher und konnte tun und lassen, was es wollte.
    Seit mehr als einem Tag nun bewegte es sich entlang der Basis des gigantischen Bauwerks, in welchem die ursprüngliche Keimzelle der gewaltigen Kreatur ruhte, zu der MorningLightMountain gewachsen war. Es bewegte sich nicht so glatt und reibungslos wie all die anderen Motilen – es war nicht an vier Beine gewöhnt, genauso wenig wie die merkwürdige Art und Weise, in der sie sich bogen und verdrehten. Doch es kam voran.
    Im Hintergrund seiner Gedanken ruhten die Direktiven und Befehle von MorningLightMountain; sie kamen unablässig durch das kleine Kommunikationsgerät, das an einem seiner Nervenrezeptoren befestigt war. Es ignorierte sie, weil es das wollte – eine mentale Fähigkeit, welche die anderen Motilen nicht besaßen. Obwohl die Bilder und Informationen, die durch das Gerät kamen, eine wertvolle Orientierungshilfe waren für das, was überall im Prime-System geschah.
    Hoch über ihm zuckten wiederholt blendend grelle Lichtblitze auf die schützende Kraftfeldkuppel herab und schlugen an ihren Rändern entlang zischend in den Boden des alten Tals. Wolken brodelten mit einer Geschwindigkeit über den Himmel, wie es dies noch nie zuvor gesehen hatte. Sie waren dick und schwarz und verdunkelten das Land, während monsunartige Regengüsse mehrmals in jeder Stunde herabstürzten. Der unnatürliche Regen war so stark, dass sich auf dem Kraftfeld reißende Sturzbäche bildeten. Das Wasser riss den durchnässten Boden mit sich und bildete gewaltige Schlammlawinen, die sich durch das sakrosankte, geschützte Tal ergossen.
    Das Motile betrachtete nachdenklich den Himmel, und nach und nach wurde sein Geist von einem einzigen Gedanken beherrscht: Nuklearer Winter.

    Paula Myo nahm den Express von Paris direkt nach Wessex. Auf der dortigen planetaren CST Station musste sie lange auf ihren Anschluss warten; der Zug nach Huxley verkehrte nur einmal am Tag. Es war dunkel, als sie schließlich zum Bahnsteig 87 B ging, der sich in einem kleinen Anbau am Ende des Terminals befand. Der Zug, der dort wartete, bestand aus vier Eindecker-Waggons, gezogen von einer Dampfmaschine, die aussah, als stammte sie direkt aus einem Museum. Paula hatte ganz vergessen, dass die Reise ein historischer Atavismus war. Auf jeder anderen Welt wäre ein Ungetüm wie dieses, das dichte schwarze Rauchwolken ausstieß von der Kohle, die es verbrannte, durch eine beliebige Zahl von Umweltgesetzen verboten gewesen. Hier draußen scherte sich niemand darum, gewiss nicht die Big 15.
    Paula stieg in den ersten Waggon und setzte sich auf einen der samtbezogenen Sitze. Zwei andere Passagiere stiegen ein – und ignorierten sie. Kurz vor der planmäßigen Abfahrt betrat ein Mann in einer dunkelblauen Uniform mit blinkend silbernen Knöpfen und einer großen Schirmmütze mit rotem Band auf dem Kopf den Waggon. Er kam durch den Gang zu Paula.
    »Den Fahrschein bitte, Ma’am«, sagte er höflich.
    Sie reichte ihm das kleine rosafarbene Ticket, das die Maschine am Ende des Bahnsteigs ausgedruckt hatte. Der Schaffner zog eine Knipszange und brachte ein kleines Z-förmiges Loch in einer Ecke des Tickets an.
    »Dauert nicht mehr lange«, sagte er und tippte sich an den Schirm seiner Mütze.
    Die einhundertfünfzig Jahre Zynismus und kultureller Spitzfindigkeiten, die Paulas übliche defensive Schale bildeten, welkten dahin. »Danke sehr«, sagte sie zu dem Mann – und meinte es ernst. Es war ein tröstlicher Gedanke, dass es eine Kultur gab, die so aufrichtig und unverbogen war.
    Paula hielt den Fahrschein in der Hand und starrte ihn an, als die Dampflok ein lautes Signal ausstieß und sich inmitten einer Wolke von

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