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Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Titel: Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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bei so vielen Menschen, die Tag für Tag durch die Räume gingen, war er lediglich ein Name auf einer Liste von zweieinhalbtausend unterschiedlichen bestätigten Proben. Er hatte jedoch einen Eintrag in seiner Akte, angesichts der Umstände seines unerklärlichen Verschwindens aus dem Umkreis der Familie und von seiner Arbeitsstelle fünf Jahre zuvor. Erst nachdem die Sabotageanschläge auf Far Away ihren Anfang nahmen und die Guardians ihre Botschaften und Propaganda in die Unisphäre luden, setzten die Investigatoren des Direktorats das Bild zusammen. Johansson zu schnappen, war allerdings etwas vollkommen anderes. Er benutzte stets Strohmänner, um seine Waffenkäufe zu tätigen, und trat niemals selbst in Erscheinung. Auch seine Propagandabotschaften wurden von Guardians ins Netz geladen. Sämtliche Verhaftungen gingen mehr oder weniger ins Leere. Sie kamen Johansson niemals auch nur nahe.
    Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte verließen Investigatoren die Kommission, wurden versetzt oder gingen einfach nur in Ruhestand. Paula arbeitete sich durch die Hierarchie nach oben, bis sie die Kommission leitete. Doch schließlich wurde die Kommission selbst im Stillen aufgelöst, und der Große Wurmloch-Raubzug wurde heruntergestuft. Selbst dann noch arbeitete sie neben den Ermittlungen wegen der Guardians weiter daran. Seit inzwischen hundertneununddreißig Jahren hatte sie nicht aufgehört. Sie konnte nicht.
    Die Tram hielt am Ende der Montagu High Street, und Paula stieg aus. Die Stadt hatte sich nicht verändert, wenigstens nicht nach den vagen Erinnerungen, die Paula aus ihrem ersten Leben hatte. Sie blickte die Straße entlang mit ihren kleinen Läden und Hotels und sah die Bucht an ihrem Ende. Auf einer Seite lag ein Hafen mit gemauerten Molen, erinnerte sie sich, mit Fischerbooten und Netzen, die auf Gestellen zum Trocknen hingen. Scharen großer rosafarbener Vögel schwärmten über der Gegend, Tetragulls, die mit ihren öligen Federn fast so gut wie Fische schwammen.
    Der frühe Nachmittag war eine geschäftige Zeit in Montagu. Die meisten Leute befanden sich auf der Arbeit, und die Bürgersteige waren nur schwach bevölkert, die Busse halb leer. Der nächste Laden besaß zwei große Schaufenster mit gut gekleideten Puppen darin. Es gab keine Ketten und keine Franchise-Unternehmen auf Huxley’s Haven. Rein technisch betrachtet, war die Wirtschaft kommunistisch, auch wenn nicht lebenswichtige Güter je nach Bedarf und Geschmack hergestellt wurden, womit Designer beträchtliche Freiheiten genossen. Die Kleidung der Schaufensterpuppen war jedenfalls modisch und attraktiv.
    Paula betrat das Geschäft und wurde von einer Verkäuferin begrüßt, einer jungen Frau, deren Kleidung aus den Regalen des Ladens stammte. Paula ertappte sich dabei, wie sie die junge Frau ein wenig zu genau musterte, doch wie sah jemand aus, der von Geburt an dazu geschaffen war, in einem Modegeschäft als Verkäufer zu arbeiten. Genau wie du , schalt sie sich. Eine ganz normale Person. Es gab jedenfalls keine Kaste von Verkäufern. Die genetischen Manipulationen verschafften ihrem Träger lediglich eine Begabung für Dienstleistungen; sie hätte genauso gut Köchin, Bibliothekarin oder Floristin werden können. Erst nach der Grundschule, im Alter von zwölf Jahren, entschieden sich die Kinder von Huxley’s Haven, welche berufliche Laufbahn sie im Rahmen ihrer Begabung nun genau einschlagen wollten.
    Die Verkäuferin lächelte schwach, während sie Paulas Kleidung musterte. »Kann ich Ihnen behilflich sein, Miss?«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Paula bewusst wurde, dass sie noch immer jünger aussah als die Verkäuferin, selbst in ihrem Geschäftskostüm. »Ich brauche nichts zum Anziehen, tut mir Leid. Ich suche eine Adresse. Das Denken-Haus.«
    »Ah, ja.« Die Verkäuferin war beinahe erfreut angesichts der Frage, als hätte sie von einer Außenweltlerin genau damit gerechnet. »Das Haus steht in der Semley Avenue.« Sie gab Paula eine Reihe von Anweisungen. »Wenn Sie mir die Frage gestatten, warum wollen Sie zu Mr. Denken?«
    »Ich benötige einen Rat.«
    »Tatsächlich? Ich wusste gar nicht, dass das Commonwealth unsere Freidenker um Rat bittet.«
    »Das tut es nicht. Ich bin hier geboren.« Paula grinste, als sie den verblüfften Gesichtsausdruck der Frau bemerkte.
    Die Semley Avenue sah noch immer so aus wie früher, eine Straße voller Bungalows mit ordentlichen Vorgärten. Die Ausnahme waren die Tannen und Koniferen entlang dem

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