Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
und dass sie nun nicht mehr garantiert und universell waren, machten Alessandra fast genauso nervös wie die nuklearen Explosionen überall, auch wenn sie die ganze Zeit über darauf achtete, eine neutrale Miene beizubehalten. Und was den schockierenden Stromausfall anging, als Wessex die Wurmlöcher der Primes abgewehrt hatte – es hatte jedem gezeigt, dass er unmittelbar betroffen war, ganz gleich, wie weit seine Welt von Wessex entfernt lag, und den Menschen ein Gefühl für Zusammenhalt und Verantwortung gegeben.
Im Produktionsbüro des Studios hatte Bunny mehrere parallele Datenströme für die Zuschauer organisiert, in denen er die Ereignisse auf jedem der vierundzwanzig Planeten zusammenfasste. Die Datenströme von Olivenza und Balya waren unheilschwanger leer, und dies nun schon seit einiger Zeit, während Alessandras virtuelle Sicht eine Auswahl sehr eindrucksvoller Bilder von verschiedenen Reportern zeigte, die das Pech hatten, zum entscheidenden Zeitpunkt nahe an der Front zu sein. Ununterbrochen flackerten die Energieschirme über den Städten in milchiger Opaleszenz, während sie entweder Trümmerteile oder einen heulenden radioaktiven Hurrikan abwehrten. Die tollkühnsten der Reporter standen nahe bei den Schilden und gewährten einen Blick auf die Ödnis draußen; glatte, glasige Krater mit leuchtenden Becken, umgeben von flachem Land, das sich in eine Ebene aus mitternachtsschwarzem Ruß verwandelt hatte. Dann waren da die Geschichten aus dem Leben, Interviews mit zu Tode verängstigten, kaum zu einem zusammenhängenden Satz fähigen, schluchzenden Stadtbewohnern. Menschen aus den umliegenden Gegenden, die es rechtzeitig bis unter die Schutzschirme geschafft hatten und deren Freunde und Familien noch immer irgendwo dort draußen waren, falls sie überhaupt noch lebten. All ihr Leid und ihre Sorgen und ihre Wut geschickt in eine Geschichte verwoben, die sicherstellte, dass kein Zuschauer den Kanal wechselte.
Bunny und Alessandra stellten ein Thema stark in den Vordergrund, und immer wieder stellten sie die eine, alles übertönende Frage: Wo ist die Navy? Wieder und wieder zeigten sie die spektakuläre, novahelle Explosion der Second Chance , die im tapferen Kampf im Orbit über Anshun vernichtet worden war.
Die Datenströme von den Überfallenen Planeten erweckten in Alessandra ein Gefühl von Dankbarkeit, dass sie sicher auf Augusta saß, Hunderte von Lichtjahren hinter der Frontlinie. Sie erkundigte sich diesbezüglich bei Ainge, einem Analysten des StPetersburg Institute for Strategic Studies, dessen Hologramm neben ihr saß.
»Ich halte es für signifikant, dass sie zunächst nur die Welten angegriffen haben, die Dyson Alpha am nächsten liegen«, antwortete Ainge. »Es impliziert eine Reichweitengrenze für ihre Wurmloch-Generatoren.«
»Aber Wessex liegt beinahe einhundert Lichtjahre innerhalb der Grenzen unseres Phase-Drei-Raums«, gab Alessandra zu bedenken.
»Zugegeben. Doch von einem taktischen Standpunkt aus betrachtet war der Versuch, Wessex zu erobern, durchaus das zusätzliche Risiko wert. Hätten die Primes Erfolg gehabt, hätte das Commonwealth einen beträchtlichen Teil seines Phase-Zwo-Raums verloren, und damit hätte unsere letztendliche Niederlage bereits jetzt so gut wie festgestanden. Wie es aussieht, haben wir alle Mühe, uns gegen die Primes zu wehren. Wir wissen, welche Ressourcen ihnen zur Verfügung stehen; es könnte durchaus sein, dass wir die dreiundzwanzig äußeren Planeten niemals wieder zurückgewinnen.«
»Ihre professionelle Meinung: Können wir diesen Krieg gewinnen?«
»Nicht heute. Wir müssen unsere Strategie radikal überdenken. Wir benötigen außerdem Zeit, und dieser Faktor wird sehr stark von den Primes diktiert.«
»Die Navy sagt, ihre Kriegsschiffe seien unterwegs, um den angegriffenen Planeten zu Hilfe zu kommen. Wie schätzen Sie ihre Chancen ein?«
»Ich benötige weitere Informationen, bevor ich imstande bin, dazu eine realistische Einschätzung vorzunehmen. Es hängt alles davon ab, wie stark die Verteidigung der Wurmlöcher der Primes ist. Wir müssen ein Schiff hindurchsenden, das ihre Basis angreift. Das ist die einzige Chance, das Vordringen der Primes zu verlangsamen.«
Bunny meldete im Hintergrund, das Mellanie online war.
»Ich dachte, Randtown wäre aus Elans Cybersphäre herausgefallen?«, sagte Alessandra.
»Mellanie hat offensichtlich irgendwie einen Weg nach draußen gefunden.«
»Gutes Mädchen. Hat sie etwas Interessantes
Weitere Kostenlose Bücher