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Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Titel: Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Sara hatte Recht – ihre beste Option war ein schneller Lauf hinter den Silfen her.
    Sie mussten sich in Geduld üben.
    Die üblichen frühmorgendlichen Geräusche weckten Ozzie: laut klappernde Pfannen und Schüsseln und Teller, als die Frühschicht draußen in der Hauptkaverne mit ihren Vorbereitungen für das Frühstück begann. Menschliche Stimmen kombiniert mit Aliengeräuschen; Träten, Schnaufen und Pfeifen hallte durch den kurzen Korridor bis zu Ozzies kleinen Zimmern.
    Er blieb noch eine Weile mit geschlossenen Augen liegen, während er in Gedanken die Fortschritte verfolgte: das leise Rauschen der Ölbrenner; Wasser, das anfing zu kochen und in den großen Kesseln schäumte; Messer, die an einem Schleifstein gewetzt wurden – vertraut und ermüdend zugleich.
    Es war inzwischen die siebzehnte Woche. Oder wenigstens glaubte er, dass es die siebzehnte Woche war. Er hatte merkwürdige Träume; Ereignisse und Welten des Commonwealth rasten an ihm vorbei wie in einem Zeitrafferdrama. Er hatte Geschichten von den anderen Reisenden gehört, dass die Zeit entlang der Pfade ihren eigenen Gesetzen gehorchte, dass manche Wochen oder Monate verloren oder gewonnen hatten, einige sogar Jahre, während sie durch die Silfen-Welten gereist waren. Dieser Gedanke schürte seine Ungeduld nur noch mehr.
    Orion rührte sich auf seiner Pritsche, stöhnte – wie er es immer tat – und richtete sich in seinem Schlafsack auf.
    »Morgen.« Ozzie schlug die Augen auf. Der Lappen hing noch immer vor dem Leuchtkristall in der Decke, doch durch die Lücken an den Seiten und den durch einen Vorhang abgetrennten Eingang strömte genügend Licht ins Innere, um das Zimmer sehen zu können, ohne dass er seine Retinaimplantate aktivieren musste.
    Orion grunzte eine Antwort und öffnete den Reißverschluss seines Schlafsacks. Während der Knabe ins Badezimmer ging, zog Ozzie sich an. Als sie damals hier angekommen waren, hatte Ozzie geglaubt, dass es im Innern der Eiszitadelle heiß wäre wie in einem Dampfbad, doch nach einer Weile hatte er gemerkt, dass es ein subjektiver Eindruck gewesen war, hervorgerufen durch die irrsinnige Kälte draußen. Trotz der heißen Quellen und all der Körperwärme blieben die Temperaturen stets mehrere Grad unter einer wirklich behaglichen Wärme. Ozzie zog eines seiner dicken karierten Flanellhemden über das T-Shirt, schlüpfte in seine Lederhose, knöpfte sie zu und zog ein zweites Paar Socken über. Erst dann erhob er sich von seinem Lager und zerrte den Lappen von dem Leuchtkristall an der Decke. Orion stieß einen mürrisch-gequälten Laut aus, als das rote Licht den Raum durchflutete. Der Junge hatte eine schlimme Zeit in der Zitadelle. Sie waren physisch eingesperrt; der Alltag war furchtbar monoton, und das Essen war eintönig – all das lief seinem jugendlichen Ungestüm zutiefst zuwider. Obwohl das Schlimmste das Fehlen irgendeines anderen Jugendlichen in annähernd seinem Alter war.
    »Es gibt keine Mädchen hier!«, hatte der Knabe am zweiten Tag nach ihrer Ankunft gestöhnt. »Ich konnte nirgendwo welche sehen; deswegen habe ich Sara gefragt. Sie meinte, vor ein paar Jahren wären ein paar so um die Zwanzig hier gewesen, aber sie sind wohl den Silfen nach draußen gefolgt.«
    »Tatsächlich? Na ja, du versäumst jedenfalls nichts«, hatte Ozzie geantwortet. Er war ein wenig frustriert darüber, dass die Freundlichkeit, mit der er Sara begegnet war, nicht erwidert wurde.
    »Wie kannst du das sagen! Du hattest bestimmt Hunderte von Frauen!«
    »Zugegeben«, antwortete Ozzie bescheiden.
    »Ich hatte noch nie auch nur ein einziges Mädchen!«, sagte Orion elend.
    »Nicht mal in Lyddington?«
    »Es gab ein paar, mit denen ich herumgehangen habe, sicher. Eine davon mochte ich sogar. Irina. Wir haben uns geküsst und so, aber …«
    »Du bist weggegangen und mit mir über die Pfade der Silfen gewandert.«
    »Nein, sie ist weggegangen, mit Leonard. Er hat mit der Hälfte aller Mädchen in der Stadt geschlafen.«
    »Oh. Richtig. Na gut … Frauen. Wer versteht schon die Frauen!«
    »Du verstehst sie ganz bestimmt, Ozzie.« Orion hatte sein verzweifelt trauriges Gesicht aufgesetzt, das Ozzie stets mit Unruhe erfüllte. »Wie spreche ich Mädchen an? Ich habe nie eine Ahnung, was ich sagen soll! Erzähl es mir, Ozzie, bitte!«
    »Wirklich ganz einfach. Es spielt keine Rolle, was du sagst, du musst nur Selbstvertrauen haben.«
    »Aha?«
    »Ja.« Ozzie sorgte sich allmählich, dass der Junge anfangen

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