Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
normalerweise schickte, waren von geradezu bestürzender Zuversicht erfüllt.
Kieran grinste nervös. »Wer weiß? Herrgott im Himmel, wenn die Primes morgen erneut angreifen, sind wir im Arsch.«
»Also nehmen wir einfach an, dass wir fertig sein werden, bevor sie angreifen. Wir können nichts anderes tun. Eine Menge der Komponenten, die wir für die Rache des Planeten benötigen, sind zur Verschiffung bereit.«
»Bis auf die Daten, die Kazimir holen sollte«, bemerkte Kieran bitter.
»Nun ja, in dieser Hinsicht ist das letzte Wort möglicherweise noch nicht gesprochen. Jemand hat sich mit mir in Verbindung gesetzt, der Kontakt zu Paula Myo hat. Sie ist vielleicht imstande herauszufinden, wo die Daten abgeblieben sind.«
»Wer?«
»Jemand, der kein Guardian ist und trotzdem an den Starflyer glaubt oder es zumindest behauptet. Sie hat eine sehr plausible Geschichte.«
»Tatsächlich?«
»Entweder das, oder der Starflyer sitzt uns dichter im Nacken, als ich zu denken wage. Normalerweise hätte ich eine Menge Schwierigkeiten zu glauben, dass mir etwas so Nützliches praktisch auf dem Teller serviert wird.«
»Hüte dich vor den Griechen, wenn sie Geschenke bringen.«
»Ganz genau.«
»Du solltest ihr nicht vertrauen.«
»Nein. Noch nicht jedenfalls. Selbstverständlich ist sie auch uns gegenüber misstrauisch. Was ich respektieren muss. Ich muss mir irgendeine narrensichere Methode ausdenken, um herauszufinden, ob sie tatsächlich eine Verbündete ist, wie sie sagt. Ein neuer Freund, selbst in diesem späten Stadium des Spiels, wäre äußerst hilfreich.«
»Und wie willst du feststellen, ob sie auf unserer Seite ist?«
»Wenn sie uns die verlorenen Daten liefern kann, die Kazimir bei sich hatte, wäre das ein großer Pluspunkt für sie. Abgesehen davon habe ich nicht die geringste Ahnung.«
Nachdem die Ermittlungen im Fall der Lambeth Interplanetary Society endlich schleppender verliefen, fand Renne Zeit, die Dateien im Fall der Shotgun-Botschaft von Trisha Marina Halgarth für eine neue Bewertung zu sichten. Die Forensik hatte ihre Ergebnisse vor mehr als einer Woche an das Pariser Büro geschickt. Vic Russell hatte sie überflogen und eine Zusammenfassung angeheftet. Nichts Ungewöhnliches oder Unerwartetes hatte sich gefunden, was die Ursache für die niedrige Dringlichkeitseinstufung des Falles war. Seit diesem Zeitpunkt hatten die Dateien in Rennes E-Butler-Speicher geruht.
Renne ging die perfekt angeordneten Tabellen, Hologramme und Textzeilen durch. Vic hatte Recht; alles sah genauso aus, wie es zu erwarten war. Der Daten-Analyst hatte bestätigt, dass Howard Liangs Hintergrund-Details ausnahmslos geschickte Fälschungen waren. Die biometrische Forensik hatte in seiner Wohnung ein paar Haut- und Haarproben gefunden, die DNS analysiert und bestätigt, dass sie von einem McSobel stammten. Seine Finanzen wurden zu einer einzigen Einlage von über fünfzigtausend irdischen Dollars auf einer Bank auf Velaines zurückverfolgt.
»Verdammt«, murmelte Renne zu den Desktop-Portalen gewandt. All die exemplarischen, vorhersehbaren Details waren eine direkte Fortsetzung des perfekten Verbrechensschauplatzes.
Bin ich tatsächlich so paranoid?
Sie las die Daten ein weiteres Mal durch, doch es gab nichts, was nach einem Fehler aussah. Die Guardians hatten es getan. Jeder musste zu dieser Schlussfolgerung kommen. Und warum kann ich es dann nicht glauben?
Zurückblickend war es nicht der Tatort, es waren nicht die Opfer und nicht einmal die Methode, die typisch für die Aktionen der Guardians waren. Renne konnte akzeptieren, dass sie allesamt den früheren Shotgun-Aktionen gleich oder ähnlich waren. Was sie störte, war die Reaktion, die die Mädchen gezeigt hatten. Sie waren aufgebracht, wütend und in Trishas Fall schuldbewusst gewesen, doch keines der Mädchen hatte sich überrascht gezeigt. Trisha hatte nie »Warum ausgerechnet ich?« gefragt.
Die forensischen Daten blieben auf den Portalen, eine leuchtende Schrift, die auf Zuordnung und Zertifizierung wartete. Rein logisch betrachtet, hätte sie weiter auf niedrige Priorität eingestuft bleiben sollen und die Informationen zugriffsbereit für augenblickliche Querverweise zu sämtlichen übrigen Fällen im Zusammenhang mit den Guardians. Es gab keine Spuren, die man verfolgen konnte, keine Möglichkeit, die individuellen Straftäter aufzuspüren. Realistisch betrachtet würde es höchstens dann zu einer Verhaftung kommen, wenn die Navy Intelligence
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