Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
mich wäre. Sehen Sie sich bei Gelegenheit die Aufzeichnungen der Belagerung von Leningrad an und fragen Sie sich, wer wirklich gewonnen hat.«
»Sie ziehen es vor, in einer glorreichen Schlacht unterzugehen?«
»Nein. Genau das ist es, was wir zu verhindern trachten.«
»Bravo. Und rein zufällig ist einer der Hauptgründe, warum ich Ihr Wort akzeptiere, dass ich weiß, wen Sie repräsentieren. Was mir Sorgen bereitet ist, dass dieser Tage eine Reihe merkwürdiger Menschen in den dunklen Straßen von Tridelta City unterwegs sind.«
»Ist das so?«
»Ah, Spöttelei; die Rechtschaffenheit von Narren allenthalben. Wir sind ein Mikrokosmos des Commonwealth, Senor Duanro. Sehen Sie auf uns, und Sie erblicken sich selbst.«
»In Ordnung, ich bin überzeugt. Was für merkwürdige Leute?«
»Das ist das Eigenartige … Trotz all meiner Anstrengungen, und um einen Moment lang unbescheiden zu sein, sie waren nicht unbeträchtlich, konnte ich nicht herausfinden, zu wem sie gehören. Sicherlich nicht zu einer Isolationistenbewegung und auch nicht zu einem Syndikat von Kriminellen, soweit ich herausfinden konnte. Doch sie besitzen Geld, genug Geld, um exklusiv in einigen unserer unbekannteren Kliniken Aufnahme zu finden. Im Verlauf der letzten paar Monate wurden viele meiner Klienten von Wartelisten gestrichen, sodass die Klientel dieser Leute Waffenimplantate und andere Dienste in Anspruch nehmen konnte. Als Gruppe betrachtet stellen diese Personen eine beträchtliche Streitmacht dar.«
»Danke für die Warnung.«
Der Agent hob sein Glas zum Toast und leerte es in einem Zug.
Adam erhob sich zum Gehen. Er konnte einem letzten Blick durch das Fenster nicht widerstehen. Der Agent hatte Recht, was Tridelta City anging. Es war so ungefähr die ethnisch kosmopolitischste Stadt im Commonwealth. Das war der Grund, warum die Regierung von Illuminatus so radikal unabhängig und ungebärdig war. Verachtung für die Gesetze des Commonwealth und Hass ob der »Einmischung« des Senats standen stets hoch auf der Tagesordnung eines jeden Politikers hier. Es machte die Umsiedelung bestimmter Dienstleistungsbranchen und Forschungslaboratorien nach Illuminatus äußerst attraktiv für gewisse Firmen, die einen Vorteil aus den liberaleren Vorschriften zu ziehen vermochten. Die Wirtschaft entwickelte sich so rasch wie der Bevölkerungsanstieg, und es herrschte eine Atmosphäre, in welcher die einheimischen Verbrechersyndikate gedeihen konnten. Die Konsterniertheit des Senats angesichts dieser blühenden »Verbrechenszentrale« war ein weiterer Grund für Zwistigkeiten. Diese hatten vor sieben Jahren in einer Kampagne zur Abspaltung vom Commonwealth gegipfelt. Doch obwohl die Einwohner von Illuminatus nicht viel für die Gesetze des Commonwealth übrig hatten, hatten sie eine ganze Menge Respekt für das Geld aus dem Commonwealth. Illuminatus blieb weiterhin Mitglied.
»Sie haben doch ausgezeichnete Verbindungen zu den einheimischen Politikern hier«, sagte Adam. »Ich frage mich, ob ich Sie wohl um einen Gefallen bitten dürfte.«
»Ich wäre interessiert, Ihre Bitte anzuhören.«
»Im Commonwealth wurde eine ganze Reihe von Lifeboat-Projekten gestartet.«
»Ja, ich habe die Reportage bei Michelangelo vergangene Woche gesehen. Diese junge Reporterin hat ausgezeichnete Arbeit geleistet. Es erfreut mich immer wieder aufs Neue, wenn sich Mitglieder der Dynastien in der Öffentlichkeit winden.«
»Falls Ihnen etwas zu Ohren kommt von Firmen auf Illuminatus, die Komponenten für Lifeboats an die Sheldons liefern, würde ich mich freuen, davon zu erfahren.«
»Das ist ein Gefallen, den ich Ihnen nur zu gerne erfüllen werde. Ich werde für Sie Erkundigungen einziehen.«
»Ich danke Ihnen. Es war mir ein Vergnügen – wie immer.«
Adam war kaum eine halbe Stunde zurück im Hotel Conomela, als Jenny McNovak sich meldete.
»Ich dachte, das würde dich interessieren«, sagte sie. »Wir sind gerade auf der CST Station von Tridelta angekommen.«
»Was macht ihr hier?«
»Wir folgen Bernadette Halgarth. Sie hat den Express direkt von EdenBurg hierher genommen. Wir stehen auf den Stufen draußen vor dem Eingang in der Dalston Street und beobachten, wie sie im Taxi wegfährt. Kanton versucht, sich ins Fahr-Array zu hacken, um herauszufinden, in welchem Hotel sie eincheckt.«
»Okay. Was macht Bernadette Halgarth hier?«
»Wir wissen es nicht. Sie hatte für den Rest der Woche einen vollen Terminkalender: Essen, Partys, Shows, Konferenzen,
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