Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
Second Lieutenants Gwyneth Russell und Jim Nwan folgten Tarlo, der aus dem Taxi stieg und die Polizeistation von NorthHarbour betrat. Sie hatten ihre Uniformen in Paris zurückgelassen – hier in Tridelta City wären sie viel zu auffällig gewesen. Tarlo trug ein blassblaues Sweatshirt mit kurzen, ausgefransten Ärmeln und alte Jeans, dazu Turnschuhe und ein Lederhalsband mit Perlen. Gwyneth beneidete ihn während des kurzen Weges in die Lobby des Gebäudes um seine leichte Kleidung; ihr eigener, formeller cremefarbener Anzug mit der grauen Bluse war bereits feucht, bevor sie die klimatisierten Innenräume erreichen konnte, und das, obwohl die Sonne tief am Horizont stand und bald untergehen würde.
Detective Sergeant Marhol und Probationary Detective Lucius Lee erwarteten sie bei der Anmeldung.
»Ziemlich nervenaufreibende Geschichte«, sagte Jim zu Lucius, als sie zu fünft in den Lift hinauf zum fünfzehnten Stockwerk stiegen, wo die Detectives ihre Büros hatten.
»Ich habe ihm gesagt, die Observation wäre eine gute Erfahrung.« Marhol lachte gefühllos und versetzte Lucius einen kräftigen Schlag zwischen die Schulterblätter. Er war übergewichtig und hatte einen Bauch, der über den Gürtel quoll. Seine Kleidung war kostspielig.
Ein flüchtiger Ausdruck von Verachtung huschte über das Gesicht des jungen Detectives, als er unter der Wucht des Schlags nach vorne stolperte. »Ihr Mann war verdammt gut«, berichtete er. »Ich habe mich mit Mercedes wegen des FX 3000p in Verbindung gesetzt; sie haben sich geweigert zu glauben, dass ihr Sicherheitssystem so einfach zu überwinden ist. Sie sagten, es wäre ohne jeden Zweifel ein versuchter Versicherungsbetrug seitens des Besitzers.«
»Hast du bei Ford nachgefragt wegen der Batterie des Feisha?«, Marhol lachte erneut.
Gwyneth schätzte, dass sie dieses Lachens sehr rasch sehr überdrüssig werden würde.
Die Detectives des Reviers verfügten über identische Büros, die rechts und links von einem zentralen Korridor abgingen, wie Glaskästen in einer Reihe. Es war das Ende der Tagschicht, und alle waren dabei zusammenzupacken. Nicht wenige Detectives trieben sich auf dem Gang herum, um einen Blick auf das hochrangige Team des Navy-Geheimdienstes zu werfen, das auf dem Weg zu einem der abhörsicheren Konferenzräume am anderen Ende war. Einige der Kollegen begrüßten »Batterieschock-Lucius« mit grinsendem Gejohle. Der junge Detective ertrug den Spott mit angespanntem Lächeln.
»Was genau haben Sie jetzt für uns?«, fragte Tarlo, sobald sie sich im Konferenzraum eingefunden hatten. Die hohen Fenster waren geschlossen, die Abschirmung eingeschaltet und die Vorhänge zugezogen, was Gwyneth sehr bedauerte: Sie hatte noch nie eine Nacht auf Illuminatus erlebt.
»Der Mercedes-Dieb passt perfekt auf Ihre Beschreibung«, sagte Marhol.
Ein holographisches Portal zeigte ein Bild des Mannes in der Tiefgarage. Es stammte aus den Retinaimplantaten von Lucius und zeigte, wie Robin Beard sich dem Ford Feisha näherte. Daneben zeigten verschiedene Fenster die Vergleichsmerkmale.
»Sieht aus, als wäre es unser Mann«, sagte Gwyneth.
»Ist jemand von den Einheimischen imstande, so etwas zu bewerkstelligen?«, fragte Tarlo.
»Einer oder zwei«, sagte Marhol. »Vielleicht. Wie Lucius bereits sagte, der Mercedes ist verdammt schwierig zu knacken.«
»Keiner der einheimischen Automarder passt zu dem vorliegenden äußerlichen Profil«, sagte Lucius. »Es muss Ihr Mann sein.«
»Danke sehr. Von nun an liegt dieser Fall in der Zuständigkeit der Navy«, verkündete Tarlo und übertrug die Datei von Beards Truck in das Array des Konferenzzimmers. »Bitte laden Sie das in die Verkehrsmanagement-Arrays der Stadt. Ich will, dass Ihre Leute jeden Wagen anhalten, der auch nur annähernd diesem dort ähnelt, und seinen Inhalt durchsuchen.«
»Wow, das bedeutet jede Menge Überstunden«, sagte Marhol grinsend. »Kommt die Navy für die Kosten auf?«
Tarlo grinste zurück. »Die Navy packt jeden bei den Eiern, der diese Sache vermasselt, und schickt ihn für hundert Jahre in die Suspension. Wollen Sie mir noch mal mit dummen Kommentaren kommen, oder wollen Sie die nächsten vierundzwanzig Stunden überleben?«
»Hey, Scheiße, du Penner! Wir haben diesen Fall für euch geknackt, und das wenigste, was ihr tun könntet, ist ein wenig Dankbarkeit zeigen!«
»Ich zeige ein klein wenig Dankbarkeit. Wir haben euch die Suchmeldung für Robin Beard vor Wochen zugestellt, und ihr
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