Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
Charity. Sie hat Dudley Boses Forschungsarbeit bezüglich des Dyson-Paares finanziert. Mein altes Team beim Direktorat hat die Stiftung sechs Monate vor dem Start der Second Chance untersucht und berichtet, dass alles legitim und über jeden Zweifel erhaben sei. Ich möchte, dass Sie die Übung wiederholen und dabei die Möglichkeit im Hinterkopf behalten, dass die Unterlagen von Cox manipuliert worden sind. Anschließend nehmen Sie sich die alten Dateien des Direktorats vor und vergleichen sie mit Ihren Erkenntnissen.«
»In Ordnung. Wer hat behauptet, die Unterlagen wären manipuliert worden?«
Paula lächelte. »Mellanie Rescorai.«
»Tatsächlich?« Hoshe schien den Gedanken amüsant zu finden. »Ich habe Sie wegen Mellanie gewarnt. Es gibt Geschichten über sie …«
»Genau. Ich habe Nachforschungen über Miss Rescorai angestellt. Es gibt eine Reihe interessanter Berichte über ihre Aktivitäten auf Elan während des Angriffs der Primes. Offensichtlich hat sie eine führende Rolle bei der Evakuierung von Randtown gespielt.«
»Mellanie?«
»Ja. Ich weiß. Und ihr neuer Freund ist Dudley Bose.«
»Ich nehme an, es hat schon unmöglichere Paare gegeben.«
»Nennen Sie mir eins. Sie sind irgendwo auf Oaktier untergetaucht.«
»Müssen Sie die beiden aufspüren?«
»Nein. Ihre Unisphären-Adresse ist aktuell und offen. Sie hat ihren Job als Korrespondentin bei Alessandra Barron aufgegeben und ist zu Michelangelo gewechselt. Das ist höchst interessant – insbesondere im Zusammenhang mit ihrer Behauptung, dass die Barron für den Starflyer arbeitet.«
»Klingt, als hätten Sie Mellanie Rescorai rekrutieren sollen und nicht mich.«
»Ich behalte sie jedenfalls im Auge. Irgendetwas an der Sache ergibt keinen rechten Sinn. Das ist nicht mehr das Püppchen im Bikini aus Mortons Penthouse. Sie hat sich verändert – oder zumindest ein Teil von ihr. Sie ist nach wie vor unglaublich impulsiv, aber sie hat auch eine ganze Menge Selbstvertrauen gewonnen.«
»Jeder wird irgendwann einmal erwachsen.«
»Vielleicht, ja. Für den Augenblick halten wir uns im Hintergrund und sehen, was sie sonst noch herausfindet.«
»Okay. Was ist das da?« Er deutete auf die projizierte Karte.
»LA Galactic. Ich war gerade dabei, einen Blick auf das Attentat auf Kazimir McFoster zu werfen. Das Pariser Büro hat allem Anschein nach einen Namen für unseren Attentäter gefunden: Francis Rowden. Ich wollte herausfinden, wie es ihm gelingen konnte, nach dem Mord an McFoster sowohl CST als auch der Navy Security zu entkommen. Die RI des Büros hat eine Simulation für mich erstellt. Zugegeben, die Aufzeichnungen sind nicht perfekt, aber die meisten Zeitpunkte und Positionen wurden miteinander abgeglichen.«
»Und?«
»Ganz einfach. Er ist auf einen Zug gesprungen. Es gibt keine andere Erklärung.« Sie warf einen flüchtigen Blick auf die Projektion. »Obwohl er nur eine einzige Chance hatte, das zu bewerkstelligen. Ich bin überrascht, dass kein Angehöriger der Sicherheitskräfte ihn dabei beobachtet hat.«
»Ein Doppelagent?«
»Möglich.« Paula war erstaunt, wie sehr dieser Gedanke sie beunruhigte. Sie starrte auf die Karte mit den grünen Punkten, und einer der Marker schien heller zu leuchten als die übrigen: Tarlo.
Mellanie hatte den Platz am Fenster eingenommen, als sie in den Zug nach Darklake City gestiegen waren. Jetzt, fünfzig Minuten später, beobachtete sie, wie der Zug sich langsam dem einzelnen Terminalgebäude von Boongate näherte. Dicke graue Wolken zogen durch den Himmel über der Stadt und sperrten die Sonne aus. Es regnete ununterbrochen, völlig ungewöhnlich für den Spätfrühling. Das leere Land des Stationshofes wirkte durch das Wetter noch trübseliger als für gewöhnlich.
Auf der Plattform drängten sich Menschen. Sie alle warteten auf den Zug, in dem Mellanie saß. Eine Reihe von Sicherheitsoffizieren von CST in dunkelblauen Flexarmour-Anzügen stand an der Bahnsteigkante und bildete mit verschränkten Armen eine Absperrkette, um die Menschenmenge von dem einlaufenden Zug fern zu halten. Laute Rufe und Schreie setzten ein, als die PH58 Zugmaschine sich unter das geschwungene Dach des Terminals schob. Hunderte von winkenden Armen hinter den dicken Helmen der Sicherheitsleute. Es war ein eigenartiges Empfangskomitee für einen gewöhnlichen Zug, als säße eine Medienberühmtheit darin.
Dudley spähte nervös über Mellanies Schulter. »Weswegen sind all diese Leute hier?«
»Ein Zug nach
Weitere Kostenlose Bücher