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Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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draußen«, erklärte sie ihm. Sie wollte blasierter klingen, wie jemand, der die dummen Mätzchen von Menschen beobachtet, mit denen er niemals etwas zu tun haben würde, die Art von Menschen, die ein Leben lebten, dem sie dank Morton und der SI entkommen war. Doch sie wusste, dass sie in gut einer Woche wieder hier sein und begierig auf einen Zug nach draußen warten würde, genau wie die anderen jetzt. Ihr Ticket war bereits gebucht, ein Rückfahrschein erster Klasse mit offenem Rückreisedatum. Jetzt fragte sie sich allmählich, ob sie tatsächlich auf der Plattform würde stehen und sich zu einer offenen Tür würde vorkämpfen müssen. Es sah nämlich nicht danach aus, als würden die Sicherheitsleute sich die Zeit nehmen, den Erste-Klasse-Passagieren zu helfen.
    Als sie ausstiegen, war nur ein schmaler Streifen Beton zwischen dem Zug und dem Kordon aus Sicherheitsleuten frei. Der Kordon geriet immer wieder ins Wanken und wurde nach vorn gedrückt. Mellanie stolperte, als sie wiederholt gegen die Seite des Zuges gedrückt wurde. Die wütenden Blicke, mit denen sie darauf reagierte, wurden von niemandem zur Kenntnis genommen.
    Erst als sie die Halle am Ende erreichten, gab es ein wenig mehr freien Raum. Reaktive Barrieren waren errichtet worden, um die dichten Menschentrauben vom Eingang der Station zu den jeweiligen Plattformen zu leiten – nicht, dass die Barrieren das wütende Gemurmel der Menge hätten dämpfen können. In die andere Richtung war so gut wie niemand unterwegs; die wenigen Ankömmlinge hatten die Ausgänge für sich allein. Kaum zwanzig Leute waren aus dem Zug gestiegen. Die beiden Gepäckstücke tauchten in der Lücke zwischen dem letzten Sicherheitsbeamten und dem Zug auf, als wären sie aus dem Zug getreten worden.
    Dudley blieb stehen. »Ich will zurück«, sagte er mit schwacher Stimme. »Ich will, dass du mit mir kommst, Liebes. Bitte, tu das nicht. Geh nicht nach Far Away. Wir kommen nie wieder ins Commonwealth zurück, ich weiß es. Die Primes werden kommen und mich erneut einfangen und …«
    »Dudley«, unterbrach sie ihn und legte ihm einen Finger auf die Lippen; dann küsste sie ihn. »Keine Angst. Nichts dergleichen wird geschehen.«
    »Das kannst du doch gar nicht wissen! Behandle mich nicht wie ein Kind! Ich hasse das!«
    Fast hätte sie ›Dann benimm dich gefälligst nicht wie ein Kind!‹ gesagt. Stattdessen erwiderte sie mit gesenkter Stimme: »Die SI wird mich rechtzeitig warnen.« Was sie nicht tun würde – glaubte Mellanie jedenfalls nicht. Wer konnte das schon sagen?
    Dudley starrte sie aufsässig an.
    »Jetzt komm schon«, sagte sie leichthin und hakte sich bei ihm unter. »Du wirst einen Neutronenstern sehen, aus erster Hand. Wie viele Astronomen können das von sich behaupten, selbst heutzutage?«
    Es war ein erbärmlicher Bestechungsversuch, doch Dudley willigte zögernd ein und ließ sich von ihr zu der einzelnen Tür bringen, die aus der Halle führte. Es gab reichlich Hinweisschilder für die Verbindung nach Far Away. Sie folgten ihnen durch einen verlassenen Kreuzgang und erreichten schließlich eine weitere Tür in einer Ecke des Terminalgebäudes. Ringsum hallten die Geräusche unglücklicher, frustrierter Menschen wider.
    Draußen vor der Station musste die Menge der Wartenden nach Zehntausenden zählen. Sie standen in einer dichten Traube zusammengequetscht vom Passagierterminal bis zur Abfahrt vom Highway in einem Kilometer Entfernung. Taxis und andere Fahrzeuge waren unterwegs stehen gelassen worden und von dichten Menschenmengen umringt. Sie waren ausnahmslos aufgebrochen. Tausende von Schirmen tanzten in der Luft, um die Regenmassen abzuhalten, die sich über die Wartenden ergossen. Kinder in wasserdichter Kleidung weinten und schrien, während sie von ihren Eltern mitgezogen und von allen Seiten angerempelt wurden. Männer und Frauen stießen Verwünschungen und Beleidigungen aus und wurden um so lauter, je mehr sie sich dem Eingang zum Terminal näherten.
    Polizei- und Sicherheitskräfte von CST hatten sie in zwei Reihen von Beamten und Patrolbots eingezwängt. Über ihren Köpfen schwebten Helikopter und produzierten Zyklone aus Regen, die das Elend der Wartenden am Boden komplettierten.
    Mellanie schob mit ihren virtuellen Händen mehrere Symbole beiseite und überflog die Szenerie mit auf maximale Auflösung gestellten Retinaimplantaten. Das Bild ging direkt ins Hollywood-Studio von Michelangelo. Sie murmelte ein paar begleitende Worte über die

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