Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
europäische Division teilte sich das Gebäude mit zwei weiteren Departments des Intersolaren Commonwealth, dem UFN Regional Auditor und der Environmental Commission, die beide eine exzellente Tarnung boten. Draußen hing keine Tafel, die die Gegenwart der Senate Security verkündete, und falls jemand auf das Management Array des Gebäudes Zugriff, erfuhr er ebenfalls nichts von der Existenz der Behörde. Der Eingang führte durch eine diskrete unterirdische Rampe dem alten Gebäude des British Foreign Office gegenüber.
Jeden Morgen holte Paulas zugewiesener Wagen sie vor ihrer Wohnung ab und fuhr sie zu dem europäischen Trans-Capital-Zug, einem schnittigen Maglev-Vehikel, das auf der alten Kanaltunnel-Route fünfunddreißig Minuten von Paris bis London benötigte.
In der Waterloo Station angekommen, fuhr der Wagen auf direktem Weg nach Whitehall und in die sichere Parkkammer unter dem alten Gebäude. Die gesamte Fahrtzeit lag deutlich unter einer Stunde.
Als Hoshe zu seinem ersten Arbeitstag eintraf, überprüfte Paula gerade die offiziellen Dateien über Francis Rowden, wie die Senate Security sie aus dem Array des Navy-Geheimdienstes zog. »So ein Idiot«, murmelte sie, als Hoshe an ihre offene Tür klopfte.
»Bin ich nicht willkommen?«, erkundigte er sich.
Paula grinste ihn an. »Nein, nicht Sie. Kommen Sie doch bitte herein.« Ihr Büro war ein gutes Stück größer als das alte in Paris, mit einer hohen Decke und kunstvollen Kranzgesimsen. Holzpaneele zogen sich bis auf halbe Wandhöhe hinauf, ursprünglich in dunkel-goldener Eiche, doch inzwischen vom Alter beinahe schwarz. Zwei große Fenster boten einen Ausblick auf die Bäume entlang des Victoria Embankment und die Themse dahinter. Genau im Norden war die Hungerford Bridge zu sehen, eine Eisenbahnbrücke zur Charing Cross Station.
Eine Wand des Büros war komplett mit einer holographischen Projektion bedeckt, der Karte einer riesigen CST Station mit einem großen Terminalgebäude am einen Ende und Hunderten von Gleisen, die sich davor über einen großen freien Platz zogen. Verschiedene Züge waren an Ort und Stelle erstarrt, und eine große Anzahl grüner Punkte sprenkelte den Boden, jeder mit seinem eigenen neonblauen Kode-Marker, der in der Luft darüber schwebte.
»Sieht so aus, als wären Sie auf den Füßen gelandet, wie?«, bemerkte Hoshe. Er warf im Vorbeigehen einen interessierten Blick auf die projizierte Karte. Seine Schuhe versanken fast im dicken burgunderroten Teppich, als er zu dem riesigen antiken Schreibtisch aus Rosenholz ging, hinter dem Paula saß.
»Ich weiß. Man könnte glauben, dass die alten Briten ihr Imperium von hier aus gelenkt haben, als sie noch eins hatten.«
»Etwa nicht?«
»Nein. Das hier ist alles erst hundertfünfzig Jahre alt. Nachgebaut. Der Designer hat versucht, die Grand Imperial Ära zum Leben zu erwecken. Dieses Mobiliar ist jünger als ich.«
Hoshe ließ sich in einen Sessel sinken und zuckte unmerklich zusammen.
»Wie geht es Ihnen?«, fragte Paula. Er sah entschieden besser aus als bei ihrem letzten Besuch auf Oaktier. Sein Gesicht war ordentlich rasiert; er hatte Aftershave benutzt, und die Haare waren gegelt und wurden von der üblichen silbernen Spange gehalten. Der Anzug war ebenfalls neu, ein helles Braun, ein teures, glänzendes Gewebe, mit schmalen Revers, das seine Figur betonte – die ein ganzes Stück schlanker und durchtrainierter aussah als bei ihrer ersten Begegnung mit ihm. Sie hätte diesen Gewichtsverlust durchaus begrüßt, wären nicht die eingefallenen Wangen gewesen.
»Besser, schätze ich. Und Inima ging es heute Morgen auch schon viel besser. Ich glaube, sie wird allmählich ungeduldig und wartet auf ihre Entlassung.«
»Das freut mich zu hören. Was hat sie zu Ihrem neuen Job gesagt?«
»Ihr gefiel die Vorstellung, nach London zu gehen. Es ist eine Frage der Sicherheit, wissen Sie? Wenn man irgendwo sicher ist vor den Primes, dann auf dieser Welt. Hier gibt es genügend Reichtum und Macht, um sicherzustellen, dass sie richtig verteidigt wird. Nach Sligo kann das nicht schlecht sein. Und selbstverständlich sind die Kliniken hier die besten im Commonwealth.«
»Haben Sie schon eine Wohnung gefunden?«
»Die Personalabteilung hat mir fünf Vorschläge gemacht, die ich mir ansehen soll. Das mache ich heute Abend. Bis dahin gehöre ich Ihnen.«
»Sehr schön. Als Erstes möchte ich, dass Sie einen Blick auf eine gemeinnützige Stiftung werfen: die Cox Educational
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