Con molto sentimento (German Edition)
Frühstücken da, mein Kühlschrank ist leer und ich selbst frühstücke nicht.« Was eine glatte Lüge war, doch das wussten diese zwei Grazien ja nicht.
»Kann ich duschen?«, erkundigte sich Nummer Eins geschäftsmäßig. Er schien den abrupten Rauswurf sportlich zu nehmen. Wahrscheinlich war er hinreichend vertraut mit One-Night-Stands. »Ja, aber beeile dich. Handtücher sind im Schrank neben der Dusche«, Claude deutete auf die Tür hinter ihm.
Nummer Zwei indes starrte ihn aus diesen großen braunen Augen an. Er hatte wohl eher ein gemütliches Frühstück erwartet, das ihm am Bett serviert wurde und danach noch eine schöne weitere Runde Bettgymnastik, statt so einem hektischen, ganz und gar unromantischen Vorgehen.
Diese Augen, da wurde Claude wieder klar, wieso er überhaupt diesen Kerl aufgegabelt hatte.
Er kniete sich vor ihm auf die Matratze und fuhr durch das kurze Haar seiner nächtlichen Eroberung. Eine Hand ruhte auf dem Nacken des Mannes, als er ihn ausgiebig küsste. »Entschuldige, wenn du mehr erwartet hast«, gurrte Claude mit geübter Stimme und strich durch die drahtigen Löckchen.
»Oh nein, schon klar, ah nein«, kam die Antwort und Claude grinste, was Nummer Zwei zum Glück nicht sehen konnte.
Kaum einer, der in so einer Situation sagen würde, dass er in der Tat mehr erwartet hätte. So eine Blöße wollte sich niemand geben, sie waren ja alle große Jungs.
»Ich bin mir sicher, wir sehen uns wieder. Vielleicht dann... alleine.« Claude lächelte und genehmigte sich noch einmal ein kleines Nippen an den vollen Lippen des Afrikaners.
Schließlich hatte er sie beide aus seiner Wohnung bekommen und war sogar noch einigermaßen im Zeitrahmen. Aufräumen musste er dann heute Abend, wenn er von den Proben zurückkam. Das gesamte Schlafzimmer sah entfernt so aus wie der Darkroom in seinem Lieblingsclub.
Nummer Eins, Claude hatte noch immer nicht ihre Namen aus seinem Gedächtnis gekramt, musterte ihn interessiert, als er seinen Geigenkasten schulterte und die Wohnung hinter sich zuschloss.
»Du bist Musiker?«
»Hm, Geiger«, Claude winkte Nummer Zwei ein letztes Mal zu, der gerade die Treppe hinabging.
»Kein Wunder, dass du so virtuos mit deinen Fingern warst.«
»Ha, ha«, machte Claude schwach und wurde unversehens an die Wand gedrückt, wo sich nun Nummer Eins noch einen Abschiedskuss genehmigte.
Pflichtschuldig schürzte Claude seine Lippen, schielte aber insgeheim nach seiner Uhr. So langsam musste er sich wirklich beeilen und schob Nummer Eins mit Nachdruck von sich. Waren die Typen von heute anhänglicher als früher, oder täuschte er sich da?
»Verdammte Schwuchtel!«, tönte es vom Stockwerk über ihm, als sich Claude gerade in Bewegung setzen wollte.
»Na fein«, seufzte er und wartete bis die fragliche Person die Treppe hinunter kam. Wahrscheinlich war es der ältere Junge der Leclercs beziehungsweise Mohrers, der ihm öfters einmal solche Nettigkeiten an den Kopf warf. Claude wusste nicht, welcher Nachname nun denn der Störenfried trug, so gut kannte er die Familie nicht, als dass er in ihrem Wirrwarr aus Scheidungen und Zusammenleben Bescheid wusste.
Normalerweise musste er sich solche Äußerungen nicht von Angesicht zu Angesicht anhören. Auch wenn sich Claude sicher war, dass er hinter so mancher verschlossener Wohnungstür generell nur als ›Schwuchtel von nebenan‹ bezeichnet wurde. Wobei er fairerweise zugeben musste, auch zahlreiche Bewohner zu kennen, die es als Selbstverständlichkeit akzeptiert hatten, dass er schwul war und öfters Herrenbesuch mitbrachte. So wie die Rentnerin, die unmittelbar neben ihm wohnte. Oder das junge, frisch verheiratete Akademikerpärchen im ersten Stock.
»Hast du ein Problem?«, fuhr Claude Luc an, als dieser auf seinem Treppenabsatz angelangt war und schon Anstalten machte zu türmen. Claude hielt ihn an seinem Kragen fest, von einem solchen Bengel ließ er sich nicht als ›Schwuchtel‹ titulieren, gleichgültig ob er einige Kilo mehr wog als Claude oder nicht.
»Fass mich nicht an Schwuchtel.«
Claude drückte ihn an die Wand und grinste. »Nun, die Schwuchtel könnte dich in ihre Wohnung ziehen und dir das Hirn aus dem Schädel vögeln, wie würde dir das gefallen?« Claude war heute wirklich nicht zum Scherzen aufgelegt.
Erfreulicherweise wurde Luc abwechselnd rot, dann weiß und dann wieder rot. Er stieß Claude mit all
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