Con molto sentimento (German Edition)
seiner Treppenstufe und schaute zu wie sich diese beiden Typen gegenseitig ihre Zungen in den Hals steckten. Die Küsse verdienten auf jeden Fall das Prädikat ›leidenschaftlich‹ und jetzt hatte Patrice eine noch bessere Vorstellung davon, was in den nächsten Minuten in der Wohnung im vierten Stock geschehen würde. Zumindest dachte er, dass er das hatte. Nicht, dass er ein ausgewiesener Experte für schwulen Sex wäre. Oder allgemein für Sex.
Zu spät fiel ihm auf, dass Claude ihn wohl entdecken würde, wenn er die Treppe weiter hinaufging. Diese Erkenntnis kam ihm genau in jenem Augenblick, als Claude sich von der Wand abstieß und den Lichtschalter drückte, der neben ihm angebracht war.
Patrice wandte sich schnell um und hastete die Treppe hinab.
»Wer war das?«, hörte er den Begleiter fragen.
»Nur der Junge von oben«, antwortete Claude in einem Tonfall, der erahnen ließ, wie unwichtig ihm diese Tatsache erschien.
Claude verschwendete schon bald keinen weiteren Gedanken mehr an ihren unfreiwilligen Beobachter im Treppenhaus. Eigentlich war er nicht so unvorsichtig sich von seinen Eroberungen noch auf der Treppe eine erste kleine Kostprobe zu genehmigen. Aber Stéphane hatte das Halbdunkel irgendwie angemacht und schon hatte er Claude gegen die Wand gedrückt gehabt.
Er konnte sich gar nicht daran erinnern wie er überhaupt seinen Schlüssel in das Türschloss gesteckt hatte. Gleichgültig, jetzt befanden sie sich in seinen vier Wänden. Also keine unliebsamen Beobachter mehr, die sie störten. In genüsslicher Vorfreude zogen sich die Muskeln in seinem Bauch und noch weiter unten zusammen. Wenn er an die letzte heiße Nacht mit seinem ehemaligen Freund, jetzt Gelegenheitslover, dachte, verlangte es ihn mehr und mehr Stéphane so schnell es ging ins Bett zu ziehen.
Nur, hatte er nicht bedacht, dass er ja am Morgen nicht mehr zum Aufräumen gekommen war.
»Du...« Stéphane stand ein bisschen ratlos vor seinem Bett. Obwohl der Ausdruck ›Spielwiese‹ es wohl besser traf, auf dem Schreibtisch daneben stand noch die Tube mit Gleitmittel, die Maxipackung, versteht sich von selbst, ganz zu schweigen von den aufgerissenen Kondompackungen auf dem Boden und dem Ledergürtel, der es irgendwie neben das Kopfkissen geschafft hatte und einen äußerst zweideutigen Anblick bot.
»Ich hatte Damenbesuch«, erklärte Claude und überlegte, ob er jetzt aufräumen sollte oder ob sie ihren Aktivitäten irgendwo anders nachgehen sollten.
»Scheint mir aber mehr als eine Dame gewesen zu sein«, Stéphane tippte mit seinem großen Zeh gegen die geöffneten Briefchen der Kondome.
»Hm, mhm... Ja.«
»Oho!«
»Was ›oho‹? Spar dir dein ›Oho‹ für später. Für dich reichts noch locker!«, grinste Claude und nahm kurzerhand ein neues Bettlaken aus dem Schrank. Pragmatisch wie er nun einmal war. Zum Glück hatte er eine Ausziehcouch im Wohnzimmer und auch wenn es nicht so bequem wie sein Bett war, er wollte Stéphane nicht inmitten der gebrauchten Laken von letzter Nacht vernaschen – und er glaubte, dass auch Stéphane das nicht wollte.
Schnell war die Couch ausgezogen und notdürftig mit Bettwäsche versehen.
Die Sache mit der Couch war vielleicht gar nicht so schlecht, dachte Claude dann ein paar Minuten später als er sich mit den Händen auf der Lehne aufstützte und Stéphane ihn von hinten im Stehen nahm. Sex im Stehen hatte so einen Hauch von Darkroomatmosphäre, wie Claude befand und er griff hinter sich, drehte sich halb zu Stéphane um und zog ihn zu einem weiteren Kuss näher heran.
Er fragte sich, ob es die Tatsache war, dass Stéphane nun endgültig aus seinem Leben schreiten würde, was ihn so bereitwillig dazu veranlasst hatte dem anderen seinen Hintern zu überlassen. Normalerweise...
»Gott !«, entfuhr es ihm, seine Tonlage mindestens eine ganze Oktave über seinem normalen Tenor. Stéphane hatte ihn nach vorne gestoßen, so dass sich Claudes Rücken nur fast in der Waagerechten befand und sein Lover noch tiefer in ihn eindrang. Er stützte sich auf seinen Unterarmen auf und versuchte wenigstens ein bisschen noch seine Hüften mitzubewegen. Wenn Stéphane schon jetzt so ein Tempo vorlegte, würde er nicht lange brauchen bis er abspritzte. Aber die Nacht war ja noch jung.
Wie ein wilder Tiger lief Patrice in dem kleinen Raum am Fuß der Treppe herum. Er war ja selbst Schuld, was ging er Claude
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