Con molto sentimento (German Edition)
deine geliebten Clubs und Bars gehen können, aber ich würde dir den Job nicht anvertrauen, wenn ich nicht wüsste, dass du es packst.« Stéphane küsste ihn so voller Zuversicht, dass auch Claude nur zu gerne bereit war dies zu glauben.
»Ich weiß, dass du nicht auf ewig Konzertgeiger bleiben möchtest. Das hast du mir ja immerhin selbst gesagt.«
Claude seufzte, ja, das war sein Traum, seine Passion: Selbst ein Orchester zu leiten. Er wollte Dirigent werden! Vor den versammelten Musikern stehen und den Taktstock schwingen. Es musste ein unvergleichliches, berauschendes Gefühl sein!
Aber das würde auch ein zweites Studium bedeuten und vor diesem Schritt graute Claude noch.
3
Federico Batist war sterbenslangweilig. Punkt.
So war es nun einmal. Aber höchstwahrscheinlich wäre jetzt gerade ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt diese Gemütsbewegung kundzutun. So schloss er nur wieder die Augen und legte sich auf das Bett zurück.
Der Sommer in St. Petersburg war sehr heiß und leider verfügte ihre Wohnung über keinerlei Klimaanlage, sodass er sich schon bald wieder auf die Ellbogen stützte, weil ihm das Bettlaken am Körper klebte.
Aber er war ja selbst Schuld. Federico hatte auf eine kleine, fast schon spartanisch nennende Wohnung bestanden. Selbstverständlich hatte Alexis Arrowfield das etwas anders gesehen. Alexis war als Kind einer reichen, adligen Familie eben im Luxus aufgewachsen. Kein protziger, verschwenderischer Luxus, aber als Arrowfield musste es schon das Beste sein. Im letzten Winter waren sie nach einem Konzert von Federico einfach so im besten Hotel der Stadt abgestiegen. Alexis war der Weg zurück in ihre Wohnung zu lange und im Schneetreiben auch zu ungemütlich gewesen. Also hatte er kurzerhand eine Suite im Hotel Europa gebucht.
Noch immer las sein manchmal etwas exzentrischer Alexis jede Woche aufs Neue mit nahezu schmachtenden Blick die Immobilienanzeigen der Zeitung. Aber nein, da war er gegenüber seinem Geliebten nicht fair. So wie ihn Alexis jetzt gerade anblickte, das war die pure Definition von ›schmachtend‹.
Federico grinste, geschmeichelt, dass er derjenige welcher war: Alexis‘ Objekt der Begierde. Sein Lover senkte den Kopf, um das ursprüngliche Vorhaben wieder aufzunehmen. Federico war heute nach Alexis‘ Geschmack nicht ganz bei der Sache und nichts nagte mehr an Alexis‘ Stolz als wenn sein Liebhaber beim Sex Gedanken an andere Dinge verschwendete. Auch wenn Federico sonst keine Gelegenheit verschmähte mit Alexis die Laken zu zerwühlen, so gelang es ihm heute wirklich nicht den Kopf frei zu bekommen.
»Du schmeckst nach Kaffee.«
Federico lachte als er dies hörte und Alexis stützte sein Kinn auf Federicos Hüfte, dann klopfte er mit flinken Fingern eine Kadenz auf den flachen Bauch des Musikers.
»Stört es dich etwa? Du wolltest mich ja nicht duschen lassen, nachdem ich die Tasse verschüttet hatte.« Federico hatte es von Anfang an für keine gute Idee gehalten, dass sie im Bett frühstückten. »Außerdem gibt das dem Begriff ›Morgenlatte‹ eine völlig neue Bedeutung.« Federico kicherte wenig mannhaft über seinen eigenen Scherz.
Alexis starrte ihn verdrießlich an.
»Café Latte«, half Federico ihm auf die Sprünge.
»Schon klar. Ich bin ja nicht blöd.«
»Zu platt?« Federico fand den Kommentar in dieser Situation eigentlich recht geistreich.
»Ja und nicht sehr originell.«
›Als ob man auch originell sein könnte, wenn einem immer mehr Blut in den Schwanz fließt‹, überlegte Federico, hielt sich jedoch dieses Mal mit seinen Beobachtungen zurück.
»Ich muss doch schauen, dass du wieder etwas auf die Rippen bekommst«, verteidigte Alexis das improvisierte Frühstück. »Dein Gewicht kratzt doch bestimmt wieder nahe an den 65 Kilo!«, kam es vorwurfsvoll von unten.
Deshalb benötigte Federico in der Regel auch keine Waage, Alexis ging voll in diesem Job auf Federicos Gewicht unter Beobachtung zu halten. Insgeheim fragte sich Federico wie Alexis immer so genau sein Körpergewicht schätzen konnte. Aber bei seinen 1,75 Meter waren 65 Kilo noch immer völlig normal, auch wenn seine Rippen wirklich ein bisschen mehr als üblich zu sehen waren. Auch jetzt noch meinte Alexis, er müsse Federicos Aufpasser mimen. Nicht dass Federico undankbar wäre, er hatte Alexis‘ beschützende Ader und Fürsorglichkeit in seiner Vergangenheit schließlich
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