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Conan der Barbar

Conan der Barbar

Titel: Conan der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
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ihrem Sims auf der Krone zum Lustwandeln, auf der ein bezaubernd schönes Mädchen mit goldenem Haar die Hand eines gutaussehenden Jünglings hielt.
    »Ist sie nicht ein liebreizendes Geschöpf? Und der wohlgewachsene Junge an ihrer Seite ist ihr Liebster. Weißt du, wie es ist, ein Mädchen zu lieben? Oder wahrlich von einer Frau geliebt zu werden?«
    Conan erinnerte sich an Valeria, von der die Trennung ihm vor ein paar Tagen so schwergefallen war. Er preßte die Lippen zusammen und nickte nur stumm.
    »Ja, vielleicht weißt du es wirklich«, sagte Doom mit dem Hauch eines Lächelns. »Vielleicht glaubst du, daß die Liebe alles überwindet. Aber ich werde dir eine Kraft zeigen, die stärker ist als Stahl, ja sogar stärker als die Liebe. Paß gut auf ...«
    Er hob seine bannenden Augen und richtete sie auf das liebliche Gesicht des lächelnden Mädchens über ihnen auf der Mauer.
    »Komm zu mir, Kind!« Seine leicht zischelnde Stimme war kaum lauter als ein Flüstern.
    Das kindliche Gesicht schien plötzlich von innen heraus vor Glück zu strahlen. Sie stellte sich auf Zehenspitzen auf die niedrige Brüstung, und – ohne auch nur einen Blick auf den Jüngling neben ihr – sprang in die Tiefe. Es gab ein häßliches Geräusch, als sie auf dem Pflaster des Gartenwegs aufschlug.
    Conan wandte den Blick von der Leiche ab, die wie eine zerbrochene Puppe ein paar Schritte von ihnen entfernt in einer größer werdenden Blutlache lag. Doom lachte, und die Spur von Triumph war unüberhörbar. »Das ist Stärke, Junge – das ist Macht! Es ist eine Kraft, gegen die die Härte des Stahls genausowenig ankommt wie die Nachgiebigkeit des Fleisches. Was ist Stahl gegenüber der Hand, die ihn führt? Was ist die Hand ohne den Geist, der sie lenkt? Das ist das wahre Geheimnis der Stärke. Stahl, pah!«
    Thulsa Doom hielt inne und blickte in Conans unbeeindrucktes Gesicht. Seine verschlossene Miene, die straffe Haltung seiner blutig geschlagenen Schultern schienen die Macht des Oberpriesters schmälern zu wollen und stellten eine unausgesprochene Beleidigung für ihn dar – für ihn, der absoluten willenlosen Respekt gewohnt war. Noch einen Versuch unternahm er, seine uneingeschränkte Macht zu beweisen, diesen eigensinnigen Burschen zu beeindrucken, diesen Barbaren, den er hatte in Ketten legen lassen, doch dessen Seele frei und ungebrochen geblieben war.
    Er hob eine Hand und lenkte die Aufmerksamkeit des weinenden Jünglings auf sich, der immer noch, über die Mauerbrüstung gebeugt, fassungslos herabblickte auf den zerschmetterten Leichnam des Mädchens, das er geliebt hatte. Dooms grausame Lippen verzogen sich spöttisch – und nur die scharfen Augen des Cimmeriers bemerkten es –, dann erhellte ein falsches Lächeln sein dunkles Gesicht, und er flüsterte einen Befehl:
    »Laß sie im Paradies nicht allein, mein Sohn.«
    Ohne zu zögern, doch mit Bewegungen wie ein Schlafwandler zog der junge Mann einen juwelenbesteckten Dolch aus seiner Scheide und stieß sich die kurze spitze Klinge ins Herz. Das spritzende Blut leuchtete im Sonnenschein auf. Dann kippte der Sterbende über die Brüstung und fiel geradewegs auf die Leiche seiner Liebsten.
    Unverhohlener Triumph sprach aus Thulsa Dooms Miene, als er sich wieder dem jungen Barbaren zuwandte. »Ich habe Tausende wie sie«, sagte er lächelnd.
    Immer noch unbeeindruckt starrte Conan ihn finster an. »Was schert es mich, daß du Macht über Narren und Schwächlinge hast? Noch nie hast du dich einem echten Mann in ehrlichem Kampf gestellt.«
    Unverkennbarer Haß glitzerte in Dooms Augen auf, und einen Herzschlag lang sah es fast so aus, als überzöge Schamröte sein Gesicht.
    Grimmig fuhr Conan fort: »Du hast meinen Stamm niedermetzeln, mich unter der Peitsche der Vanir ans Rad der Schmerzen ketten lassen. Und du sorgtest dafür, daß ich Grubenkämpfer wurde, mit dem Halsreif der Sklaven, und damit rechnen mußte, daß jeder Tag mein letzter sein konnte ...«
    Stolz hob Doom den Kopf. »Ja, und schau, was ich aus dir gemacht habe! Wie das Leben dir Körper und Geist gehärtet hat! Denk an die Stärke deines Willens, an deinen Mut, an deine Entschlossenheit mich zu töten, um Rache für die Deinen zu nehmen! Über die halbe Welt bist du mir gefolgt, hierher bis ins Herz der Festung der Macht, um mich für etwas zu bestrafen, wofür du mich fälschlich schuldig hieltest – dabei habe ich dich zu einem Kämpfer gemacht, zu einem Helden, ja zu einem Halbgott. Und nun willst

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