Conan der Befreier
sagte:
»Ihr seid mit unserem Plan vertraut, meine Freunde. Es ist eine geringe Chance, aber unsere einzige.«
Denn Trocero hatte sich für einen selbstmörderischen Sturm direkt in die aquilonischen Reihen entschieden, um in einem Irrsinnsversuch an Amulius Procas heranzukommen. Er wußte, daß sich der gegnerische Oberbefehlshaber, ein stämmiger Mann mittleren Alters, durch frühere Verwundungen behindert und seiner alten Knochen wegen, schwer auf dem Pferderücken tat, und deshalb vorzog, in einem Streitwagen ins Gefecht zu ziehen. Er wußte auch, daß der Lenker dieses Streitwagens Schwierigkeiten haben würde, das plumpe Gefährt zu manövrieren. Wenn also die Rebellenreiterei durch ein Wunder an den aquilonischen General herankommen und ihn töten könnte, würden die ihres Oberbefehlshabers beraubten Truppen möglicherweise ihres Kampfgeistes verlustig gehen und die Reihen sich auflösen.
Die Aussicht, wie Trocero angedeutet hatte, war alles andere als rosig, aber dieser Plan war der beste, der ihm in den Sinn gekommen war. Er bemühte sich jedenfalls, seinen Untergebenen seine Besorgnis nicht anmerken zu lassen. Er lachte und scherzte mit ihnen, als wäre ihnen der Sieg sicher und nicht die absolute Vernichtung durch der Welt beste Kampftruppe, noch dazu in dreifach größerer Stärke.
Wieder griff das Schicksal in Person König Milos, des Königs von Argos, zugunsten der Rebellen ein. Noch ehe die aquilonische Invasion begonnen hatte, unterrichtete ein Spion, der in seiner Eile Messantia zu erreichen, drei Pferde zuschanden geritten hatte, den König von Numedides' Befehl, argossanisches Gebiet zu betreten. Also erfuhr König Milo von dem beabsichtigten Angriff etwa zur gleichen Zeit wie die Rebellenführer. Schon zutiefst über die Arroganz des Gesandten Quesado empört, packte den üblicherweise sehr ausgeglichenen Monarchen die Wut. Sofort befahl er der nächsten Division seiner Armee, im Eilmarsch nach Norden aufzubrechen, um die Invasion aufzuhalten.
Zu einem anderen Zeitpunkt hätte Milo es sich vielleicht noch einmal überlegt. Da er nicht annahm, daß Numedides beabsichtigte, sich eines Teiles seines Hoheitsgebiets zu bemächtigen, wie der frühere König Vilerus es getan hatte, hätte er eigentlich guten Grund, von nicht wiedergutzumachenden Maßnahmen Abstand zu nehmen. Aber bis sein Ärger abgekühlt war, waren seine Truppen bereits auf dem Marsch. Und in seiner üblichen Dickköpfigkeit weigerte der König sich, seine Entscheidung rückgängig zu machen.
Amulius Procas hatte seine Armee angehalten und formierte seine Truppen in ordentlicher Aufstellung zum Angriff, als ein atemloser Kundschafter herbeigaloppierte und neben seinem Streitwagen anhielt.
»General!« keuchte er und schnappte heftig nach Luft. »Eine gewaltige Staubwolke steigt von der Straße aus dem Süden auf. Es sieht aus, als nähere sich eine weitere Armee.«
Procas ließ den Späher seine Worte wiederholen. Dann zog er, heftige Flüche ausstoßend, seinen Helm vom Kopf und schmetterte ihn wütend auf den Boden seines Streitwagens. Es war genau, wie er es befürchtet hatte. König Milo hatte von der Invasion gehört und schickte seine Truppen aus, sie aufzuhalten. Er donnerte seine Adjutanten an:
»Sagt den Männern, sie dürfen sich einstweilen rühren, und seht zu, daß sie Wasser haben. Befehlt den Spähern, einen Bogen um die Rebellenarmee zu machen und südwärts vorzustoßen, um die Zahl und Zusammensetzung der sich nähernden Streitkräfte auszukundschaften. Laßt ein Zelt errichten und ruft meine Stabsoffiziere zu einer Besprechung zusammen.«
Als seine Späher eine Stunde später meldeten, daß tausend Mann Kavallerie im Anritt waren, sah Amulius Procas sich einem Dilemma ausgesetzt. Ohne ausdrücklichen Befehl seines Königs wagte er nicht, Argos zum offenen Kampf zu provozieren. Genausowenig konnte er es sich leisten, einen direkten Befehl Numedides' ohne ausschlaggebenden Grund zu mißachten.
Gewiß, Procas' Armee konnte zweifellos die Rebellen schlagen und Milos Reiterei nach Messantia zurückjagen. Aber eine solche Handlungsweise würde einen Krieg heraufbeschwören, auf den Aquilonien nicht vorbereitet war. Zwar war sein Land größer und hatte eine höhere Bevölkerungszahl, doch dafür war sein König, gelinde ausgedrückt, exzentrisch und seine Herrschaft hatte das mächtige Aquilonien ernsthaft geschwächt. Die Argossaner kämpften außerdem mit gerechter Empörung gegen einen Invasor auf ihrem
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