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Conan der Freibeuter

Conan der Freibeuter

Titel: Conan der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp , Lin Carter
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Kaum hatten sie ihn hinter sich, rannten sie wie gehetzt über die Lichtung zu ihren Kameraden, die sie besorgt am Rand des Dschungels erwarteten.
    »Schnell zurück zum Schiff!« drängte Zarono.
    Sie hasteten den Pfad zurück, den sie geschlagen hatten. Jeder war froh, die Stätte uralten Unheils zurückzulassen, wo noch immer grauenvolle Mächte wachten, und jeder hatte nur den einen Wunsch: die saubere Meeresbrise zu atmen und den Sonnenschein auf offener See zu genießen.
     

6. Flammenaugen
    6
     
    FLAMMENAUGEN
     
     
    Nach all dem Schrecken, dem Grauen und der Wut hatte Chabela sich wieder etwas beruhigt. Sie wußte nicht, weshalb der Verräter Zarono sich gegen seinen Lehnsherrn gewandt und die königliche Jacht vernichtet hatte, noch, weshalb er sie gefangenhielt. Aber zumindest war sie nicht mehr vor Furcht gelähmt, denn wenigstens ihre Hände waren jetzt frei.
    Zarono hatte ihr die Hände mit einem Seidenschal auf den Rücken binden und sie in eine winzige Kabine sperren lassen. Das dünne Stück scharlachfarbiger Seide schien als Fessel ungeeignet zu sein, aber Zarono hatte von einem vendhyanischen Fahrensmann die Kunst gelernt, Knoten so zu knüpfen, daß selbst die geschicktesten Finger sie nicht lösen konnten. Und die rote Seide war zwar dünn, aber fest wie Stierhaut. Zur Essenszeit kam Zarono gewöhnlich persönlich in die Kabine, um ihr die Hände freizubinden, und er fesselte sie erneut, sobald sie mit dem Essen fertig war. Er beantwortete keine ihrer Fragen.
    Was er jedoch nicht wußte: Chabela hatte unter ihrem Gürtel einen winzigen Dolch versteckt. Es war für zingaranische Edelfrauen nämlich üblich, eine solche Klinge zu tragen, um ihr Leben selbst zu beenden, falls ihnen die Gefahr gemeiner Schändung drohte.
    Das Mädchen fand besseren Nutzen für den Dolch. Indem sie sich halb verrenkte, gelang es ihr, die Finger um die unauffällige Wölbung zu legen und die Klinge mit viel Mühe aus ihrem Versteck zu ziehen. Dann klemmte sie den Griff in eine kleine Öffnung des hölzernen Zierwerks, das das Sims des Bullauges bildete. Es war nicht schwierig, die Scheide abzunehmen, doch was dann kam, war alles andere als einfach. Sie drehte sich mit dem Rücken zur Klinge und legte die Handgelenke darüber.
    Sie vermochte nicht, hinter sich zu schauen, und so kam sie immer wieder mit der scharfen Klinge in Berührung. Ehe sie die Seide durchgesägt hatte, waren ihre Hände voller Blut, aber endlich war der Schal durchtrennt.
    Chabela steckte den Dolch in seine Scheide zurück und versteckte ihn erneut unter ihrem Gürtel. Mit dem nun zweigeteilten Seidentuch verband sie sich die leichten Schnittwunden, die sie sich selbst zugefügt hatte.
    Wie sollte sie nun ihre neue Freiheit nutzen? Zarono hatte das Schiff verlassen. Das wußte sie, weil sie seine letzten Befehle gehört hatte. Lediglich ein paar Mann Besatzung waren an Bord zurückgeblieben, unter ihnen der stämmige Wächter vor ihrer Tür, die zum doppelten Schutz von außen verriegelt war.
    Also blieb nur das Bullauge, durch das sie einen Streifen türkisfarbenes Meer und ein Stück hellen Strand mit einer Reihe von Palmen sah, die mit ihren smaragdgrünen Wedeln dem Himmel entgegenstrebten.
    Zum Glück war Chabela weitaus kraftvoller, kühner und mutiger als die meisten verzärtelten Edeldamen des zingaranischen Hofes. Kaum eine von ihnen hätte gewagt, was sie als nächstes unternahm. Sie öffnete das Bullauge und zog den Rock ihres Gewands durch den Gürtel, bis der Saum sich oberhalb der Knie befand. Etwa sieben Fuß unter dem Bullauge schlugen Wellen träge gegen den Schiffsrumpf.
    Vorsichtig zwängte sich Chabela durch die schmale Öffnung und ließ sich an der Schiffswand hinunter, bis sie sich nur noch mit den Händen am Rand des Bullauges festhielt. Dann stieß sie sich ab, tauchte platschend ins Wasser und kam schnell wieder hoch. Sie spuckte das versehentlich geschluckte Wasser aus und strich sich das klatschnasse Haar aus dem Gesicht. Das Wasser war zwar nicht kalt, aber doch frischer als die heiße Luft, und so fröstelte sie, bis sie sich daran gewöhnt hatte. Auch brannten ihre frischen Schnittwunden bei der Berührung mit dem Salzwasser.
    Aber Chabela hatte keine Zeit, daran zu denken. Jeden Moment mochte ein Freibeuter sich an die Reling lehnen und sie durch Zufall entdecken – dann schlüge er natürlich sofort Alarm. Über ihr erhob sich das hohe Heck mit seinen vielen Bullaugen. Über ihnen schaukelten die Reling des

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