Conan der Freibeuter
ihr furchtbares Ende gefunden hatten. Wenige von Conans zahllosen Abenteuern waren so unheimlich gewesen wie jenes Erlebnis am Teich der Riesen, wo die unmenschlichen Giganten gehaust hatten. Doch wer mochte es schon wissen – vielleicht begab er sich jetzt in noch viel furchtbarere Gefahr?
Er holte tief Luft und lachte herzhaft. Crom! Man kann nur einmal sterben, warum also die Zeit damit vergeuden, sich irgendwelche Schrecken auszumalen? Es genügte, wenn man sie bekämpfte, sobald einem nichts übrigblieb als sich ihnen zu stellen. Die Kampfeslust kam dann von selbst, und mit einer guten Klinge in der Hand fürchtete er nichts. Also: auf zur namenlosen Insel am Rand der Welt!
5. Am Rand der Welt
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AM RAND DER WELT
Die ganze Nacht schifften die beiden Karracken durch die warmen Wogen des Südmeers. Im Morgengrauen reffte die Tagedieb die Segel, um zurückzufallen und im zunehmenden Tageslicht nicht von der Albatros aus gesehen zu werden. Des Nachts – wenn sie bis dahin die namenlose Insel noch nicht erreicht hatten – konnten sie den Zeitverlust wieder wettmachen, denn der schlankere Rumpf und spitzere Bug der Tagedieb machte sie schneller als die plumpe Albatros.
Inzwischen schnitt Conans Tagedieb durch die leicht bewegten blaugrünen Wellen. Fliegende Fische sprangen hoch, hielten sich eine Weile in der Luft und tauchten wieder ins Meer zurück. Weder die eine noch die andere Karracke hatte, seit sie auf Südkurs war, ein anderes Schiff gesichtet.
Plötzlich bildete sich am ansonsten strahlend blauen Himmel eine kleine Wolkengruppe. Die Albatros änderte ihren Kurs nach Steuerbord, und nach ein paar Stunden tauchte unter den Wölkchen am Horizont eine Insel auf.
Vom Vorderkastell aus betrachtete Zarono nachdenklich die unbekannte Insel. Sie sah zumindest harmlos aus mit dem gelben Sand des Strandes und den hohen schlanken Palmen, deren smaragdgrüne Wedel sich sanft im Wind wiegten. Doch was jenseits der Palmen zu finden sein mochte, konnte natürlich niemand auch nur ahnen.
Menkara, der sich einen schwarzen Umhang um die schmalen Schultern geworfen hatte, schloß sich Zarono an. »Das ist die Insel«, murmelte er tonlos.
Ein schwaches Lächeln zeigte Zaronos weiße Zähne. »Ja, Priester, sie ist es wohl. Doch nun zu diesem Schatz: Wie wird er bewacht? Durch Geister, Dämonen oder lediglich ein paar Drachen? Ich rechne damit, daß Eure übernatürlichen Kräfte uns beschützen, während wir die Grabkammern, Gewölbe oder was immer plündern. Vancho! Lauf in die Bucht dort ein, sofern sie tief genug ist ...«
Eine Viertelstunde später befahl der Freibeuter: »Werft die Anker! Bergt die Segel! Vancho, setz das erste Beiboot aus und wähl für den Landungstrupp die kräftigsten Männer, und alle bis auf die Zähne bewaffnet.«
Geräuschvoll wurde das Boot zu Wasser gelassen, und ein Dutzend schwerbewaffnete Zingarier kletterte an Tauen hinunter, um ihre Plätze auf den Duchten einzunehmen und zum Strand zu rudern. Als der Sand unter ihren Stiefeln knirschte, sprangen sie heraus und zogen das Boot aus dem Wasser. Auf Befehl des Bootsmanns verteilten sie sich mit blanken Säbeln und schußbereiten Armbrüsten am Strand. Ein paar Männer verschwanden zwischen den Palmen. Als sie nach einer Weile wieder auftauchten, signalisierten sie der Albatros: »Alles klar!«
Zarono befahl, das zweite Boot hinunterzulassen. Zusammen mit Menkara und acht Freibeutern nahm Zarono darin Platz. Vancho blieb an Bord der Albatros.
Auch das zweite Boot erreichte den Strand ohne Zwischenfall. Zarono sammelte seine Männer um sich, und kurz darauf waren er, Menkara und der Hauptteil des Landungstrupps zwischen den Palmen verschwunden. Drei Freibeuter blieben zur Bewachung der Beiboote zurück: ein dunkler hakennasiger Shemit, ein riesenhafter schwarzer Kushit und ein kahlköpfiger rotgesichtiger Zingarier.
All das beobachtete Conan vom Mastkorb der Tagedieb aus voll Interesse. Sein Schiff schaukelte am Horizont in den mächtigen Wellen.
Eine Weile hieb Zaronos Trupp sich mit Entermessern einen Pfad durch das dichte tropische Unterholz. Außer dem Keuchen der Männer, dem Hacken der Klingen, wenn sie in Schößlinge drangen und Rankenpflanzen durchschnitten, und dem Rascheln von Palmwedeln und Blättern war nichts zu hören, als die Freibeuter sich ihren Weg durch den Dschungel bahnten.
Die Luft war feuchtheiß. Schweiß glitzerte auf muskulösen Armen, entblößten haarigen Brustkörben und narbigen
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