Conan-Saga 05 - Conan und der Spinnengott
Cimmerier hatte inzwischen die Waffe gezogen. Genau wie Catigern achtete er nicht auf die flehenden Rufe des Wirtes, ihren Kampf anderswo auszutragen, und schon blitzten ihre klirrenden Klingen im gelben Lampenschein. Mehrere Gäste kauerten sich unter ihre Tische, als die beiden Riesen sich drehten, hieben und parierten. Das Klingen des Stahles vermischte sich mit den anspornenden Rufen der Zuschauer und brach die bisher so friedliche Stille.
Nach dem ersten Blitzangriff und heftigem Klingenwechsel, als Hauptmann Catigerns Atem gequälter kam, änderte er seine Taktik. Seine Klinge, wie im Westen üblich, war gerade, im Gegensatz zu Conans Säbel, der zwar etwas schwerer als die meisten turanischen Klingen, aber wie fast alle im Osten benutzten leicht geschwungen und deshalb zum Stoß ungeeignet war. Statt zu schlagen, begann der Brythunier nun zwischen hastigem Parieren zuzustoßen.
Zwar hatte Conan auch früher mit geraden Klingen, wie sein Vater sie geschmiedet hatte, gekämpft, aber in den letzten zwei Jahren war er ausschließlich mit Krummsäbeln ausgebildet worden. Dreimal rettete nur seine panthergleiche Flinkheit und Geschmeidigkeit, vereint mit verzweifelten Paraden, ihn davor, von Catigerns scharfer, spitzer Klinge aufgespießt zu werden. Ein Stoß, wie der einer angreifenden Schlange, riß Conans Wams auf und zeichnete eine blutige Streifwunde quer über seine Schulter.
Der Brythunier, das hatte Conan inzwischen erkannt, war ein erfahrener Fechter, der selbst im Suff nicht so leicht zu schlagen war. Obgleich Conan größer, kräftiger, flinker und jünger war, dankte er den Göttern, daß Catigern durch den im Übermaß genossenen Wein nicht mehr ganz so sicher war.
Verzweifelt hüpfte Bartake händeringend um die beiden herum und winselte: »Ich flehe euch an, meine Herren, kämpft draußen weiter! Ihr ruiniert mir die ganze Stube!«
Die beiden achteten überhaupt nicht auf ihn. Da glitt aus einer dunklen Ecke der Wirtsstube eine kleine schattenhafte Gestalt von hinten auf Catigern zu. Im Lampenschein blitzte ein Dolch auf.
Ohne Bedenken hätte Conan seinen Gegner im fairen Kampf getötet, aber ein Stich in den Rücken eines Mannes, der gegen einen anderen kämpfte, ging gegen sein Ehrgefühl. Doch wenn er eine Warnung ausstieß, würde der Brythunier sie lediglich für ein Ablenkmanöver halten.
All das ging Conan schneller durch den Kopf, als er benötigte, um seine Klinge zu schwingen. Er machte einen gewaltigen Satz rückwärts und senkte gleichzeitig den Säbel.
»Hinter dir!« brüllte er. »Meuchelmörder!«
Catigern sah, daß Conan ihn im Augenblick nicht erreichen konnte. Er wirbelte herum. Im gleichen Moment hob der Unbekannte den Dolch, um ihn dem Brythunier in den Rücken zu stoßen. Mit einem wilden Fluch hieb Catigern mit einem Rückhandschwung zu. Das Schwert drang zwischen Rippen und Hüften in des Fremden Seite und durchtrennte fast seine Wirbelsäule. Die Wucht schleuderte den schmalen Mann gegen einen Tisch, und er sackte blutspritzend auf den Boden. Er stöhnte kurz, dann rührte er sich nicht mehr.
»Ein gewaltiger Hieb«, bemerkte Conan und hielt seine Säbelspitze weiter auf den Boden. »Willst du den Kampf fortsetzen?«
»Wenn ihr beiden Riesennarren ...«, begann Bartake, aber auch jetzt achteten die beiden Männer nicht auf ihn.
»Nein, nein«, antwortete Catigern. Er säuberte seine Klinge am Hemd des Toten und machte sich daran, sie in die Scheide zurückzuschieben, doch dann hielt er inne, aber nur so lange, bis er sich vergewissert hatte, daß der Cimmerier das gleiche tat. »Ich kann doch keinen Mann töten, der mir gerade das Leben gerettet hat, auch wenn er einen Augenblick zuvor versuchte, es mir zu nehmen. Was das Mädchen betrifft – wo, zum Teufel, ist die Dirne?«
Bartake antwortete: »Während ihr beide mit Kämpfen beschäftigt wart, zog sie sich in ihre Kammer zurück – mit einem Eurer Leute, glaube ich, Hauptmann.« Der Wirt drehte sich um und rief nach seinen Söhnen, damit sie die Leiche forträumten und den Boden von Blut säuberten. Kopfschüttelnd murmelte er: »Zath behüte mich vor einem weiteren Paar solcher Narren!«
Catigern lächelte trocken. »Du hast recht, mein Freund. Wir waren wahrhaftig Dummköpfe, unsere Leben einer käuflichen Frau wegen aufs Spiel zu setzen.« Er gähnte. »Was mich betrifft ...«
»Warte«, hielt Conan den Hauptmann zurück, der aufbrechen wollte. »Schauen wir doch erst einmal nach, wer dir das Messer in
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