Conan-Saga 05 - Conan und der Spinnengott
verschwand in diesem Augenblick. An ihrer Stelle stand Chagor, der Turaner, Parvez' verschwundener Diener, den Conan in die Pferdetränke getaucht hatte. Er hielt einen doppelgeschwungenen hyrkanischen Bogen mit einem Pfeil an der Sehne in der Hand.
»Ha!« rief der Turaner. »Jetzt hab' ich dich!« Und mit dem gleichen scharfen Sirren, das Conan gehört hatte, als er Ymir verlor, schoß Chagor den Pfeil ab – und aus dieser Entfernung konnte er den Cimmerier gar nicht verfehlen.
Doch im selben Augenblick, als der Turaner die Sehne sirren ließ, flog etwas hinter Conan hervor und prallte heftig gegen des Turaners Brust. Dadurch verfehlte der Pfeil sein Ziel und pfiff an Conans Ohr vorbei.
Ehe der Turaner einen neuen Pfeil aus dem Köcher reißen konnte, hatte Conan bereits seinen Säbel gezogen und griff mit Löwengebrüll an. Chagor ließ den Bogen fallen und griff ebenfalls nach dem Säbel, gerade noch rechtzeitig, um Conans Sturm zu begegnen.
Stahl klirrte und scharrte im Mondschein. Hinter sich hörte Conan ebenfalls Kampfgeräusche, kam jedoch nicht dazu, sich umzudrehen und nachzusehen, wer sie verursachte. Der Turaner war ein guter Fechter und beschäftigte den Cimmerier voll. Hieb – Rückhandschwung – Parade – Vorhandschlag – Parade – Finte – Parade ... Die tanzenden Klingen klirrten, krachten und schwangen im Takt mit dem Stampfen der schweren Stiefel, dem heftigen Atem und den Flüchen.
Die Flüche kamen aus Chagors Lippen, denn Conan focht in grimmigem Schweigen. »Ich werd es dir zeigen, Hund ...«, keuchte der Turaner. »Deinen Kopf bekommt der Erlikpriester ... Dann bin ich reich ...«
Wie schon ein paarmal zuvor war Chagor um den Bruchteil eines Herzschlags zu langsam für eine exakte Parade. Conans schwererer Säbel schnitt in seinen Unterarm. Der Turaner stieß einen Schreckensschrei aus und ließ den Säbel fallen. Wie ein Panther sprang Conan ihn an, während seine Klinge einen weiten horizontalen Bogen beschrieb. Der Säbel trat durch des Turaners dicken Hals. Sein Kopf sackte zur Seite, und aus seinem Rumpf quoll Blut.
Immer noch vernahm Conan Kampfgeräusche hinter sich. Er wirbelte herum und sah ein Durcheinander von Armen und Beinen, die, wie er schnell feststellte, Hauptmann Catigern und Psamitek, dem Stygier gehörten, die verbissen miteinander rangen.
Conan packte einen Arm des Stygiers mit der Linken und drehte ihn um. Mit Catigerns Hilfe bezwangen sie den Burschen ohne Waffen, bis er sich aufsetzte. Conan hielt seine Arme hinter dem Rücken verdreht, und Catigern drückte jetzt die Dolchspitze an seine Kehle.
»Welchen Umstand verdanke ich das Glück, daß du zugegen warst, um mir zu helfen?« fragte Conan.
»Ich sah, wie dieser Hund dir folgte«, erklärte Catigern. »Und schließlich hattest du gesagt, daß du allein sein wolltest, also wurde ich mißtrauisch. Ich traute diesem stygischen Ungeziefer nie ganz. Zu meinem Staunen sah ich, wie du Chagor den Hügel hoch folgtest, weil der Kerl dich mit verführerischen Worten lockte. Und hinter dir kam Psamitek, der irgendwelche Zaubersprüche murmelte. Das Ganze kam mir recht merkwürdig vor, nicht nur dein Benehmen, das an sich schon sonderbar war, also folgte ich dem Stygier. Halt ihn gut fest, er ist stärker, als er aussieht. Er hat mich ganz tüchtig gebissen.«
»Also gut, Psamitek, erklär, was das alles zu bedeuten hat«, forderte Conan den Stygier auf. »Wenn uns deine Erklärung zufriedenstellt, hast du eine kleine Chance, daß wir dich leben lassen.«
»Ihr habt gehört, wie Chagor Euch genannt hat«, sagte Psamitek. »Er hat belauscht, wie Botschafter Parvez Euch ›Conan‹ nannte, und ich wußte von Tughrils Belohnung für Conans Kopf. Also steckten Chagor und ich unsere Köpfe zusammen und vereinbarten, daß er Parvez verlassen sollte. Die Belohnung für Euch wollten wir miteinander teilen. Selbst eure beschränkten Geisteskräfte müßten das verstehen ...«
Psamiteks hypnotisierende Stimme bannte Conan und Catigern so sehr, daß sie auf ihn selbst kaum noch achteten. Sofort befreite sich der Stygier: schlüpfrig wie ein Aal entglitt er ihnen und schoß hoch. Conan sprang auf und schwang seinen Krummsäbel so heftig, daß er den schlanken Stygier zweiteilen hätte müssen.
Aber die Klinge pfiff durch leere Luft. Psamitek war verschwunden wie der Schein einer ausgeblasenen Kerze.
»Komm sofort zurück!« brüllte Conan wütend und tobte mit der blanken Klinge nach allen Seiten herum. Doch der
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