Conan-Saga 07 - Conan der Rebell
herum. »Wir werden einen Überfall machen. Führ uns zu ihm, dann soll alles Gold in Stygien dir gehören!«
Tief in seinem Innern verstand Conan ihre Empfindungen. Aber weil er auf gewisse Weise doch ein Außenstehender war, gelang es ihm, seine äußerliche Ruhe zu bewahren. In ihm tobte es jedoch. Bêlit mußte ihr Herzenswunsch erfüllt werden! Trotzdem hatte er die Kraft, kühl zu überlegen, wie es angegangen werden konnte.
Er faßte sie an beiden Armen und drehte sie zu sich herum, daß sie ihm in die Augen sehen mußte. »Liebstes«, sagte er. »Bleib mit den Füßen auf der Erde. Was kann ein Schiff gegen eine Stadt und eine ganze Flotte ausrichten? Das wäre keine Befreiung, sondern reiner Selbstmord. Wir wollen unseren Verstand genauso benutzen wie unsere Klingen, dann wird Jehanan bald auf dem Deck der Tigerin stehen.«
Mühsam zwang sie sich zur Vernunft. »Du hast natürlich recht«, flüsterte sie schließlich gequält. »Wir brauchen einen Plan. Aber dafür werden wir leben – für Jehanans Freiheit, bis wir sie ihm wiedergegeben haben.«
Conans eisblaue Augen blickten über ihren Kopf hinweg Otanis durchdringend an. »Wir werden deine Hilfe brauchen. Zweifellos steht uns ein gefährliches Abenteuer bevor. Du hast für dein Vaterland gekämpft. Sei jetzt uns treu ergeben, dann wirst du nicht nur deine Freiheit wiedergewinnen, sondern Schiffsladungen voll Reichtümer – und dafür kannst du viele Söldner für eure gute Sache anwerben.« Er grübelte eine Weile schweigend im Pfeifen des Seewinds nach. »Bist du jedoch nicht ehrlich«, endete er hart, »stirbst du!«
Otanis lächelte. »Es ist vielleicht gar nicht so schwierig, euch zu helfen«, sagte er. »Wollen wir uns eingehender darüber unterhalten?«
Bêlit übertrug die Verantwortung für das Umladen der Fracht dem Ersten Maat und begleitete die beiden Männer in die Kabine des früheren Kapitäns. Sie und Conan ließen sich am Tisch nieder. Otanis holte Wein und setzte sich ebenfalls. Ein Sonnenstrahl spitzte durch das Glasfenster und schien mit dem schlingernden Schiff zu schaukeln. Die Stimmen sich unterhaltender und lachender Männer bei ihrer Arbeit waren gedämpft zu hören, genau wie das Kreischen von Möwen und das Rauschen und Schlagen der gegen das Schiff brandenden Wellen. Frische Luft drang durch die halboffene Tür in die kleine, spärlich ausgestattete Kajüte und füllte sie mit dem salzigen Atem der Hoffnung.
Otanis nahm einen Schluck von seinem Becher, lehnte sich zurück und drückte die Fingerspitzen aneinander. »Bahoteps Villa und sein Lagerhaus werden nicht übermäßig streng bewacht. Seine Sklaven wissen, daß sie den besten – den am wenigsten schlimmen – Herrn in Khemi haben und achten besorgt darauf, nicht in Ungnade bei ihm zu fallen. Ja, auch Jehanan, zumindest, bis endlich eine echte Chance kommt, die Freiheit wiederzuerlangen. Meine Lady Bêlit, Ihr müßt unvorstellbares Glück bei Eurer Flucht gehabt haben. Ich würde gern hören, wie sie Euch gelungen ist.«
»Ich stahl ein Boot«, sagte sie kurz.
»Und Ihr wurdet nicht auf dem Weg zum Hafen aufgehalten? Durch einen heiligen Python, beispielsweise?«
Otanis klickte mit der Zunge. »Außerdem, wenn am nächsten Morgen ein fehlender Sklave, oder in Eurem Fall eine Sklavin, und ein verschwundenes Boot gemeldet wurden, liefen zweifellos zumindest drei oder vier Schiffe zur Suche aus. Die Stygier beweisen ihre Macht gern an störrischen Unfreien, und ein Schiff ist schneller als ein Boot. Es war pures Glück, daß keines Euch sichtete und keiner es für wichtig genug hielt, einen Zauberer damit zu beauftragen, Eure genaue Position zu bestimmen – jedenfalls nicht, solange noch Aussicht auf Erfolg bestanden hatte. Mit dem gleichen Glück kann Jehanan nicht rechnen. Und Ihr wißt ja, daß die Strafe für einen flüchtigen Sklaven der Tod ist – aber erst nach tagelangen grauenvollsten Qualen.«
Er hielt inne. Conan nahm einen tiefen Schluck des herben stygischen Weines, während sein Blick düster auf Otanis ruhte, der fortfuhr:
»Wie ich jedoch sagte, würde es für Jehanan nicht sonderlich schwierig sein, Bahoteps Haus zu verlassen. Genau wie ich wird er hin und wieder beauftragt, Besorgungen zu machen. Er könnte sich leicht einen glaubhaften Grund einfallen lassen, weshalb er zwei oder drei Tage abwesend sein würde – einen Grund, der den Wächter überzeugte: beispielsweise, daß er dem Aufseher von Bahoteps Plantagen eine Nachricht
Weitere Kostenlose Bücher