Conan-Saga 13 - Conan der Krieger
Das bißchen, das durch sie vom Himmel sichtbar war, veränderte zusehends die Farbe, wurde von Rosa zu Blau. Balthus verspürte nagenden Hunger. Glücklicherweise hatte er wenigstens den Durst an einem Bach gestillt, an dem sie vorbeigekommen waren. Es herrschte nun absolute Stille, wenn man von ein paar Vogellauten da und dort absah. Die Trommeln waren nicht mehr zu hören. Balthus' Gedanken beschäftigten sich wieder mit der grauenvollen Szene vor der Altarhütte.
»Es waren Straußenfedern, die Zogar Sag trug«, sagte er plötzlich. »Ich kenne sie von den Helmen der Ritter aus dem Osten, die die Marschbarone besuchten. Es gibt doch in diesem Wald keine Strauße, oder?«
»Die Federn kamen aus Kush«, antwortete Conan. »Westlich von hier, viele Tagesmärsche entfernt, liegt das Meer. Hin und wieder legen Schiffe von Zingara an der Küste an und treiben Tauschhandel mit den Pikten: Waffen, Zierrat und Wein gegen Felle, Kupfererz und Goldstaub. Manchmal bringen sie auch Straußenfedern mit, die sie von den Stygiern haben. Und diese wiederum bekommen sie von den schwarzen Stämmen Kushs, das südlich von Stygien liegt. Die piktischen Schamanen sind ganz versessen darauf, offenbar halten sie sie für zauberkräftig. Aber ein solcher Handel ist für die Zingarier ziemlich riskant, denn die Pikten haben nicht nur einmal versucht, einen dieser Kauffahrer auszurauben. Außerdem ist es eine für Schiffe gefährliche Küste. Ich kenne sie aus eigener Erfahrung als Pirat der Barachan Inseln, die sich südwestlich von Zingara befinden.«
Balthus Blick ruhte bewundernd auf seinem Gefährten.
»Wußte ich doch, daß Ihr nicht Euer ganzes Leben in diesem Grenzgebiet zugebracht habt! Ihr nanntet mehrere ferne Orte. Seid Ihr schon sehr weit gereist?«
»Ich bin viel herumgekommen und weiter als je einer meiner Rasse. Ich kenne all die großen Städte der Hyborier, der Shemiten, der Stygier und der Hyrkanier. Ich streifte durch die hier unbekannten Lande südlich der schwarzen Königreiche und durch die östlich der Vilayetsee. Ich war schon Söldnerhauptmann, Freibeuter, Kozak, Vagabund mit leerem Säckel, General – eigentlich war ich schon alles, außer König eines zivilisierten Landes, aber vielleicht sitze ich sogar noch auf einem Thron, ehe ich sterbe.« Die Vorstellung gefiel ihm, und er grinste breit. Dann zuckte er die Schultern und streckte sich auf dem Felsboden aus. »Das Leben hier ist so gut wie jedes andere. Ich weiß nicht, wie lange ich an der Grenze bleiben werde. Vielleicht noch eine Woche, einen Monat oder gar ein Jahr, dann zieht es mich wieder weiter. Es hält mich nirgendwo lange. Aber wie gesagt, hier an der Grenze ist es so gut wie anderswo.«
Balthus setzte sich auf, um den Wald unter ihnen im Auge zu behalten. Jeden Augenblick befürchtete er, eine wilde Fratze mit Kriegsbemalung durch die Blätter spähen zu sehen. Aber der Tag verging, und kein schleichender Schritt störte die brütende Stille. Balthus war nun überzeugt, daß die Pikten ihre Fährte verloren und die Verfolgung aufgegeben hatten. Conan wurde unruhig.
»Wir hätten zumindest ein paar Trupps sehen müssen, die den Wald nach uns absuchen. Wenn sie die Verfolgung tatsächlich aufgegeben haben, dann nur, weil sie hinter etwas Größerem her sind. Möglicherweise sind sie bereits dabei, sich am Fluß zu sammeln, um ihn zu überqueren und das Fort zu stürmen.«
»Würden sie überhaupt so weit südwärts kommen, wenn sie unsere Spur verloren haben?«
»Verloren haben sie sie ganz sicher, sonst wären sie schon längst hier. Unter normalen Umständen würden sie den Wald viele Meilen in jeder Richtung durchkämmen. Einige hätten zumindest in Sichtweite dieses Hügels vorbeikommen müssen. Ja, ich kann es mir nicht anders denken, als daß sie tatsächlich schon am Fluß sind. Wir müssen das Risiko eingehen und versuchen ihn zu erreichen.«
Während er zwischen den Felsblöcken hindurchkroch, spürte Balthus die Haut zwischen den Schulterblättern prickeln. Schon im nächsten Augenblick mochten Pfeile aus dem grünen Gestrüpp über ihren Köpfen herabschwirren. Er befürchtete, daß die Pikten sie entdeckt hatten und ihnen nun auflauerten. Conan dagegen war überzeugt, daß keine Feinde sich in der Nähe befanden – und er sollte recht behalten.
»Wir sind viele Meilen südwärts des Dorfes«, brummte er. »Ich glaube nicht, daß wir noch einen weiten Bogen zum Fluß zu schlagen brauchen. Ich weiß natürlich nicht, wie weit
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