Conan-Saga 13 - Conan der Krieger
sie sich am Ufer verteilt haben, aber ich hoffe, wir kommen unterhalb von ihnen heraus.«
Mit einer Eile, die Balthus geradezu verwegen erschien, rannten sie ostwärts. Der Wald war ganz offensichtlich menschenleer. Conan glaubte, daß die Pikten sich alle um Gwawela gesammelt hatten, wenn sie nicht bereits dabei waren, über den Fluß zu setzen, aber er konnte sich eigentlich nicht vorstellen, daß sie das bei Tageslicht tun würden.
»Irgendein Waldläufer würde sie ganz sicher bemerken und Alarm schlagen. Sie werden den Fluß oberhalb des Forts überqueren und unterhalb gewiß ebenfalls – außer Sichtweite der Posten, natürlich. Wenn sie unbemerkt drüben angekommen sind, werden die anderen direkt mit Kanus übersetzen und das Fort vom Fluß aus angreifen. Sobald es soweit ist, stürmen die ersteren, die sich inzwischen im Wald versteckt hatten, das Fort von den anderen Seiten. Das haben sie schon mal versucht und wurden blutig in die Flucht geschlagen. Doch diesmal sind sie zahlreich genug für einen erfolgreichen Sturm.«
Ohne sich eine Rast zu gönnen, rannten sie immer weiter, obwohl Balthus des öfteren voll Verlangen zu den Eichhörnchen hochsah, die von Zweig zu Zweig huschten. Wie leicht hätte er eines mit einem Axtwurf erlegen können. Seufzend schnallte er seinen Gürtel ein wenig enger. Die brütende Stille und die Düsternis des uralten Waldes begannen sich ihm aufs Gemüt zu legen. Er hing sehnsuchtsvoll seinen Gedanken an zu Hause nach. Er sah die lichten Gehölze und sonnigen Wiesen Taurans vor sich, das heimelige Haus seines Vaters mit dem steilen, strohbedeckten Giebeldach und den freundlichen Kristallfenstern, die fetten Kühe, die das saftige Gras wiederkäuten, und er dachte an die von Herzen kommende Freundlichkeit der stämmigen Bauern und Hirten.
Trotz seines Begleiters fühlte er sich einsam. Conan war ein Teil der Wildnis, die Balthus fremd war. Gewiß, der Cimmerier mochte viele Jahre in den großen Städten der Welt zugebracht haben, mochte an der Tafel der Herrscher großer Königreiche gesessen haben, ja vielleicht würde er tatsächlich einmal selbst Monarch einer zivilisierten Nation werden – es war alles möglich. Aber trotzdem war er immer noch von Grund auf Barbar. Für ihn war nur das absolut Lebensnotwendige wichtig. Die kleinen Dinge, die das Leben verschönten, das Gefühl menschlicher Wärme, angenehme Nichtigkeiten, die einem Menschen der Zivilisation das Leben erst lebenswert machten, bedeuteten ihm nichts. Ein Wolf blieb ein Wolf, auch wenn eine Laune des Schicksals ihn zwischen Wachhunde verschlug. Blutvergießen, Gewalttätigkeit und Wildheit waren die natürlichen Elemente in Conans Leben. Er konnte und würde auch nie verstehen, daß scheinbar unbedeutende Kleinigkeiten den Menschen der Zivilisation so teuer sein konnten.
Die Schatten wurden länger, als sie den Fluß erreichten und durch das schützende Buschwerk spähten. Sie konnten etwa je eine Meile flußauf und -abwärts sehen. Nichts tat sich auf dem trägen Fluß. Keine Menschenseele war zu sehen. Conan blickte stirnrunzelnd zum anderen Ufer.
»Wir müssen ein weiteres Risiko eingehen und über den Fluß schwimmen. Wir wissen nicht, ob sie ihn bereits überquert haben oder nicht. Möglicherweise haben sie sich schon im Wald drüben versteckt. Aber etwas anderes können wir nicht tun. Wir sind jetzt etwa sechs Meilen südlich von Gwawela.«
Er wirbelte herum und duckte sich, als eine Sehne sirrte. Etwas schoß wie ein Blitz durch die Büsche. Balthus wußte natürlich, daß es ein Pfeil war. Schon war Conan mit einem Satz durch den Busch. Während er seine Axt hob, sah er das Glitzern von Stahl und hörte einen Todesschrei. Im nächsten Moment war auch er hinter dem Cimmerier her durch das Gebüsch gesprungen.
Ein Pikte lag mit zerschmettertem Schädel auf dem Bauch. Krampfhaft krallten sich seine Finger in ein Grasbüschel. Ein halbes Dutzend weiterer Pikten hüpften mit erhobenen Schwertern und Äxten um Conan herum. Ihre Bogen, die im Handgemenge nur hinderlich waren, hatten sie von sich geworfen. Ihr Kinn war weiß bemalt und hob sich grotesk vom Rest des dunklen Gesichts ab. Die Bemalung ihrer Brust unterschied sich von allen, die Balthus bisher gesehen hatte.
Einer schleuderte seine Axt auf Balthus und rannte ihr mit dem Dolch in der Rechten nach. Balthus duckte sich und bekam die Hand zu fassen, die ihm die Klinge in den Hals stoßen wollte. Ineinander verschlungen gingen sie zu Boden, und
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