Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
Angreifer und drehte den Kopf. Er starrte geradewegs in eine Fratze des Alptraums und Wahnsinns. Auf ihm hockte eine riesenhafte schwarze Kreatur, die nicht von dieser Welt stammen konnte. Ihre geifernden schwarzen Zähne näherten sich seiner Kehle, und der Blick der flammenden gelben Augen ließ seine Glieder verdorren, so wie der heiße Wind den jungen Weizen verdörrt.
Diese Fratze konnte in ihrer Abscheulichkeit keinem Tier gehören. Sie mochte die einer alten, vom Bösen gezeichneten Mumie sein, die zu dämonischem Leben erwacht war. In diesen grauenvollen Zügen glaubte der Gesetzlose – wie einen Schatten in dem ihn umhüllenden Wahnsinn – eine schwache, doch schreckliche Ähnlichkeit mit seinem Sklaven Thoth-Amon zu erkennen. Doch dann verließ Ascalante sein Zynismus, und er gab mit einem gräßlichen Schrei den Geist auf, noch ehe die geifernden Fänge ihn berührten.
Conan, der sich das Blut aus den Augen gewischt hatte, starrte die Kreatur ungläubig an. Zuerst glaubte er, ein riesiger schwarzer Hund stünde über Ascalantes verkrümmter Leiche. Doch dann, als sein Blick sich ganz geklärt hatte, sah er, daß es weder Hund noch Pavian war.
Mit einem Schrei, der sich wie ein Echo von Ascalantes Todesschrei anhörte, stieß er sich von der Wand ab und warf mit aller Kraft, die noch in ihm steckte, die Axt auf das Ungeheuer, das sich daran machte, sich auf ihn zu stürzen. Die fliegende Waffe prallte pfeifend von dem fliehenden Schädel ab, den sie von Rechts wegen hätte zerschmettern müssen, und der König wurde durch den Aufprall des riesenhaften Körpers durchs halbe Gemach geschleudert.
Die geifernden Kiefer schlossen sich um den Arm, den Conan hochgerissen hatte, um seine Kehle zu schützen, aber das Ungeheuer machte keine Anstalten, ihn sofort zu töten. Über den blutenden Arm des Königs starrte es boshaft in seine Augen, in denen sich das gleiche Grauen abzuzeichnen begann, das in den toten Augen Ascalantes zu lesen war. Conan war, als schrumpfe seine Seele und würde ihm langsam aus dem Körper gezogen, um in den gelben Tiefen überirdischen Grauens zu versinken, die gespenstisch in dem formlosen Chaos glimmten, das um ihn wuchs und ihm Leben und Vernunft zu rauben gedachten. Die Augen schwollen an, wurden gigantisch. In ihnen sah Conan ein wenig der Realität all der abgrundtiefen, blasphemischen Grauen, die in der Finsternis formloser Leere und in schwarzen Schlünden lauern. Conan öffnete die blutigen Lippen, um Haß und Abscheu hinauszuschreien, doch nur ein trockenes Rasseln drang aus seiner Kehle.
Doch das Grauen, das Ascalante gelähmt und vernichtet hatte, erweckte in dem Barbaren eine unbeschreibliche Wut, die dem Wahnsinn nahekam. Ohne auf den Schmerz in seinem Arm zu achten, schleppte er sich rückwärts und zerrte das Ungeheuer mit sich. Dabei berührte seine ausgestreckte Hand etwas, das er selbst in seinem etwas verwirrten Kampfgeist als den Griff seines zerbrochenen Schwertes erkannte. Instinktiv packte er ihn und stieß damit mit aller Kraft zu, wie mit einem Dolch. Die gezackte Klinge drang tief ein, und Conans Arm kam frei, als das gräßliche Maul sich in entsetzlichem Schmerz weit öffnete. Der König wurde zur Seite geschleudert. Als er sich auf eine Hand stützend aufrichtete, sah er, wie dem Dämon das Blut in gewaltigem Schwall aus der Schwertwunde strömte und er sich in Todesqualen wand, dann zuckte er nur noch ein wenig, und schließlich starrte er mit toten Augen zur Decke.
Conan blinzelte und schüttelte das Blut aus den Augen, denn was sie ihm zeigten, war fast unglaublich: Das gewaltige Ungeheuer schien zu schmelzen und löste sich zu einer schleimigen, schwabbligen Masse auf.
Und dann drang ein Stimmengewirr an sein Ohr, und die endlich aufgewachten Hofleute – Edle, Hofdamen, Ratgeber und Leibgardisten – zwängten sich in das Gemach. Alle redeten fragend durcheinander und standen sich im Weg. Auch die Schwarzen Dragoner waren herbeigeeilt. Wilde Wut funkelte in ihren Augen, und sie stießen Flüche in ihrer Heimatsprache aus, die die feinen Höflinge glücklicherweise nicht verstanden. Der junge Offizier, der zur Wache an der Tür eingeteilt gewesen war, war nicht zu sehen und wurde auch nie wieder gesehen, obgleich man ihn im ganzen Reich suchte.
»Gromel! Volmana! Rinaldo!« stieß Publius, der Reichsberater, aus und rang die fetten Hände beim Anblick der Leichen. »Schwärzester Verrat! Dafür wird jemand am Galgen tanzen! Ruft die
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