Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
er ist. Nur durch mündliche Überlieferung der Hohenpriester an ein paar Auserwählte kennt der innerste Kreis von Mitras Akoluthen das Geheimnis der letzten Ruhestätte Epemitreus im schwarzen Herzen von Golamira. Es ist eines der Grundpfeiler des Mitrakults.«
»Ich kann nicht sagen, durch welche Magie Epemitreus mich zu ihm brachte«, brummte Conan. »Aber er sprach zu mir und ritzte ein Zeichen in mein Schwert. Wieso dieses Symbol es todbringend für Dämonen machte, weiß ich nicht, auch nicht, welcher Zauber dahintersteckt. Doch obwohl die Klinge an Gromels Helm brach, genügte der Stumpf, das Ungeheuer zu töten.«
»Gestattet mir, Euer Schwert anzusehen«, wisperte der Hohepriester mit plötzlich trockener Kehle.
Conan griff nach der zerbrochenen Waffe und streckte sie dem Mitrapriester entgegen. Der schrie auf und fiel auf die Knie.
»Mitra schütze uns vor den Mächten der Finsternis!« keuchte er. »Der König hat wahrhaftig heute nacht mit Epemitreus gesprochen! Auf diesem Schwert ist das geheime Symbol, das keiner außer dem Weisen zu machen imstande ist – das Zeichen des unsterblichen Phönix, der für alle Zeit seine Gruft bewacht! Eine Kerze! Schnell! Seht euch die Stelle an, an der der Dämon gestorben ist, wie der König sagte!«
Die Stelle lag im Schatten eines gebrochenen Wandschirms. Man zog den Schirm zur Seite und leuchtete mit Kerzen auf den Boden. Und plötzlich hielten alle schaudernd den Atem an. Einige warfen sich auf die Knie und riefen Mitra an, andere rannten schreiend davon.
Auf dem Boden, wo das Ungeheuer den Geist aufgegeben hatte, hob sich wie ein greifbarer Schatten ein breiter dunkler Fleck ab, der sich mit keinem Mittel entfernen ließ. Der Dämon hatte mit seinem Blut deutlich seine Umrisse hinterlassen, und sie stammten ganz sicherlich nicht von einem Geschöpf dieser Welt normaler Sterblicher. Bedrohlich und grauenhaft war er anzusehen, wie der Schatten einer der affenähnlichen Götter, die auf den schwarzen Altären in stygischen Tempeln kauern.
Die
scharlachrote
Zitadelle
D IE SCHARLACHROTE Z ITADELLE
Robert E. Howard
Kaum haben sich die Wellen des Bürgerkriegs beruhigt, als Conan ein dringender Hilferuf von König Amalrus von Ophir, einem Verbündeten Aquiloniens, erreicht. König Strabonus von Koth bedrängt Ophirs Grenzen, und so reitet Conan mit einem Aufgebot von fünftausend der tapfersten aquilonischen Soldaten Ophir zu Hilfe. Es stellt sich jedoch heraus, daß Amalrus und Strabonus sich gegen ihn verbündet haben, um ihn auf der Ebene von Shamu in die Falle zu locken.
1
Sie jagten den Löwen durch der Verräter Lande
Und schlugen ihn in eherne Bande.
Sie jubelten und schrien und tanzten und sangen
Sie riefen: »Wir haben den Löwen gefangen!«
Weh über der Verräter Städte und Lande
Wenn der Löwe je wieder sprengt seine Bande!
Alte Ballade
Der Schlachtenlärm war verstummt, und der Siegesjubel vermischte sich mit dem Ächzen und Röcheln der Sterbenden. Wie farbige Blätter nach einem Herbststurm bedeckten die Gefallenen die Ebene. Die untergehende Sonne spiegelte sich auf brünierten Helmen, goldverzierten Kettenhemden, silbernen Harnischen, zerbrochenen Klingen, und die schwere Seide der in Blutlachen liegenden Standarten schimmerte. Streitrosse und ihre Reiter ruhten reglos neben- oder übereinander. Im Winde flatternde Mähnen und wippende Federbüsche waren gleichermaßen blutbesudelt. Um sie herum und zwischen ihnen, wie Strandgut nach einem Sturm, lagen die niedergemetzelten und zertrampelten Leichen von Bogenschützen und Lanzenkämpfern in ihren Lederwämsern und Eisenhelmen.
Elfenbeinhörner trompeteten den Triumph über die ganze Ebene, und die Hufe der Sieger zermalmten die Besiegten, als all die glänzenden Reihen sich wie die Speichen eines Rades nach innen, zur Nabe, bewegten, wo der letzte Überlebende immer noch seinen ungleichen Kampf focht.
An diesem Tag hatte Conan, König von Aquilonien, mitansehen müssen, wie die Elite seiner Kavallerie aufgerieben und in die Ewigkeit geschickt worden war. Mit fünftausend Reitern hatte er die Südostgrenze Aquiloniens ins Weideland Ophirs überquert und hatte feststellen müssen, daß sein bisheriger Verbündeter, dem er zu Hilfe geeilt war, sich gegen ihn mit den Streitkräften Strabonus', des Königs von Koth, zusammengetan hatte. Zu spät hatte er die Falle erkannt. Alles nur Menschenmögliche hatte er mit seinen fünftausend Kavalleristen gegen
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