Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
Wache!«
»Die Wache ist hier, alter Narr!« schnaubte Callantides, der Befehlshaber der Schwarzen Dragoner, aufgebracht, und vergaß in seiner Erregung Publius' hohen Rang. »Hört zu jammern auf und helft lieber, des Königs Wunden zu verbinden, ehe er verblutet!«
»Ja, ja!« rief Publius, der für seine klugen Pläne bekannt, aber kein Mann der Tat war. »Wir müssen seine Wunden verbinden. Befehlt jeden Heiler am Hof hierher! O mein König, welche Schmach für die Stadt! Was hat man Euch angetan?«
»Wein!« krächzte Conan. Man hatte ihn auf das Bett gehoben. Jemand drückte einen vollen Kelch an seine blutigen Lippen, und er trank wie ein Verdurstender.
»Gut!« brummte er und ließ den Kopf wieder aufs Kissen fallen. »Ein solcher Kampf dörrt einem die Kehle aus!«
Man hatte das Blut gestillt, und die ungeheure Lebenskraft des Barbaren leitete die Heilung ein.
»Kümmert Euch erst um die Dolchwunde in meiner Seite«, wandte er sich an den Obersten Hofarzt. »Rinaldos Handschrift hat dort eine blutige Ballade hinterlassen, und scharf war sein Griffel!«
»Wir hätten ihn schon lange aufhängen sollen!« ereiferte sich Publius. »Von solch verwirrten Poeten kann nichts Gutes kommen ... Eh, wer ist das?«
Nervös stupste er mit der Zehe Ascalantes Leiche.
»Bei Mitra!« entfuhr es dem Dragonerbefehlshaber. »Das ist Ascalante, der ehemalige Graf von Thune! Welche Teufelei brachte ihn aus seinem Wüstenrevier hierher?«
»Weshalb starrt er so?« wisperte Publius und wich unwillkürlich zurück, während ihm ein kalter Schauder über den Rücken rann. Auch die anderen verstummten verstört, als sie auf den toten Gesetzlosen blickten.
»Hättet ihr erschaut, was ich sah«, knurrte der König und setzte sich trotz der Proteste der Heiler auf, »würdet ihr euch nicht wundern. Überzeugt euch doch selbst, dort ...« Er unterbrach sich verwirrt, denn sein Finger deutete auf den kahlen Boden. Die seltsamen Überreste des toten Ungeheuers waren verschwunden.
»Crom!« fluchte er. »Die Höllenkreatur kehrte in den stinkenden Schleim zurück, aus dem sie erstanden war!«
»Der König spricht im Fieberwahn«, flüsterte ein Edler. Conan hörte es und hielt seine barbarischen Flüche nicht zurück. »Bei Badb, Morrigan, Macha und Nemain!« knurrte er grimmig. »Ich spreche nicht im Wahn und weiß, was ich gesehen habe! Es war eine Mischung zwischen einer stygischen Mumie und einem Pavian. Dieses Ungeheuer kam durch die Tür, und Ascalantes Halunken ergriffen sofort die Flucht vor ihr. Es tötete Ascalante, der mir gerade die Klinge in den Bauch stoßen wollte. Dann stürzte es sich auf mich, und ich brachte es um – aber ich weiß nicht wie, denn meine Streitaxt prallte von seinem Schädel ab wie von einem Fels. Aber ich glaube, der Weise Epemitreus hatte etwas damit zu tun ...«
»Hört! Er spricht von Epemitreus, der seit fünfzehnhundert Jahren tot ist!« wisperten die Edlen einander verstohlen zu.
»Bei Ymir!« donnerte der König. »Ich sprach heute nacht mit Epemitreus! Er rief mich in meinem Traum zu sich, und ich schritt durch einen schwarzen, aus dem Felsen gehauenen Korridor mit Reliefs der Alten Götter zu einer Treppe, deren Stufen der Schlange Set nachgebildet waren, bis ich zu einer Gruft kam. Dort stand ein Sarkophag, dessen Deckel mit der Figur eines Phönix skulptiert war ...«
»In Mitras Namen, Lord König, schweigt!« Diese Worte entfuhren den Lippen von Mitras Hohempriester, dessen Gesicht aschfahl war.
Conan warf seinen Kopf zurück wie ein Löwe seine Mähne, und wie ein Löwe knurrte er: »Bin ich ein Sklave, daß ich den Mund auf Euren Befehl halten muß?«
»Nein, nein, mein Lord!« Der Hohepriester zitterte am ganzen Körper, doch nicht aus Furcht vor dem Zorn des Königs. »Es war nicht als Kränkung gedacht.« Er beugte sich zu Conan hinab und flüsterte ihm ins Ohr: »Mein Lord, das ist eine Sache, die das menschliche Verständnis übersteigt. Nur der innerste Kreis der Priesterschaft weiß von dem schwarzen Felstunnel, den unbekannte Hände in das schwarze Herz des Berges Golamira schlugen, und von der phönixbewachten Gruft, in der Epemitreus vor fünfzehnhundert Jahren zur Ruhe gelegt wurde. Und seither hat kein Sterblicher sie mehr betreten, denn die auserwählten Priester, die den Weisen zu seiner letzten Ruhestatt bringen durften, verschlossen den äußeren Eingang zu dem Korridor, damit niemand ihn finde, und heutzutage wissen nicht einmal mehr die Hohenpriester, wo
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