Conan-Saga 16 - Conan der Befreier
meiner Pagen. Ich kenne seine Stimme«, sagte Numedides. Er erhob sich und schritt zur immer noch verschlossenen Tür zur Linken des Thrones. Als er den Schlüssel umgedreht hatte, stürmte ein Junge in Pagenlivree herein. Er keuchte: »Mein Lord! Der Rebell Conan hat den Palast besetzt!«
»Conan!« schrie der König. »Was ist geschehen? Sprich!«
»Eine Abteilung der Schwarzen Drachen – oder vielmehr, von Männern in ihren Uniformen, galoppierte zum Palasttor und ihr Führer rief, er brächte eine wichtige Nachricht von der Front. Die Wachen dachten sich wohl nichts dabei und ließen die Reiter hindurch. Aber ich erkannte den riesigen Cimmerier, als ich sein narbiges Gesicht in dem beleuchteten Vorraum erblickte. Ich sah ihn in der Westermark, ehe ich nach Tarantia kam, um Eurer Majestät zu dienen. Und so rannte ich, Euch zu warnen.«
»Willst du damit sagen, er überfällt uns und es sind keine Wachen im Palast außer ein paar grünen Rekruten mit ihren Großvätern?« Mit wutfunkelnden Augen wandte der König sich an Thulandra Thuu. »Los, Ihr hexerischer Halunke, sprecht schnell einen Abwehrzauber!«
Der Magier fummelte bereits mit seinem Stab herum und rief etwas in einer zischelnden, unbekannten Sprache. Während die klangvollen Worte durch den Raum hallten, geschah etwas Seltsames. Das Kerzenlicht trübte sich, als wäre das Zimmer mit kräuselndem Rauch oder wirbelnden Nebelschwaden aus den nassen Sümpfen erfüllt, und Modergeruch hing in der Luft. Immer dunkler wurde es, bis es im Privataudienzsaal so finster war wie in einem seit Jahrzehnten vermauerten Verlies.
»Habt Ihr mir das Augenlicht geraubt?« rief der König panikerfüllt.
»Still, Majestät! Ich habe einen Finsterniszauber über den Palast herabbeschworen, das ist eine magische Verteidigungsmaßnahme. Wenn wir die Türen versperren und uns nur im Flüsterton unterhalten, werden die Eindringlinge uns nicht finden.«
Der Page tastete sich vorsichtig über den Teppich zur Flügeltür, wo er den schweren Schlüssel drehte, während Alcina, geschmeidig wie ein Panther, die rechte Tür versperrte. Der König setzte sich auf seinen Thron. Er war zu verstört, auch nur einen Ton von sich zu geben. Alcina suchte den hageren Hexer und kauerte sich in stummem Flehen vor seine Füße. Der Page, der sich in dem Gemach nicht auskannte, wich unsicher von der Tür zurück und wünschte, er befände sich irgendwo in den engen Gassen von Tarantia. Nur das Schlagen der angsterfüllten Herzen brach die Stille.
Plötzlich schwang die Tür neben dem Pagen auf und ein Gesang in der alten hyborischen Zunge war zu hören. Die Schwärze zog sich zurück und das Licht der unzähligen Kerzen flutete wieder den Raum.
Auf der Schwelle der offenen Tür stand Conan der Cimmerier, mit einem blutigen Schwert in der Hand, während Dexitheus, der Mitrapriester, noch die letzten Worte seines mächtigen Gegenzaubers leierte.
»Tötet sie, Thulandra!« kreischte Numedides. Noch verängstigter drückte er sich beim Anblick seines ehemaligen Generals gegen die Rückenlehne seines Thrones. Er preßte das blutige Taschentuch an seine wunde Wange und stöhnte.
Thulandra Thuu hob seinen geschnitzten Stab, streckte ihn Conan entgegen und stieß in der Sprache seiner unbekannten Heimat einen Fluch aus oder rief die Hilfe eines fremdartigen Gottes herab. Ein gezackter Blitz löste sich wie eine lebende Flamme aus der Stabspitze und schoß auf Conan zu. Mit dem Krachen eines Donnerschlags zerbarst der Blitz funkensprühend an einer unsichtbaren Barriere.
Thulandra Thuu runzelte die Stirn und wiederholte seinen Zauber. Lauter klang seine Stimme diesmal und befehlender, und nun deutete sein Stab auf Dexitheus. Wieder schoß ein Blitz heraus und brach sich an einem unsichtbaren Hindernis.
Als Conan auf den Zauberer zuzuschreiten begann, schob sich Hauptmann Silvanus mit Rachedurst in den Augen an ihm vorbei und brüllte:
»Jetzt sollst du dafür bezahlen, daß du mir die Tochter bestialisch gemordet hast!«
Silvanus stürzte sich mit erhobenem Schwert auf den Zauberer. Doch ehe er drei Schritte getan hatte, deutete Thulandra Thuu erneut mit dem Stab und leierte seinen Spruch. Wieder zischte der Blitz und leuchtete in grellem Blau. Diesmal hielt keine Barriere ihn auf. Silvanus stieß einen grauenvollen Schrei aus und fiel auf das Gesicht.
Ein Loch von der Stärke eines Männerdaumens zeichnete sich am Rücken auf seinem Harnisch ab, und der geschwärzte Stahl kräuselte sich
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