Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien
wimmerte wie ein verwundeter Wolf, als sie erfuhr, daß du mich hier im Feld haben wolltest. Zum Abschied beschwor sie mich, mich ja des Nachts gut zuzudecken und mir bloß keine nassen Füße zu holen.«
»Oh, diese Frauen!« stöhnte Conan. »Das erinnert mich an meine Mutter ... Doch du solltest deine nicht mit einem Wolf vergleichen, Junge. Das ist respektlos!«
»Ich werde es nicht wieder tun, Vater«, versprach ihm Conn und versuchte, zumindest zerknirscht dreinzusehen. »Überqueren wir wirklich den Styx nach Stygien, Vater? Und ich darf am Kampf teilnehmen?«
»Bei Crom, Junge, wie solltest du die Kunst der Kriegsführung lernen, wenn du nichts vom richtigen Kampf verstehst? Wenn du erst den Thron besteigst, mußt du imstande sein, ihn gegen Krieg und Revolution zu halten. Kampfübungen auf dem Exerzierplatz sind ja schön und gut, aber das Schlachtfeld ist der eigentliche Übungsplatz für künftige Könige. Doch sieh zu, daß du in den Reihen bleibst, denen ich dich zuteile. Also, galoppier nicht allein gegen den Feind, um ihn eigenhändig in die Flucht schlagen zu wollen! So, und was machen deine Geschwister?«
Conn berichtete das Neueste von seinem jüngeren Bruder, dem siebenjährigen Taurus, und seinem Schwesterchen Radegund.
Conan nickte zufrieden. »Sind die Priester, wie befohlen, mit dir gekommen?«
»Ja. Sie haben eine Schatulle aus Kupfer dabei, in die seltsame Glyphen gehämmert sind. Aber sie wollten mir nicht sagen, was sie enthält. Weißt du es, Vater?«
Wieder nickte Conan. »Das, was man unsere Geheimwaffe nennen könnte. Und nun laß dir etwas Kräftiges zu essen geben, und schlaf dich dann gründlich aus. Morgen, noch ehe die Sonne aufgeht, überqueren wir den Fluß.«
4
JENSEITS DES TODESFLUSSES
Das dunkle Wasser des Styx' ist die Grenze zwischen Shem und Stygien. Manche nennen ihn den Todesfluß, weil der klamme Nebel der Moore dort gesundheitsschädlich ist, und andere, weil sein schlammiges Wasser giftig ist und keine Fische oder sonstige Lebewesen in ihm schwimmen. Doch letzteres stimmt nicht, denn des Nachts kann man an den Ufern sehr wohl das kehlige Grunzen von Krokodilen und das dröhnende Schnauben gewichtiger Flußpferde vernehmen. Sicher jedoch ist, daß das Wasser für den Menschen schädlich ist. Wer in ihm, wenn auch ungewollt, ein Bad nimmt, wird von einer heimtückischen und unheilbaren Krankheit befallen.
Wo der Styx entspringt, weiß niemand genau, doch vermutlich irgendwo weit südlich des sandigen Stygiens, in den Dschungeln unterhalb von Kesh und Punt. Manche munkeln, er komme geradewegs aus der Hölle, die ihn geschickt habe, um wie eine tödliche Schlange durch die Lande der Lebenden zu gleiten.
Ehe auch nur ein erster rosiger Hauch sich am östlichen Horizont zeigte, war die Armee bereits auf dem Marsch. Der König führte sie auf seinem prächtigen Rapphengst über die Furt von Bubastes zum niedrigen Schilfufer der stygischen Flußseite. Ein halbeingefallenes Haus aus Lehmziegeln hatte einst als Stützpunkt für die Flußwächter gedient. Aber innere Schwierigkeiten in dem finsteren Königreich Stygien hatten zu seiner Aufgabe geführt, und die Stygier verließen sich nun hauptsächlich auf die flinken berittenen Patrouillen entlang der Grenzen, deren Bestimmung es war, unbefugten Zutritt zu verhindern. Doch auch von ihnen war jetzt nichts zu sehen.
Rechts und links des Wachhauses erstreckten sich Felder mit Wintergetreide, das sich im Morgenwind wiegte. In mittlerer Entfernung auf der rechten Seite, durch den braungrauen Hintergrund kaum zu erkennen, kauerte eine kleine Ansammlung von Lehmziegelhütten in Flußnähe. Geradeaus, wo das Terrain vom Fluß leicht anstieg, wichen die Palmen und bestellten Felder allmählich verstreuten Wüstenpflanzen.
Conan – mit Trocero an seiner Seite sowie Pallantides, dem Befehlshaber der Schwarzen Dragoner und zweiter auf der Rangleiter nach dem König – lenkte seinen Rappen einen Hügelhang hoch. Mit zusammengezogenen Brauen sah er zu, wie Kompanie um Kompanie der aquilonischen Streitkräfte in langer Doppelreihe die Furt durchquerte. Jede Infanterieeinheit, die platschend aus dem Wasser watete, wurde von ihrem Offizier zu einem freien Platz am Ufer geführt, wo sie ihre Stiefeln ausziehen und diese und ihre Füße trocknen mußten. So hatte der König es befohlen. Die Männer beschwerten sich murmelnd über diese ungewöhnliche Anordnung. Aber Conan, dem der Styx nicht fremd war, fand die
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