Conan-Saga 20 - Conan von den Inseln
obendrein.« Er seufzte. »Aber der alte Vater Zeit holt uns schließlich alle einmal ein. Auch du hast dich verändert, Sigurd. Als wir uns seinerzeit trennten, warst du so schlank wie eine Marssegelrahe – das kann man allerdings jetzt beim besten Willen nicht mehr behaupten. Erinnerst du dich, wie wir vor der namenlosen Insel in der Flaute lagen und nichts zu essen hatten, außer den Ratten im Laderaum und der paar stinkenden Fische, die wir uns aus Manannans nassem Reich holen konnten?« { 1 }
»Und ob!« versicherte ihm der andere, der sich Tränen der Wiedersehensfreude aus den Augen wischte. »Ja, bei meinen Eingeweiden, natürlich hast du dich verändert, alter Löwe. Damals hattest du noch kein Silber in deiner schwarzen Mähne ... Und wir beide waren noch jung und knackig in den guten alten Tagen. Aber, bei Wotans Auge, mir war, als hätte ich von einem aus der Bruderschaft gehört, daß du König von irgendeinem Festlandreich bist. War es nicht Corinthien oder Brythunien? Ich habe vergessen, welches. Doch beim Rachen Molochs und den grünen Barthaaren Lirs, es erwärmt mir das Herz, dich nach all den Jahren wiederzusehen!«
Über saftigem Braten und weiterem heißem Bier erzählten sich die beiden alten Freunde von ihrem Leben, seit ihre Wege sich getrennt hatten. Conan beendete gerade seine Geschichte.
»Als ich feststellte, daß es doch kein Traum gewesen war«, sagte er leise, »schrieb ich meine Abdankung zu Gunsten meines Sohnes, der als Conan II. herrschen wird, bei Crom. In Tarantia hielt mich auch nichts mehr. Zwanzig Jahre auf dem Thron und der Gesetzgebung und des Feilschens um Verträge und Bündnisse lassen einen sauren Geschmack im Mund zurück. Schon lange habe ich die benachbarten Könige, die sich mit mir anlegen wollten, unterworfen. Und seit dem Ende des Schwarzen Ringes und Thoth-Amons hatte ich keine Gelegenheit mehr, richtig zu kämpfen. Und jemandem wie mir, der vom Kampf gelebt hat, kann allzulange anhaltender Frieden und Überfluß bald zum Hals heraushängen.«
Grübelnd blickte Conan vor sich hin, als zöge die Vergangenheit an ihm vorbei. »Sicher«, brummte er schließlich, »Aquilonien ist schön und fruchtbar, und ich habe versucht, ein guter Herrscher zu sein. Doch jetzt lebt kaum noch einer meiner guten alten Freunde. Trocero hat das Grauen geholt, wie ich dir erzählte. Publius, mein guter Kanzler, dem es auf geradezu wundersame Weise gelang, aus einem Goldstück drei zu machen. Pallantides, der Feldherr, der die Absichten des Feindes kannte, ehe jener selbst sich darüber klar war. Ja, sie sind alle tot. Und seit Zenobia am Kindbettfieber starb, hat sich mir die Luft in Tarantia schon fast aufs Gemüt geschlagen.«
Conan nahm einen tiefen Schluck. »Solange Conn noch jünger war, machte es mir Spaß, ihm beizubringen, wie man mit Bogen und Schwert und Speer, mit Pferd und Streitwagen umgeht, und ich nahm ihn mit in den Kampf, als wir Thoth-Amon bis ans Ende der Welt verfolgten. { 1 } Jetzt weiß er alles, was ein Kriegerkönig wissen muß, und ist alt genug, sein eigenes Leben zu führen, ohne daß ständig ein alter, brummiger Graubart hinter ihm steht. Ich hätte Epemitreus nicht gebraucht, es mir zu sagen. Ja, es war höchste Zeit, daß ich mich zu meinem letzten Abenteuer aufmachte. Crom, die Vorstellung allein hat mich schon krank gemacht, daß ich vielleicht einmal im Bett sterben müßte, mit wispernden Leibärzten um mich und auf Zehen huschenden Höflingen. Ein letztes Schlachtfeld, auf dem ich noch einmal so richtig kämpfen kann, ehe ich falle, das ist alles, was ich mir von den Göttern wünsche.«
»Ja, ja«, pflichtete der stämmige Rotbart ihm seufzend bei und wackelte mit dem Kopf, daß der Feuerschein die goldenen Ohrringe aufglitzern ließ. »Viel anders war es bei mir auch nicht, Löwe, obgleich das Schicksal mir keine Krone zugedacht hatte. Ich habe die Bruderschaft vor Jahren verlassen und segelte mit einem Kauffahrer zwischen Messantia und Kordava hin und her. Kannst du dir den alten Sigurd Rotbart, den Schrecken der Barachan-Inseln, als Handelskapitän vorstellen?« Sein Bauch erbebte unter seinem Gelächter.
»Ah, aber das war nicht alles. Genau wie du habe ich mir eine Frau genommen, eine wirklich gute Frau, auch wenn sie mehr als nur einen Tropfen Piktenblut in den Adern hatte. Jedenfalls zogen wir eine ganze Meute schreiender Bälger auf – und jetzt sind die Bürschchen so groß wie ich! Vor Jahren schon ist sie gestorben, Frigga segne
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