Conan-Saga 20 - Conan von den Inseln
atmen bedurfte ein wenig Übung, doch ehe Conan weich auf dem Meeresboden landete, hatte er sie gelernt.
Der Meeresgrund war mit feinem Sand bedeckt, der in kleinen Wölkchen wie Staub aufwirbelte, als er sich aufrichtete. Bis er sich wieder gesetzt hatte, war das Wasser rings um ihn trüb.
Conan stellte fest, daß er durch den Kristallhelm recht gut sehen konnte, wenn man davon absah, daß das Wasser in einem Abstand von mehreren Fuß trüb wirkte. Es war zwar hell genug, die nächste Umgebung deutlich zu erkennen, aber die etwas entfernten Sandhügel waren in tiefe smaragdene Düsternis gehüllt.
Er fand sich leicht zurecht, denn er wußte, daß er lediglich der schwachen Steigung zu folgen brauchte, um zur Küste zu gelangen. Also machte er sich in dieser Richtung auf den Weg und stapfte durch den nachgiebigen Sand. Allerdings schwankte er, da seine Rüstung und das Atemgerät ihn oberlastig machten. Doch trotz des Gewichts von Kettenhemd, Stiefeln und Schwert fühlte er sich ungewohnt leicht. Ein gleichmäßiger Druck preßte gegen seine gesamte Körperoberfläche und machte das Atmen zur mühsamen Arbeit. Aber Hauptsache, er kam voran, wenn auch mit merkwürdigen, langsamen Schritten, die ihn bei jeder Bewegung vom Meeresboden abhoben.
Fremdartige, blumenähnliche Lebewesen gab es hier. Er bannte sich einen Weg durch einen Zauberwald seltsamer Pflanzen, deren lange, seidige Wedel sich wie glitzernde bunte Bänder wiegten. Kleine farbenprächtige Fische schossen, phantastischen Vögeln gleich, um ihn herum. Türme aus rosa und weißem Korallen erhoben sich verästelt wie versteinerte Bäume.
Als er das Korallendickicht hinter sich hatte, kam Conan durch ein Gebiet wirr herumliegender Steine, von denen manche sich aneinanderlehnten, so daß das Ganze den Eindruck einer Ruinenstadt längst vergessener Riesen erweckte. Büschel von Meeresgeschöpfen hingen von den Steinen oder klebten an ihnen. Manche sahen aus wie Blumen, andere hatten Sternform oder waren mit Stacheln versehen, wieder andere hatten vielgelenkige Beine und Augen auf Stielen, und viele Tentakeln oder fedrige Tastorgane.
An den riesigen Steinen zog Conan sich die Steigung hoch. Einmal fluchte er lautlos, als etwas Scharfes seinen Zeigefinger aufschnitt. Nach anstrengendem Aufstieg erreichte er eine Ebene, auf der er sich kurz ausruhte.
Die Sonne mußte schon ziemlich hoch stehen, oder er befand sich bereits nahe der Oberfläche, nach dem hellen Grün des Wassers zu schließen, das das dunkle Smaragd der Tiefe abgelöst hatte. Dadurch konnte er den weiteren Schräghang sehen, der sich vermutlich bis an die Oberfläche erstreckte. In diesem Hang gähnte der schwarze Schlund einer Seehöhle.
Wachsam betrachtete Conan dieses Loch und beschloß einen weiten Bogen darum herum zu machen. Seine Erfahrung mit Höhlen auf dem Land hatte ihn gelehrt, daß sie häufig bewohnt waren, und so manchesmal von Kreaturen, die dem Menschen gefährlich werden konnten. Er war sicher, daß es hier auch noch andere Geschöpfe als die harmlosen kleinen Fische gab.
Als er der Höhlenöffnung auswich, sah er aus den Augenwinkeln eine Bewegung in ihrem Innern. Ein schwach schimmernder Fleck von der Größe eines Tabletts erschien und ein zweiter daneben. Und etwas glitt über den Meeresboden auf ihn zu. Wie ein Schiffstau sah es aus – oder vielleicht eher wie ein Baumstamm mit schwarzer, glatter, öliger Rinde, der zu geschmeidigen Bewegungen fähig war. Das nähere Ende lief zu etwas wie einer Peitschenschnur aus, während der Rest immer dicker wurde, je näher er der Höhle kam.
Als dieser schwarze Tentakel sich windend, Schleifen ziehend und sich hin und wieder vom Boden erhebend näher kam, sah Conan, daß seine flache Unterseite eine Doppelreihe von Saugnäpfen aufwies, von daumengroßen am dünnen Ende angefangen, bis zu pferdehufgroßen weiter zu der Höhle hin. Das Tentakelende hob sich vom Boden und berührte versuchsweise Conans Stiefel – vielleicht, um zu ertasten, ob diese seltsame Kreatur genießbar war.
»Crom!« keuchte Conan, der diesen Tentakel als den eines Geschöpfes aus der Familie der Kraken erkannte. Hastig sprang er rückwärts und riß sein Schwert aus der Scheide.
Auf dem Land hätte dieser Sprung ihn mehrere Fuß zurückgetragen, doch unter Wasser war das anders. Conan schlug einen Purzelbaum nach dem andern. Wasser drang in seinen Glashelm und gurgelte in seinen Ohren, während er sich weiterdrehte. Mit der freien Hand schlug er auf
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