Conan-Saga 21 - Conan der Barbar
ihm einen Moment lang wie die Personifikation alles Bösen, das der Mensch durch die Errichtung von Städten hervorgebracht hatte.
Die Keule war der Schlupfwinkel für Gesetzlose aller Art. Hier waren auch genügend Hehler zu finden, die Diebesgut ankauften, ohne Fragen zu stellen.
Die beiden Gefährten fanden den armseligen Laden eines Juwelenan- und -verkäufers, der schnell geräumt werden konnte, falls die Ordnungshüter – die allerdings nur selten in die Keule kamen – sich dafür interessieren sollten. Conan nahm den edelsteinbesetzten Anhänger vom Hals und reichte ihn einem ältlichen Mann, einem Shemiten nach seinem Turban und dem grauen Krausbart zu schließen. Die scharfen Augen des Alten schienen sich jedoch viel mehr für den Verkäufer als das feilgebotene Amulett zu interessieren.
Als er es dann doch flüchtig begutachtet hatte, sagte er: »Es stammt aus irgendeinem fernen Land im Osten und weist die Abnutzung vieler Jahrhunderte auf.«
»Was bedeuten die Symbole zwischen den Rubinen?« fragte der Cimmerier. »Mir deucht, es sind magische Zeichen.«
Der Shemit warf dem jungen Barbaren einen durchdringenden Blick zu. Obgleich Gier in seinen Perlaugen glitzerte, antwortete er scheinbar gleichgültig:
»Das Ding ist uralt und abgetragen. Es ist nicht mehr viel wert. Und wer kann schon wissen, ob etwas Zauberkraft hat, wenn er sie nicht anzuwenden versteht? Ich gebe Euch zweieinhalb Kronen – und das ist wahrhaftig großzügig.« Er drehte sich um und begann das Regal hinter sich abzustauben.
»Einverstanden«, sagte Conan schnell, ohne sich darum zu kümmern, daß der Kleine ihn am Ärmel zupfte.
Der Alte wandte sich ihm wieder zu und ließ die kleinen Goldstücke in Conans ausgestreckte Hand fallen. Als die beiden Freunde weiterspazierten, zischte Subotai aufgebracht:
»Schwachkopf! Jeder Idiot weiß, daß man nicht gleich auf das erste Angebot eingehen darf. Mit nur ein wenig Feilschen hätte ich doppelt oder dreimal so viel herausholen können.«
Conan blickte ihn mit finster zusammengezogenen Brauen an. »Warum hast du das nicht gesagt, ehe wir in den Laden traten?«
»Du hast mir ja nicht verraten, was du vorhattest. Und wenn der Pfeil einmal an der Sehne liegt, kann man den Schützen nicht mehr aufhalten.«
Conans Wut schwand. Er seufzte. »Ich fürchte, du hast recht. Ich habe das Handeln nie gelernt. Das nächstemal überlasse ich es dir zu feilschen.«
»Einsicht ist der erste Schritt zur Weisheit, sagte einst ein khitaischer Philosoph. Schau nicht so betrübt drein, wir haben zumindest genügend, um vierzehn Tage nicht hungern zu müssen, und für ein Schlafquartier reicht es ebenfalls. Und bis dahin ergibt sich gewiß irgend etwas für uns.«
»Und wenn nicht, was dann?« brummte Conan. »Ich muß das Feldzeichen finden und jenen, der den Tod meiner Eltern verschuldete. Das verlangt meine Ehre als Cimmerier!«
»Zur Hölle mit deinem Schlangenwappen und deinem cimmerischen Rachegelüst!« Subotai deutete mit einem Kopfnicken auf den dunklen Turm, der von jedem Punkt der Stadt aus gesehen werden konnte. »Ich glaube, ich habe einen Plan, der uns so reich wie Lords macht ...«
»Du hast mehr Pläne als ein Esel Beine«, knurrte Conan. »Was hast du jetzt wieder ausgeheckt?«
»Wenn das wirklich der Turm der schwarzen Schlange ist, wie der Koch sagte, dann ist es der, von dem ich früher hörte – durch die Bruderschaft der Diebe.«
»Und was hast du über ihn gehört?«
»Daß er ungeheure Schätze birgt, wie ich schon einmal erwähnte«, flüsterte Subotai und benetzte die Lippen. »Zu ihm bringt man den Tribut jedes einzelnen Setkults im ganzen Königreich: und nicht nur Edelsteine, auch Gold, Rauschmittel, edlen Wein und Frauen. Doch am wertvollsten sind die Juwelen. Die Anhänger Sets lieben Steine, die den Augen der Schlange ähneln, die sie anbeten.«
Conan brummte etwas vor sich hin. Noch nie in seinem Leben hatte er mehr gestohlen als einen Apfel vom Baum eines Nachbarn in seinem Heimatdorf, das heißt, wenn man nicht rechnete, was er dem toten Hyrkanier abgenommen und aus der Hexenhütte mitgenommen hatte. Cimmerier stahlen nichts voneinander, obgleich sie sich nichts dabei dachten, befehdete Clans auszuplündern.
Doch bei seinem Bärenhunger, dem wenigen Gold, das sie noch hatten, und den geringen Chancen, Arbeit zu finden, solange er des Zamorianischen nicht mächtig war, mußte er irgendeine Möglichkeit finden, zu den nötigen Mitteln zu kommen.
Als Subotai
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