Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
lächelte.
Er erhob sich und zog an einem brokatenen Klingelband an der Wand, ehe er zu einem Tisch am Ende des Gemachs trat, ein Tisch, auf dem eine Decke bestimmte Gegenstände verhüllte.
Sowohl die Gegenstände als auch die Decke hatte Albanus mit eigenen Händen auf den Tisch gelegt.
»Kommt!« forderte er die anderen auf. Zögernd, doch dann mit einem Ruck, folgten sie seiner Aufforderung.
Mit einer raschen Bewegung zog er die Decke zurück und genoß das Staunen der anderen. Er wußte, daß die Dinge auf dem Tisch – eine Statuette aus Saphir, ein Schwert mit schlangenförmiger Klinge und seltsam verzierter Parierstange, ein paar Kristalle und gravierte Edelsteine – mit einer Ausnahme so gut wie nutzlos waren. Zumindest hatte er wenig Verwendung für sie gefunden in den dicken Bänden, die er so mühsam entziffert und studiert hatte. Die zauberkräftigen Dinge bewahrte er anderswo auf.
Vor zehn Jahren waren Sklaven auf einem seiner Landbesitze nördlich von Numalia beim Graben auf eine unterirdische Kammer gestoßen. Glücklicherweise hatte er sich zu dieser Zeit gerade dort aufgehalten und sofort erkannt, daß es einst das Arbeitsgemach eines Zauberers gewesen sein mußte. Und er hatte natürlich dafür gesorgt, daß die Sklaven gleich in diesem Raum begraben wurden, nachdem er ihn ausgeräumt hatte.
Ein ganzes Jahr hatte er gebraucht, bis er entdeckte, wie alt dieser Raum war: daß er nämlich aus dem Zeitalter Acherons stammte, jenem finsteren Reich schwärzester Magie, das inzwischen bereits seit drei Jahrtausenden zu Staub zerfallen war.
All die Jahre hatte er die Hinterlassenschaft mühsam studiert, ohne sich die Hilfe eines Gelehrten zu sichern, aus Furcht, ein mächtiger Zauberer könne davon erfahren und ihm den Fund rauben. Es war auch eine sehr kluge Entscheidung gewesen, denn hätte man davon gewußt, daß er Magie studierte, wäre er sicher ein Opfer von Garians Säuberungsaktion geworden, der mit allen Zauberern in seiner Hauptstadt aufgeräumt hatte.
Während er noch diesen finsteren Gedanken nachhing, hob er eine kleine rote Kristallkugel vom Tisch auf.
»Ich traue diesen Dingen nicht«, murmelte Stephana schaudernd. »Wir sollten uns doch lieber auf natürliche Mittel verlassen. Ein geeignetes Gift beispielsweise ...«
»... würde einen Bürgerkrieg um die Thronfolge nach sich ziehen«, unterbrach sie Albanus. »Ich möchte Euch nicht noch einmal daran erinnern, daß ich keineswegs die Absicht habe, mich mit einem Dutzend anderer Anwärter um den Drachenthron zu streiten. Man wird mir den Thron zusprechen, wie ich gesagt habe.«
»Das«, brummte Vegentius, »werde ich glauben, wenn ich es sehe.«
Albanus bedeutete den anderen zu schweigen, als eine Magd eintrat. Sie hatte weiße Haut, blondes Haar und war bestimmt nicht älter als sechzehn. Ihr einfacher weißer Kittel, der am Saum mit Albanus' Hauszeichen bestickt war, wies Schlitze auf, die viel ihres festen kleinen Busens und der langen Beine offenbarten. Mit gebeugtem Kopf kniete sie sich auf den Marmorboden.
»Sie heißt Omphale«, sagte ihr Gebieter mit dem Raubvogelgesicht.
Bei der Erwähnung ihres Namens verlagerte die Magd ihr Gewicht ein wenig, doch sie war klug genug, den Kopf nicht zu heben. Sie war zwar erst seit kurzem Sklavin – ihr Vater hatte seine Werkstatt nicht erhalten können und Schulden gemacht, und sie war verkauft worden, um diese Schulden zu decken –, aber es gab Dinge, die jeder Sklave schnell lernte.
Albanus streckte die Linke mit dem roten Kristall aus und beschrieb magische Zeichen in der Luft, dazu leierte er einige Worte: »An-naal naa-thaan Vas-ti no-entei!«
Ein flackernder Dorn von Flamme – so lang wie der Unterarm eines Mannes und fester, als eine Flamme sein dürfte – schwebte plötzlich über dem Kristall. In dem pulsierenden Rot-Gelb bewegten sich zwei dunkle runde Flecken, die auf bedrückende Weise an Augen denken ließen, als begutachteten sie das Gemach und alle, die sich hier aufhielten. Fast unmerklich wichen die Anwesenden zurück, nur die kauernde Omphale und Albanus nicht.
»Ein Feuergeist«, erklärte Albanus gleichmütig, und ohne den Ton zu ändern, fuhr er fort: »Töte Omphale!«
Das blonde Mädchen öffnete den Mund zu einem Schrei, doch ehe sie auch nur einen Laut hervorbrachte, schoß der Elementargeist auf sie zu und schwoll an, um sie einzuhüllen. Ruckartig erhob die Magd sich und zuckte willenlos in dem Flammenei, das allmählich dunkler wurde und sie
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