Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
Verkaufstisch gelehnt stehen. »Hordo!« brüllte er. »Du alter Hunderäuber! Schneller als du bin ich immer noch.«
Der Bärtige, der fast so groß und noch breiter als Conan war, richtete sich auf. Eine Lederbinde bedeckte sein linkes Auge, und eine Narbe, die unter dem Leder hervor über die ganze Wange verlief, zog diese Seite seines Mundes zu einem ständigen Grinsen hoch. Ein schwerer Goldring baumelte von jedem Ohr, aber selbst falls sie Diebe verlockten, hätten das Breitschwert und der Dolch am Gürtel sie davon abgehalten, sich mit ihrem Besitzer anzulegen.
»Vielleicht bist du es, Conan«, brummte er. »Was machst du hier in Nemedien, ich meine, abgesehen davon, daß du Unterricht im Fechten bei einem ältlichen Edlen nimmst? Als ich dich das letztemal sah, warst du auf dem Weg nach Aghrapur, um in König Yildiz' Armee anzuheuern.«
Hordo war ein Freund, doch das war er nicht immer gewesen. Bei ihrer ersten Begegnung hatten der Einäugige und eine Schar Banditen Conan auf den Befehl Karelas – einer rothaarigen Banditin, die als die Rote Falkin bekannt war – in der zamorianischen Steppe an Händen und Füßen angepflockt. Später waren sie gemeinsam zum Kezankian-Gebirge geritten, um sich einen Schatz zu holen, den der Zauberer Amanar gestohlen hatte. Aus diesem Abenteuer waren sie jedoch mit nichts weiter als ihrem Leben hervorgegangen. Noch zwei weitere Male waren sie sich begegnet und hatten jedesmal gehofft, zu Reichtum zu kommen, aber für mehr als Wein und Bier bis zum Umfallen in der nächsten Schenke hatte es nie gereicht. Conan fragte sich, ob sie diesmal wieder gemeinsam etwas unternehmen würden.
»Das habe ich auch«, antwortete der Cimmerier. »Aber schon vor einem Jahr oder mehr habe ich den Dienst in der turanischen Armee wieder aufgegeben.«
»So wie ich dich kenne«, brummte Hordo, »war es bestimmt wegen einer Frau.«
Conan zuckte die breiten Schultern. Es sah ganz so aus, als hätte er immer wegen Frauen mit jemandem Schwierigkeiten. Aber da war er nicht der einzige.
»Und welche Frau vertrieb dich aus Sultanapur, Hordo? Als wir uns das letztemal trennten, besaßest du deine eigene Schenke mit einer üppigen Turanerin, der du schworst, nie wieder auch nur so etwas wie Zuckerzeug zu schmuggeln und keinen Fuß aus Sultanapur zu setzen, ehe man dich zu deiner Bestattung trug.«
»Es war Karela«, gestand der Einäugige hörbar verlegen. Er zupfte an seinem buschigen Bart. »Ich konnte ganz einfach meine Suche nach ihr nicht aufgeben, doch meine Frau verlangte das. Sie sagte, die Leute lachten mich aus und munkelten hinter meinem Rücken, daß ich nicht richtig im Kopf sei. Und sie sagte, sie wolle es nicht dulden, daß man sagte, sie hätte einen Mann geheiratet, der nicht alle seine Sinne beisammen habe. Sie hörte nicht auf, und ich hörte nicht auf. Also verabschiedete ich mich eines Tages und drehte mich auch nicht ein einziges Mal um.«
»Du suchst Karela immer noch?«
»Sie ist nicht tot! Ich bin ganz sicher, daß sie noch lebt.« Er packte Conan am Arm und blickte ihn fast flehend an. »Nicht ein einziges heimliches Wort habe ich über sie gehört, aber ich würde es wissen, wenn sie tot wäre. Hast du etwas gehört? Irgend etwas, das mir weiterhelfen könnte?«
Hordos Stimme klang gequält. Conan wußte, daß die Rote Falkin tatsächlich ihr Abenteuer im Kezankian-Gebirge überlebt hatte. Aber wenn er Hordo das sagte, würde er ihm auch erzählen müssen, wie er sie das letztemal gesehen hatte: nackt und in Sklavenketten, auf dem Weg zur Versteigerung. Er könnte natürlich erklären, daß er nur noch ein paar Kupferstücke in seinem Beutel gehabt hatte, bei weitem nicht genug, um eine vollbusige, grünäugige turanische Sklavin zu kaufen. Außerdem hätte er an den Eid erinnern können, den sie ihn hatte leisten lassen, daß er nie wieder auch nur versuchen würde, ihr das Leben oder die Freiheit zu retten. Karela war eine Frau mit eigenem Stolz, oder zumindest war sie es gewesen, denn wenn Hordo immer noch nicht wenigstens eine Spur von ihr gefunden hatte, erschien es ihm doch sehr wahrscheinlich, daß Peitsche oder Stock sie gebrochen hatte und sie jetzt zum Vergnügen eines dunkeläugigen Herrn tanzte. Und wenn er davon sprach, würde er dazu gezwungen werden, seinen alten Freund zu töten, der sich immer selbst Karelas treuen Hund genannt hatte.
»Das letztemal habe ich sie im Kezankian-Gebirge gesehen«, sagte er wahrheitsgetreu. »Aber ich bin sicher, daß sie
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