Conan-Saga 25 - Conan der Unüberwindliche
antwortete er gepreßt. »Du sollst die Sklaven haben.«
In ihren Augen las er kurz
befriedigte Gier, und das vergällte ihm den Moment. Sie würde ihn ohne Zögern
verlassen, fände sie einen, der ihr mehr zu bieten vermochte. Er wollte
sichergehen, daß es dazu nicht kam, aber trotzdem … Er könnte sie mit der
goldenen Schale und ihrem Herzblut an sich binden. Niemand, der sie sah oder
mit ihr sprach, würde je bemerken, daß sie nicht mehr wirklich lebte. Doch er
würde es wissen.
Jemand räusperte sich leicht.
Finster blickte Jhandar hoch und setzte sich auf. Zephran stand auf dem
Marmorweg, verbeugte sich tief über gefalteten Händen und vermied es, auch nur
einen Blick auf Davinia zu werfen.
»Was ist?« fragte Jhandar
verärgert.
»Suitai ist zurückgekehrt,
Großmeister«, erwiderte der kahlgeschorene Jünger.
Sofort schwand Jhandars Ärger
und mit ihm alle Gedanken an Davinia. Ohne auf seine Würde zu achten, stolperte
er auf die Füße. »Führe mich!« befahl er. Er bemerkte, daß Davinia ihnen
folgte, aber im Augenblick beschäftigten ihn wieder wichtigere Dinge als die
des Fleisches.
Suitai wartete in Jhandars
innerem Audienzgemach, dessen bronzene Löwenlampen zu dieser Tageszeit nicht
angezündet waren. Ein großer Sack lag vor den Füßen des Khitans auf dem
Mosaikboden.
»Wo ist Che Fan?« fragte Jhandar
sofort beim Eintreten.
»Umgekommen, hoher Herr«, antwortete
Suitai, und Jhandar hielt unwillkürlich im Schritt inne.
Obwohl ihm das Gegenteil bekannt
war, hatte Jhandar doch in einem Winkel seines Gehirns begonnen, die beiden
Meuchler für unsterblich zu halten. Es fiel ihm schwer, sich vorzustellen, was
einen von ihnen töten könnte.
»Wie?« fragte er knapp.
»Der Barbar brachte eine
hyrkanische Zauberin dazu, ihm zu helfen, großer Herr. Auch sie ist tot.«
Suitais Lächeln bedeutete, daß
er sie getötet hatte, dachte Jhandar ohne großes Interesse. »Und der Barbar?«
»Conan ist ebenfalls tot, hoher
Herr.«
Jhandar nickte bedächtig und
empfand eine unerklärliche Erleichterung. Dieser Conan war schließlich nicht
mehr als ein unwichtiger Strohhalm im Wind gewesen, der im Vorüberfliegen das
Auge auf sich gelenkt hatte. Suitais Lächeln war bei der Erwähnung des Barbaren
geschwunden, zweifellos, weil nicht er, sondern Che Fan den Burschen umgebracht
hatte. Manchmal dachte er, daß Suitais Blutdurst sich schließlich als
gefährlich erweisen mochte. Doch jetzt hatte er keine Zeit für solch
geringfügige Sorgen.
»Die Mannschaft der Galeere
wurde doch erledigt, wie ich es befahl, Suitai? Ich will keine Verbindung
zwischen mir und Hyrkanien.« Jedenfalls nicht, bis er imstande sein würde,
dieses Gebiet, das die Schamanen verwüstet hatten, unter seine Herrschaft zu
bekommen. Nicht, ehe seine Macht in Turan gesichert war.
Der hochgewachsene Khitan
zögerte. »Die Galeere wurde beschädigt, hoher Herr, und konnte nicht in See
stechen. Ich ließ die Besatzung mit dem Befehl zurück, auf mich zu warten.
Zweifellos haben die Küstenstämme sich inzwischen ihrer bereits angenommen.
Statt dessen heuerte ich das Schiff, das der Barbar benutzt hatte, und ging
weit nördlich der Stadt an Land.«
»Und die Besatzung dieses
Schiffes?«
»Tot, hoher Herr. Ich tötete sie
eigenhändig und lenkte das Schiff selbst zum Strand.« Ein unergründlicher
Ausdruck huschte über des Meuchlers üblicherweise unbewegtes Gesicht, und
Jhandar musterte ihn scharf. Verlegen scharrte Jhandar unter seinem Blick mit
den Füßen, dann fuhr er zögernd fort: »Der Kapitän, hoher Herr, ein fetter Mann
namens Muktar, sprang in die See. Ich zweifle nicht daran, daß er ertrunken
ist.«
»Du zweifelst offenbar an vielem
nicht, Suitai.« Jhandars Stimme klang weich, und doch schien Gift von ihr zu
tropfen.
Schweiß perlte auf der Stirn des
Khitans. Die Ungeduld des Zauberers mit jenen, die seine Befehle nicht genau
ausführten, war tödlich. Eilig beugte Suitai sich über den großen Sack zu
seinen Füßen.
»Ich brachte Euch dieses
Geschenk, hoher Herr.« Er öffnete den Sack und schüttelte eine junge Frau aus,
deren Handgelenke am Rücken an die Ellbogen, und deren Beine mit abgebogenen
Knien mit dünnen, einschneidenden Schnüren dicht an die Brust gebunden waren.
Sie brummte wütend in ihren Knebel, als sie auf den Boden geleert wurde, und
versuchte gegen ihre Fesseln anzukämpfen, doch nur ihre Zehen und Finger hatten
Bewegungsfreiheit. »Das Mädchen, das der Barbar aus der Festung stahl,
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