Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche
hell
ist, mag es schon zu spät sein.«
Der
Tätowierte nickte zögernd, aber Narus sagte: »Nimm wenigstens einen Trupp von
uns mit. Ihre Bande …«
Auch
ihn unterbrach der Cimmerier. »… ihre Bande würde uns kommen hören, bei dem
Krach, den so viele machen, und verschwinden. Nein, ich gehe allein! Machaon?«
Bedächtig
beschrieb der Veteran ihm den Weg.
Machaon
hat recht, dachte Conan, als ihm wohl zum hundertstenmal ein Zweig, den er
nicht gesehen hatte, ins Gesicht peitschte. In dieser Finsternis konnte man
sich wahrhaftig leicht den Hals brechen. Er zwängte sein Pferd durch das
Dickicht und hoffte, daß die Richtung stimmte. Als Junge hatte er gelernt, sich
nach den Sternen zu richten, doch unter diesen alten Eichen, deren mächtige
Kronen ein dichtes Dach bildeten, war der Himmel nur hin und wieder zu sehen.
»Du
bist weit genug gekommen!« rief eine Stimme aus der Finsternis. »Es sei denn,
du möchtest einen Bolzen in den Rippen!«
Conan
legte die Hand um den Schwertgriff.
»Das
nutzt dir auch nichts«, sagte eine andere Stimme und wurde zum Kichern. »Tenio
und ich wuchsen in diesem Wald auf, Großer, und wilderten nachts des Königs
kapitale Hirsche. Er sieht sogar noch besser als ich. Was mich betrifft,
könntest du genausogut unter dem Vollmond stehen.«
»Ich
suche Karela«, begann Conan, kam jedoch nicht weiter.
»Das
reicht«, sagte der erste. »Packt ihn!«
Plötzlich
zerrten grobe Hände den Cimmerier aus dem Sattel mitten in eine Gruppe Männer.
Er konnte nicht einmal ihre Anzahl erkennen, aber er faßte nach einem Arm und
brach ihn, was einen schrillen Schrei auslöste. Genügend Platz, um sein Schwert
zu ziehen, gab es nicht, auch nicht ausreichend Helligkeit, um es sinnvoll
einzusetzen. So riß er statt dessen seinen Dolch aus der Scheide und drosch
damit um sich. Verwünschungen und Schreie folgten, wann immer er traf.
Schließlich kam er jedoch nicht mehr gegen die Übermacht an, als er von allen
Seiten bedrängt wurde. Den Banditen gelang es, ihm die Hände hinter dem Rücken
zu fesseln und seine Fußgelenke so weit zusammenzubinden, daß er noch kleine
Schritte machen konnte.
»Ist
jemand schwerverletzt?« keuchte der Mann, der anfangs gekichert hatte.
»Mein
Arm«, jammerte einer, und ein anderer schimpfte: »Zur Hölle mit deinem Arm! Mir
hat er fast das Ohr abgeschnitten!«
Die
Dunkelheit verfluchend – nicht alle hatten Katzenaugen –, zerrten sie Conan auf
die Füße und durch die Bäume; immer wieder mußten sie ihn hochreißen, wenn
seine Fußfesseln sich an Wurzeln oder Dickicht verfingen und er stürzte.
Plötzlich
wurde eine Decke vor ihm zur Seite gezogen und er in einen Raum mit Steinwänden
gestoßen, den Binsenfackeln in verrosteten Wandhaltern beleuchteten. Ein
gewaltiger Herd, über dessen prasselndem Holzfeuer ein riesiger Kessel von
einem schwenkbaren Arm hing, nahm die Länge einer ganzen Wand ein. Decken an
den Fenstern – oder vielmehr schmalen Schießscharten – verhinderten, daß das
Licht hinaus in den umgebenden Wald fiel. Ein Dutzend Männer – eine
buntgemischte Schar von Rohlingen – hockten auf Bänken vor einfachen
Holztischen, tranken Wein aus Tonkrügen und löffelten gierig dampfenden Eintopf
aus Holzschüsseln.
Karela
stand auf, als die Männer, die Conan überwältigt hatten, sich hinter ihm in den
Raum drängten und sich laut über ihre Wunden und Blutergüsse beschwerten. Ihr
dunkles Lederwams, das sie über engen Beinkleidern aus blaßgrauer Seide und
roten Stiefeln mit hohem Schaft trug, war bis oben zugeschnürt, offenbarte
jedoch trotzdem den Ansatz der zartgetönten Rundungen ihres vollen, schweren
Busens. An einem Gürtel, den sie tief über den wohlgeformten Hüften trug, hing
ihr Krummsäbel.
»Du
bist also dümmer, als ich dachte, Cimmerier. Du zwingst mich, dich doch noch zu
töten.«
»Die
Bronzefigur, Karela«, sagte er drängend. »Du darfst sie nicht verkaufen! Sie
versuchen …«
»Bringt
ihn zum Schweigen!« fauchte sie.
»…
damit Al’Kiir zurückzuholen!« gelang es ihm gerade noch herauszubringen, ehe
ein Prügel auf seinen Hinterkopf herabsauste und ihm schwarz vor Augen wurde.
17.
Dieser
Narr! dachte Karela, als sie auf den reglos am Boden liegenden Cimmerier
starrte. War seine männliche Selbstüberschätzung so groß, daß er geglaubt
hatte, er brauchte nur hierherzureiten und sich die Statuette zu nehmen? Sie
kannte ihn als stolzen Mann und wußte, daß sein Stolz gerechtfertigt war.
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