Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche
schwang sich in den Sattel. »Du wirst hier gebraucht, um den
Gefangenen zu bewachen.«
»Als
ob zwanzig Männer nicht als Wächter für ihn genügten! So viel Gold …«
»Tor!«
Das Wort klang wie eine knallende Peitsche. »Du mußte erst noch denken lernen,
wenn du Männer führen willst. Der Nordmann ist trotz seiner Fesseln
gefährlicher als irgendein Mann, dem du je begegnet bist. Ich kann nur hoffen,
daß ihr fertigbringt, ihn gefangenzuhalten, bis ich zurück bin.«
Ehe
Jamaran die wütenden Worte hervorbrachte, die sie ganz deutlich an seiner Miene
ablesen konnte, gab Karela ihrer flinken Fuchsstute die Fersen und trabte den
schmalen Weg entlang, der kaum mehr als ein Wildpfad war. Viele ähnliche
kreuzten einander in dem dichten Wald, und sie war bald so weit, daß kein
Verfolger sie mehr finden würde.
Tatsächlich
glaubte sie nicht, daß alle ihre Männer nötig waren, um Conan zu bewachen. Doch
was sie dem riesenhaften Kushiten gesagt hatte, stimmte. Der Cimmerier war so
gefährlich, daß selbst sie größte Vorsicht walten ließ, obgleich sie sonst eher
verächtlich auf Männer herabsah. Sie hatte ihn kämpfen sehen, wenn die
Niederlage unvermeidbar schien, töten, wenn sein Tod so gut wie sicher war, und
siegen, wenn nur noch mit Vernichtung zu rechnen war. Doch nun, da Conan an
Händen und Füßen gefesselt war und von zwanzig Mann bewacht wurde, zweifelte
Karela nicht, daß er noch da sein würde, wenn sie zurückkehrte.
Sie
glaubte auch nicht, daß Jamaran ihr das Gold – oder was er sonst von ihr wollte
– wegnehmen könnte, ohne daß ihr Stahl ihm bei seinem Versuch das Leben nahm.
Doch ihr Stolz ließ nicht zu, daß der namenlose Edle Zeuge der offenen
Mißachtung des Kahlköpfigen für sie wurde. Außerdem würde der Edelmann sicher
noch weitere Aufträge haben – er hatte ihr ja bereits einen anderen angeboten
und ihn nur geändert, als er von der Bronzefigur erfahren hatte –, die er sich
jedoch überlegen würde, ihr zu geben, wenn er bemerkte, daß sie in ihrer Bande
keine Zucht halten konnte.
Als
Karela die Lichtung erreichte, auf der die Hütte stand, war die Sonne zu einer
blutigen, von den Wipfeln halbverborgenen Kugel geworden, und lange Schatten
fielen gen Osten. Wieder stand das Streitroß in rotschwarzem Panzer allein vor
der Tür. Langsam machte sie im Dunkel der Bäume eine Runde um die Lichtung. Es
war eine oberflächliche Suche, dessen war sie sich bewußt, aber sie war sich
auch der Statuette hinter dem Sattel allzusehr bewußt. Mehr als einmal hatte
sie bemerkt, daß sie weit nach vorn im Sattel gerutscht war, nur um die
Berührung mit der Wolldecke zu vermeiden, in die die Figur gewickelt war. Es
drängte sie danach, das Ding endlich loszuwerden.
Sich
selbst auslachend, galoppierte sie auf die Lichtung und saß ab. Die Decke trug
sie wie einen Sack. Sie stieß die grobe Holztür der Hütte mit dem Fuß auf.
»Nun, Lord Namenlos, habt Ihr mein …« Überrascht verschluckte sie die
restlichen Worte.
Der
hochgewachsene Edle war nicht allein wie bei ihrer ersten Begegnung. Eine Frau
in scharlachrotem Umhang mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze stand neben ihm.
Die kühlen dunklen Augen musterten Karela über einem Schleier aus fast
undurchsichtiger Seide. Karela erwiderte ungerührt ihre Musterung und warf die
Decke auf den Lehmboden vor den Füßen der beiden. »Hier ist Euer verfluchter
Götze. Wo ist mein Gold?«
Die
vermummte Frau kniete sich neben das Bündel und öffnete es hastig. Sie stieß
einen ehrfürchtigen Seufzer aus, als sie die gehörnte Figur ausgewickelt hatte.
Mit sanften Fingern hob sie sie auf den Tisch. Karela staunte, daß sie es
ertrug, die Statuette zu berühren.
»Es
ist Al’Kiir!« hauchte die Vermummte. »Es ist, was ich suchte, Taramenon.«
Karela
blinzelte. Lord Taramenon? Wenn es stimmte, was sie von seinen
Fechtkünsten gehört hatte, würde er kein leichter Gegner sein. Sie legte die
Hand um den Säbelgriff. »Ehe das Ding Euer ist, habe ich fünfhundert Goldstücke
zu bekommen!«
Die
Augen der Frau wandten sich ihr zu.
»Ist
es auch wirklich das, was du suchst?« fragte Taramenon.
Die
Vermummte nickte nachdenklich. »Es sieht ganz so aus. Wie heißt du, Mädchen?«
»Ich
bin Karela, Mädchen!« Die rothaarige Banditin betonte das letzte Wort. »Und nun
sollt ihr wissen, wie es euch ergehen wird, wenn Ihr das abgemachte Geld nicht
mitgebracht habt. Euch, mein feiner Lordling, werde ich nach Koth verkaufen, wo
Euer hübsches
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