Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche
dürft Ihr nicht! Valdric wird mich töten. Ich bin der Thronfolger. Er
wird mich töten!«
»Eure
Worte sind töricht«, konnte Conan sich nicht enthalten zu sagen. »Valdric
interessierte sich für nichts weiter, als sein eigenes Leben zu retten.
Vermutlich wird er sich schon nach einem Tag nicht mehr erinnern, daß Ihr Euch
im Palast aufhaltet.«
»Ihr
versteht nicht!« wimmerte Valentius und rang die Hände. »Valdric wird mich
ansehen. Das wird ihm ins Bewußtsein bringen, daß er am Sterben ist und ich
nach ihm König werde. Er wird an die vielen Jahre denken, die ich vor mir habe,
und er wird mich hassen. Und deshalb wird er mich töten lassen!« Er blickte
verzweifelt von einem zum andern und murmelte schließlich: »Das würde ich tun,
und er wird ebenso handeln!«
Machaon
spuckte vor Ekel auf den kostbaren turanischen Teppich. »Was ist mit
Blutsverwandten?« fragte er brummig. »Mit Freunden oder Verbündeten?«
Der
verängstigte Mann schüttelte den Kopf. »Wie soll ich wissen, wem von ihnen ich
trauen kann? Meine eigenen Wachen wandten sich gegen mich, Männer, die meiner
Familie jahrelang treu dienten.« Plötzlich wurde seine Stimme fester, und seine
Augen blickten listig. »Ihr beschützt mich! Wenn ich König bin, bekommt Ihr
Rang und Reichtum. Ihr sollt Antimides’ Palast haben und Graf an seiner Statt
sein. Ihr und Eure Männer sollt zur königlichen Leibgarde werden. Ich
verspreche Euch Reichtum über alle Maßen und Macht. Sucht Euch eine Frau, ob
edlen oder einfachen Blutes, und sie wird Euer sein. Zwei, wenn Euch das lieber
ist, auch drei! Nennt die Ehren, die Ihr Euch ersehnt! Jeder Wunsch soll Euch
erfüllt werden!«
Conan
verzog das Gesicht. Es stimmte, daß es keinen besseren Dienst für eine Freie
Kompanie als den von Valentius angebotenen geben konnte, aber er würde sich
lieber von einer Giftschlange anstellen lassen. »Was ist mit Iskandrian?«
fragte er. »Der General mischt sich nicht in die Streitigkeiten ein und
ergreift keine Partei.«
Valentius
nickte zögernd. »Wenn Ihr nicht in meine Dienste treten wollt …«, sagte er
mürrisch.
»Dann
wollen wir zusehen, daß wir von hier fortkommen«, schlug Conan vor. »Es wäre
nicht gut, wenn man uns über Antimides’ Leichnam gebeugt vorfände.« Als die
anderen aus dem Gemach eilten, warf er einen letzten Blick auf den Toten. In
welcher Zauberei Antimides sich auch immer verfangen hatte, der Cimmerier war
froh, daß er nicht davon betroffen war. Schaudernd folgte er den anderen.
16.
Die
Dämmerung breitete sich aus, als Conan in die Unterkunft der Kompanie
zurückkehrte. Das dichter werdende Grau, die hereinbrechende Schwärze der Nacht
paßten zu seiner Stimmung. Iskandrian hatte Valentius zwar bereitwillig in
seinen Schutz genommen und in der Kaserne untergebracht, aber ihre Geschichte
hatte er sich mit einem mißtrauischen Auge auf den Cimmerier angehört. Nur
durch Valentius’ Bestätigung, daß Antimides sich offenbar tatsächlich selbst
erdrosselt hatte, hatten die Söldner den langen Steinbau ungekettet verlassen
dürfen. Aber der mürrische Blick, mit dem der junge Lord Conan bedachte, als er
diese Erklärung gab, sagte mehr als Worte, daß er es sich anders überlegt
hätte, wäre er nicht selbst in Verdacht geraten.
Und
da war auch noch Synelle gewesen. Er hatte sie in einer seltsamen Stimmung
vorgefunden, einer Mischung aus Wut und Genugtuung. Sie wußte bereits von
Antimides’ Tod – obgleich Conan nicht gedacht hätte, daß sich das so schnell
herumsprechen würde –, das erklärte ihre Genugtuung. Aber sie hatte ihn heftig
ausgescholten, weil er ohne ihre Erlaubnis fortgeritten war, und auch, weil er
sich die Zeit genommen hatte, Valentius in Iskandrians Obhut zu bringen.
Letzteres
schien sie noch mehr zu erzürnen als das erstere. Er stand schließlich in ihren
Diensten, sagte sie, nicht in denen dieses Gecken Valentius, und er täte gut
daran, das nicht wieder zu vergessen! Zu seinem eigenen Erstaunen hatte er ihr
lammfromm zugehört, und das Schlimmste war, es hatte all seiner Willenskraft
bedurft, sie nicht auch noch um Verzeihung zu bitten. Er hatte noch nie
jemanden angefleht, weder Mann noch Frau, Gott oder Dämon. Und nun drehte es
ihm schier den Magen um, daran zu denken, wie nahe er dem gekommen war.
Er
riß die Tür zu seiner Schlafkammer auf – und blieb wie angewurzelt stehen. Im
Dämmerlicht sah er Julia nackt und an Händen und Füßen gebunden zu ihm
hochblicken und heftig gegen
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