Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche
hören!«
Conan
schüttelte sich, als Tenio und Jamaran sich neben ihn knieten. »Karela!« rief
er verzweifelt. »Hör mir zu! Diese Menschen sind gefährlich. Sie beabsichtigen,
das Böse …«
Tenio
versuchte, ihm einen Lappen in den Mund zu schieben, und schrie, als der
Cimmerier ihm die Zähne in die Hand grub. Jamaran versetzte Conan einen
Kinnhaken. Der Frettchenbursche riß seine Hand los, und Blut spritzte, als er
sie schüttelte. Ehe Conan noch etwas hervorbrachte, hatte Jamaran ihm den
Knebel in den Mund gestopft und mit einem Stoffstreifen um die Lippen
festgebunden. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, trat der Kahlgeschorene
Conan in die Rippen und zog den anderen gestiefelten Fuß zu einem zweiten Tritt
zurück, während Tenio seinen Dolch mit der unverletzten Hand zog und seine
Augen dabei mörderisch funkelten.
»Hört
sofort auf!« befahl Karela. »Laßt ihn in Ruhe!«
Zögernd
wandten die beiden sich von Conan ab.
Karela
konnte die gletscherblauen Augen auf sich spüren. Conan schüttelte wild den
Kopf, kämpfte gegen den Knebel an und knurrte heftig. Schaudernd wandte sie ihm
den Rücken zu und starrte ins Feuer.
Sie
wußte, daß sie es sich nicht gestatten durfte, dem jungen Riesen zuzuhören. Er
wäre noch immer imstande gewesen, sie zu allem zu überreden. Berührte er sie,
schmolz ihre Entschlossenheit. Diesmal, sagte sie sich, wird es anders sein!
Ihr
schien, als verginge die Nacht überhaupt nicht. Es konnte nur daran liegen, daß
Conans Augen auf ihrem Rücken brannten. Die Banditen legten sich schließlich
schlafen, die meisten streckten sich auf dem nackten Steinboden aus und
wickelten sich in Decken. Doch sie fand keinen Schlaf. Wie eine Tigerin im
Käfig ging sie hin und her. Der Stachel, der sie nicht zur Ruhe kommen ließ,
war ein steter Blick aus eisiger, blauer Tiefe. Am liebsten hätte sie ihm die
Augen verbinden lassen, doch sie wollte ja nicht einmal sich selbst gegenüber
zugeben, daß Conans Augen diese Wirkung auf sie hatten.
Endlich
ließ die rothaarige Schöne sich vor dem riesigen Herd nieder und betrachtete
die lodernden Flammen, als wären sie das Wichtigste auf der Welt. Doch selbst
da konnte sie dem Cimmerier nicht entgehen, denn sie stellte sich vor, wie er
sich in diesem Feuer wand, wie alle Martern der Verdammten sein Los waren, all
die Foltern, die er sich reichlich verdient hatte. Sie verstand nicht, weshalb
sie sich dabei noch elender fühlte, und schon gar nicht, weshalb sie sich immer
wieder heimlich Tränen aus den Augen wischen mußte.
Im
ersten Morgengrauen schickte sie Tenio mit dem roten Waffenrock nach Ianthe.
Den Tag über beachtete sie Conan nicht, sie verweigerte ihm auch Essen und
Trinken.
»Gebt
ihm Wasser und einen Bissen Brot, wenn ich fort bin«, befahl sie.
Die
Männer saßen herum, die meisten mit Würfel- oder Kartenspielen beschäftigt. Sie
versprachen es murmelnd und bedachten sie mit eigenartigen Blicken. Aber es
scherte sie nicht. Nicht einen Moment wollte sie gestatten, daß dem Cimmerier
in ihrer Anwesenheit der Knebel herausgenommen würde. Nicht, ehe sie die
fünfhundert Goldstücke in der Hand hatte, mit denen sie ihn verhöhnen konnte.
Nicht, bis sie innerlich wieder völlig ruhig war, und das war offenbar das
Schwierigste.
Die
Sonne wanderte langsam tiefer, und es wurde Zeit für Karela, zu der Hütte auf
der Lichtung zu reiten. Die noch in die Decke gewickelte Bronzefigur hatte sie
unter einem Baum liegen lassen. Es war niemand da, der sie stehlen würde, und
sie wollte nicht unter demselben Dach mit ihr weilen, wenn sie es vermeiden
konnte.
Als
sie das Bündel hinter ihrem Sattel festband – und vor sich hinmurmelte, weil
sich wieder ihr Magen umdrehte, wenn sie nur an diese schauderhafte Statuette
dachte –, trat Jamaran aus dem einzigen noch erhaltenen Turm der ehemaligen
Burg.
»Das
Ding ist wertvoll«, brummte er herausfordernd. »Fünfhundert Goldstücke, sagtest
du.«
Karela
antwortete nicht. Jetzt wäre ein genauso schlechter Zeitpunkt, ihn zu töten,
wie vergangene Nacht.
»Ich
sollte dich begleiten«, fuhr der Riese fort, als sie schwieg. »Um dafür zu
sorgen, daß du auch sicher mit dem Gold zurückkehrst. Dieser Edle ist
vielleicht ein Halunke, oder möglicherweise könnte etwas anderes dich mit
soviel Gold aufhalten.«
Karelas
Gesicht verfinsterte sich. Dachte der Narr, sie beabsichtigte, mit dem Gold
fortzureiten? Oder wollte er sowohl das Gold als auch sie haben? »Nein!« sagte
sie hart und
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