Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche
einen Knebel ankämpfen.
»Machaon!«
brüllte er. »Narus!« Hastig befreite er sie von dem Knebel. Ihre Fesseln waren
sehr fest geknüpft gewesen, und dadurch, daß sie sich dagegen gewehrt hatte,
waren sie noch tiefer in ihr Fleisch gedrungen. Er mußte seinen Dolch sehr
vorsichtig ansetzen, um nur die Stoffstreifen durchzutrennen und nicht die Haut
zu verletzen. »Wer hat das getan?« fragte er, während er sich bemühte, sie zu
befreien.
Stöhnend
bewegte sie die Kiefer, ehe sie zu antworten vermochte. »Laß nicht zu, daß sie
mich so sehen!« flehte sie schließlich. »Schnell! Beeil dich!«
Machaon,
Narus und Boros stürmten in die Stube, alle stellten gleichzeitig Fragen, und
Julia schrie. Als Conan die letzte Fessel löste, hastete sie zum Bett und griff
nach einer Decke.
»Geh
weg, Machaon!« rief sie und kauerte sich gegen das Bett. Ihre Wangen färbten
sich tiefrot. »Ich will nicht, daß du mich so siehst. Geh weg!«
»Sie
ist fort«, brachte Boros mit schwerer Zunge heraus und deutete in die Ecke, wo
Conan die Statuette versteckt hatte.
Jetzt
erst wurde dem Cimmerier bewußt, daß das Brett hochgestemmt und der Hohlraum
darunter leer war. Eisige Kälte rann durch ihn. Irgendwie erschien es passend,
daß der Tag so endete, daß das Unheil ihn wie die leeren Augenhöhlen eines
Totenschädels anstarrte.
»Vielleicht
schaffen wir es«, murmelte Boros, »wenn wir schnell reiten, daß wir die Grenze
überschritten haben, wenn sie eingesetzt wird. Ich wollte immer schon einmal
Vendhya kennenlernen oder auch Khitai. Kennt jemand ein noch ferneres Land?«
»Sei
still, alter Narr«, knurrte Conan. »Julia, wer hat die Figur genommen? Crom,
Mädchen, hör auf, mit der verfluchten Decke herumzufummeln und antworte!«
Ohne
in ihrer Bemühung innezuhalten, ihre üppigen Rundungen ganz unter der Decke zu
verstecken und sie möglichst unauffällig zu machen, funkelte Julia ihn an und
zog die Nase hoch. »Es war eine Dirne in Männerbeinkleidern und mit einem
Säbel.« Aus dem Augenwinkel warf sie einen Blick auf Machaon. »Sie hat gesagt,
ich habe ein Gesäß wie ein Junge, dabei ist es genauso rund wie ihres, nur
nicht so groß.«
Conan
knirschte. »Ihre Augen?« fragte er ungeduldig. »Waren sie grün? Und war ihr
Haar rot? Hat sie sonst noch was gesagt?«
»Karela?«
fragte Machaon. »Ich dachte, sie wollte dich töten, nicht bestehlen. Aber
weshalb hat Boros soviel Angst vor dem Ding, das sie mitgenommen hat? Du hast
uns doch nicht schon wieder in Zauberei verwickelt, Cimmerier?«
»Du
kennst sie!« rief Julia anklagend. »Das dachte ich mir, nach dem, was sie
gesagt hat über meinen …« Sie räusperte sich und fing noch einmal an: »Von
all dem, was sie gesagt hat, ist mir nur in Erinnerung, daß sie bei Derketo
geflucht hat und daß ich dir sagen soll, sie dankt dir für fünfhundert
Goldstücke. Hast du ihr wirklich so viel gegeben? Ich entsinne mich der
Kurtisanen meines Vaters, da kann ich mir nicht vorstellen, daß diese Karela
auch nur ein Silberstück wert ist.«
Conan
schlug sich mit der mächtigen Faust auf den Schenkel. »Ich muß sie finden,
Machaon, sofort! Sie hat eine Bronzefigur gestohlen, an die ich durch Zufall
kam. Sie ist ein Ding des Bösen, das unvorstellbare Vernichtung auslösen kann,
verkauft Karela sie an jene, die sie benutzen wollen, wie ich es befürchte.
Erklär mir genau, wie ich zu dieser Burgruine komme.«
Julia
stöhnte. »Das hat sie mit dem Gold gemeint? Sie bringt dieses höllische Ding zu
jenen, von denen Boros gesprochen hat? Mitra schütze uns alle – und das Land.«
»Ich
verstehe kein Wort«, brummte Machaon. »Aber eines weiß ich: Wenn du des Nachts
in den Sarelianischen Forst eindringst, wirst du dir den Hals brechen. Diese
Wildnis ist am Tag schon schlimm genug, aber sich im Dunkeln dort zurecht zu
finden, dazu müßte man da geboren sein.«
»Ich
kann sie finden«, warf Boros ein, wobei er leicht auf den Beinen schwankte,
»solange sie die Bronzefigur hat. Das Böse in ihr ist ähnlich wie ein
Leuchtfeuer.« Er krempelte die Ärmel an den knochigen Armen hoch. »Eine
einfache Sache der …«
»Wenn
du in deinem gegenwärtigen Zustand Zauberei versuchst«, unterbrach ihn Conan,
»werde ich eigenhändig deinen Kopf über dem Flußtor aufspießen.«
Der
Graubärtige blickte ihn zuriefst gekränkt an und murmelte etwas vor sich hin,
aber ansonsten hielt er sich zurück.
Conan
wandte sich Machaon zu. »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Bis es wieder
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